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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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sollte ich dir vertrauen? Oh, mein Gott!« Ich lache. »Ich bin mittendrin in diesem scheiß Nirgendwo, keine Medikamente, keine Ärzte – und das alles wegen dir!«
    »Du
lebst
, Cameron.«
    »Wie lange noch?«
    »Wie lange lebt jemand?«, fragt sie sanft.
    Am Lagerfeuer treiben es die Typen mit Balder wirklich ein bisschen weit. Nach meiner letzten Schätzung ist er zweimal erwürgt, viermal mit verschiedenen Gegenständen aufgespießt und mit Händen voll Steinen beworfen worden. Jeden Angriff hat er mit einem Lachen abgetan: »Ist das alles, was ihr könnt?« Ich wünschte, ich wäre so kugelsicher.
    Ich verschränke die Arme und starre Dulcie zornig an. »Sag mir meine Zukunft. Ich will’s wissen.«
    »Kann ich nicht. Das ist gegen die Regeln.«
    »Die Regeln haben wir lange hinter uns gelassen, Dulcie.«
    Sie gibt nicht nach, und ich kann der Art, wie sie ihr Kinnhält, entnehmen, dass sie sich in dieser Angelegenheit keinen Millimeter bewegen wird. Lustig, wie man mit der Zeit Details wie dieses über andere Menschen lernt.
    »Okay, gut. Schalten wir einen Gang zurück. Was weißt du über diese Clowns?«, frage ich. »Kannst du mir ihre Zukunft verraten?«
    Sie blickt in ihre Richtung. »Ich sag dir, Cameron, das ist keine gute Idee.«
    »Und ich denke, das ist die verdammt beste Idee seit Langem. Mach schon, schieß los.«
    Dulcie fummelt an den Schnürsenkeln ihrer Springerstiefel. »Nein«, sagt sie ruhig.
    »Dann geh zum Teufel!« Im Feuerschein sehe ich, wie Dulcie zusammenzuckt. Es ist nur eine kleine Bewegung, aber ich fühle mich mies, und ich wünschte, ich könnte meine Bemerkung zurücknehmen. Dulcie hält sich den Jelly-Beans-Beutel vors Gesicht, wie eine Wahrsagerin, die aus der Glaskugel liest. »Marty   – Typ Links – wird heute Nacht seine Hot Dogs auskotzen.«
    Dann greift sie in die Tüte und steckt sich eine grüne Jelly Bean in den Mund.
    »Du weißt, dass ich das nicht gemeint hab.«
    »Genau genommen
ist
das die Zukunft.«
    »Hör mal, du hast mich auf eine behämmerte Mission geschickt, und ich weiß nie, was von einem Augenblick zum nächsten passieren wird. Ich weiß nicht mal, ob ich weiterleben werde. Das Mindeste, was du für mich tun kannst, ist, mir ein paar bedeutungslose Dinge zu erzählen   –«
    Dulcie fährt hoch. »Nichts ist bedeutungslos, Cameron.«
    »Erzähl mir was über die Zukunft, ihre Zukunft, die großen Dinge, und zwar in der Langzeitfassung.«
    »Okay«, sagt Dulcie, aber sie will mich dabei nicht anschauen. »Er   – Typ Links – wird als Gastwirt enden, der das Lokal seines Onkels weiterführt. Er kriegt ein ernsthaftes Alkoholproblem und wird zweimal geschieden sein, bevor er vierzig ist. Er wird glauben, er kann mit den jungen Dingern, die für ihn arbeiten, ganz dicke sein, aber hinter seinem Rücken werden sie all ihre Freunde gratis bewirten und ihn Schimpansenhirn nennen.«
    Ich muss lachen. »Ha! Unglaublich! Schimpansenhirn. Und was ist mit den anderen?«
    »Dave   – Typ Rechts – wird heiraten und zwei Kinder haben, als Programmierer sein Geld verdienen und Spielzeugeisenbahnen sammeln. Er wird in seinem Keller dieses Modelleisenbahnset für Fortgeschrittene aufbauen und an den Wochenenden dran basteln.«
    Dave, Typ Rechts, isst gerade Bohnen, die er mit den Fingern aus der Büchse pult. Dabei tropft ihm Tomatensoße vom Kinn aufs Hemd.
    »Klingt langweilig.«
    Dulcie beobachtet ihn. »Er liebt das. Es ist sein Leben.«
    »Meinetwegen«, sage ich und halte ihr die Hand hin. Dulcie schüttet ein paar Jelly Beans hinein. Ich stecke mir eine mit Limetten- und eine mit Schokogeschmack in den Mund. Das schmeckt eigentümlich gut, gleichzeitig säuerlich und süß.
    »Was ist mit Typ Mitte?«
    Typ Mitte singt ein Lied über einen Kerl namens Louie und schlägt dazu inbrünstig die Saiten seiner Luftgitarre. Seine Albernheit hat etwas Gewinnendes. Dulcies Blick streift ihn flüchtig.
    »Keith   …« Sie zögert.
    »Ja?«
    »Keith   – Typ Mitte – wird nächstes Jahr das College abbrechen, sich bei der Army verpflichten und nach Übersee gehen.« Sie pickt sich die grünen Jelly Beans heraus und sortiert sie auf ihrer Handfläche.
    »Und?«, sage ich und versenke das letzte Geleeböhnchen. »Das war’s?«
    »Er wird jedem in seiner Truppe über den Tag erzählen, an dem ihn diese Typen zum Partyhaus mitgenommen haben und er Marisol traf, und wie sie ihm einen Kuss gab und dass das die geilste Zeit überhaupt gewesen sei und genau der

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