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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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ich mich um sie kümmern. Ich bin sauer, weil du mir nicht erzählen willst, was mit mir passiert. Weil du keine Garantien gibst.«
    »Wie wahr, wie wahr.« Ihre Flügel öffnen sich wieder.
    »Toll. Ich bin sauer, weil du mir das Gefühl gibst, dass Dinge möglich sind, wenn sie’s wahrscheinlich gar nicht sind, oder vielleicht sind sie’s doch, ich weiß es nicht. Ich bin sauer, weil   …«
    »Weil?«
    »Weil du schuld bist, dass es mir was ausmacht.«
    Dulcie wird sofort still. »Ja. Das tut mir leid.«
    Ihre Federn duften wie Regen nach einer Dürrezeit. Sie ist mir so nah, dass ich sie küssen könnte. Wenn ich jetzt nicht so sauer auf sie wäre, würde ich es vielleicht versuchen. Ich würde zuerst mit ihr raufen und dann würde ich sie küssen.
    »Und   … und deshalb bin ich, ähm. Sauer.«
    »Danke, dass du mir das gesagt hast.«
    »Keine   … Ursache.«
    »Cameron«, sagt sie und neigt sich mir zu. »Jetzt ist es Zeit.«
    »Zeit wofür?« Mein Mund ist ganz trocken.
    »Zeit. Genau zwanzig Minuten.«
    Mit gewaltigem Ächzen und Stöhnen richtet sich Typ Links, noch ganz beduselt, auf und reihert seine Hot Dogs in die Runde.
    »Die Zukunft ist noch nicht geschrieben, ja?«, sage ich. Dulcie antwortet nicht. »Scheiß drauf!«
    Ich reiß mir das E-Ticket -Band vom Arm und schleudere es ins Gras.
    »Cameron, warte!«, ruft Dulcie, aber ich bin schon losgerannt.
     
    Stundenlang laufe ich durch die Gegend, bis ich völlig ausgepowert bin. Als ich zurückkomme, pennen alle. Ich werfe ein paar Zweige in die Glut, setze mich hin und denke nach. Was Dulcie sagte, hat mich völlig durcheinandergebracht. Warum hat sie mir das nicht vorher erzählt? Kann sie sehen, was passieren wird?
    Ich reibe meinen Arm an der Stelle, wo das E-Ticket war. Meine Muskeln brennen, und ich fühle, wie in mir die Angst wächst, gepaart mit einer Spur Hoffnungslosigkeit.
    Ich höre etwas rascheln. Zuerst denke ich, es ist ein Tier, aber dann lässt sich Balder neben mir am Feuer nieder. Er trägt Keith’ Jacke um die Schultern und hält eine Tüte mit Marshmallows in der einen Hand. In der anderen hat er das E-Ticket , das er auf dem schmalen Streifen Erde zwischen uns niederlegt. Er blinzelt hoch zum Nachthimmel. »Ah. Siehst du, wie Hati Mani verfolgt? Er ist ein räuberischer Wolf, ein erbarmungsloser Jäger!«
    Dünne graue Wolkenfetzen reißen ihr Maul über dem Mond auf.
    »Das ist der Mond. Und das da eine Wolke, kein Wolf.«
    »Du irrst!«, sagt Balder fröhlich. »Es ist der   –«
    Ich schlage mit der Hand auf den Boden und das E-Ticket hüpft in die Höhe. »Das sind nichts weiter als Ammenmärchen, okay? Wie die Geschichten vom Weihnachtsmann oder von der Zahnfee. Es ist Schwachsinn, den wir uns selbst einreden, damit wir uns nicht fürchten.«
    Balder wendet sich wieder dem Feuer zu, und mir tut es leid, dass ich ihn angeschrien habe. Er spießt Marshmallows auf einen Stock. »Soll
ich
dir eine Geschichte erzählen?«,fragt er sanft. »Du musst sie nicht glauben, wenn du nicht möchtest.«
    Ich möchte gern Nein sagen. Oder vielleicht doch Ja. Aber ich bringe keinen Ton hervor. Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Und dann, als ob er meine Gedanken lesen kann, fängt Balder an zu erzählen.
    »Ich wünschte, du könntest meine Heimat besuchen. Voller Lebenskraft grüßt dich im Winter der Schnee. Jeder Atemzug, den du machst, ist ein Kampf – gegen die Kälte. Eisschollen treiben neben unseren Schiffen und die Segel erscheinen wie Gespenster im Nebel. Aber dann, der Frühling! Im Frühling ist das Land wie das Grün eines Bandes im güldenen Haar eines Mädchens vom Dorf, das du nur einmal flüchtig erblickt hast, als dich deine Rösser in die Schlacht führten. Aber du wirst das Antlitz dieses Mädchens für den Rest deiner Tage nie mehr vergessen. Felder voller güldener Halme reichen bis zum Meer! Große, schlummernde Felsriesen, die von Zeit zu Zeit mit fürchterlichem Gebrüll erwachen, die Erde zum Beben bringen, Feuer ausstoßen und uns daran erinnern, dass sich alles jederzeit ändern kann. An der großen Esche Yggdrasil, die unsere neun Welten zusammenhält, kümmern sich die Nornen um die Wurzeln, nähren sie, damit sie nicht zugrunde gehen, und entscheiden über das Schicksal der Menschen nach dem Maß eines Fadens. Über allem webt Frigg Wolken, die im ewigen Himmelsblau schweben wie die Augen von Riesen, die alles aus sicherer Entfernung bewachen. Und dann gibt es Breidablik, wo alle willkommen sind und

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