Ohne Ende Leben - Roman
dich in so ne gute Stimmung?«
Er setzt die Brille wieder auf die Nase. »Alter, wir fahren zum Partyhaus!«
Der Caddy packt die Hitze nicht, also stellen wir ihn, vielleicht zwei Meilen vor dem Partyhaus, am Straßenrand ab. An der Straße steht ein Hotel neben dem anderen.
»Können wir nicht einfach ’n Zimmer für eine Nachtnehmen? Ich brauch dringend ne Dusche«, sagt Gonzo. Er schnuppert an seinem T-Shirt und verzieht das Gesicht.
»Du wirst es überleben«, sage ich. »Wir holen uns Balder zurück und machen uns wieder auf den Weg, ohne Pause.«
Gonzo schnüffelt an meinem Hemd und fasst sich an die Kehle, als würde er ersticken. »Alter,
du
stinkst!«
»Aber nicht so schlimm wie du«, gebe ich zurück.
»Nicht so schlimm? Leck mich doch am Arsch, Alter! Hast du deinen Geruchssinn gekillt? Ernsthaft, du wirst nichts von der Action mitbekommen, wenn du dich nicht zurechtmachst.«
»Ich suche keine Action. Ich suche unseren Gartenzwerg.«
Zwei gepiercte Bauchnabel im Bikini gehen an uns vorüber. Eins der Mädchen hat ein Skateboardtattoo am Arm. Mr Happy schwillt ungebeten an, um Hallo zu sagen, als ob er der Sheriff in dieser Stadt hier wäre. Als die Mädchen weitergehen, atme ich tief ein. Heilige Scheiße! Mit meinem Gestank könnte ich jemanden töten.
»Hab ich dich nicht gewarnt? Nur für eine Nacht, Alter. Komm schon. Schließlich ist Partytime!« Er hüpft auf und nieder, zieht an meinem Stinkeshirt und quengelt wie ein kleiner Bruder.
»Okay«, sage ich. »Aber es muss was Saubilliges sein.«
Das ist ganz schön anstrengend, aber wir finden ein einfaches Bungalowmotel. Ich hasse es, die Kreditkarte zu benutzen, aber da wir längst wieder verschwunden sind, bevor sie was ausfindig machen können, sind wir vermutlich sicher. Und die Dusche tut Wunder!
Gonzo platzt herein. »Alter! Du musst unbedingt sehen, wie viele Leute hier sind! Das ist der Hammer!«
Am Strand geht es zu wie in einem Bienenschwarm.Überall wird Volleyball und Beachtennis gespielt. Mädchen sonnen sich auf Strandtüchern und haben dabei ihre Bikinioberteile am Rücken geöffnet. Das Partyhaus schimmert am Horizont – ein ausladender, ultramoderner Glaspalast. Auf dem Platz und drum herum gibt es ein paar Bühnen. Ich glaube, irgendetwas wird gefilmt. Überall stehen Kamerateams herum und wir müssen über eine Menge Kabel steigen.
Eine Gruppe von telegenen Teens mit Headsets und in Badeklamotten bearbeitet die Leute.
»Hey, möchtest du in unserer T V-Show dabei sein?«, fragt eine Schwarzhaarige im gelb geblümten Bikini. Sie hält ein Klemmbrett in der Hand und einen Kitty-Cat-Stift, der so aussieht, als gehöre er einer Drittklässlerin.
»Wir müssen jemanden finden …«, sage ich und recke den Hals.
»Kannst du mir nur’n paar schnelle Fragen beantworten? Bitte? Du würdest mir total aus der Patsche helfen.«
»Nichts wie ran. Mach dir keine Sorgen um mich«, sagt Gonzo. Er inspiziert eine Gruppe tätowierter Typen, die gerade Zigaretten rauchen.
Das Mädchen lächelt mich an. »Bitte?«
»Nur ne Sekunde«, sage ich, und zu Gonzo gewandt: »Okay. Aber halt den Ball flach. Wir treffen uns in einer Stunde dort drüben bei der Bühne. Kapiert?«
»Bühne. In einer Stunde«, sagt er. Er geht direkt auf die Typen zu und quatscht sie an. Das ist das Erstaunliche an Gonzo: Trotz all seiner durchgeknallten Sterbephobien ist er Menschen gegenüber absolut furchtlos.
»Bereit?«, fragt das Mädchen und nimmt mich am Arm.
»Denke schon«, sage ich und folge ihr ins Partyhaus.
»Wie heißt du?«, fragt sie und führt mich in ein gigantisches,verglastes Wohnzimmer, wo wir uns zwischen schweißnassen Tänzern durchquetschen müssen. Bei dem dumpfen Bassgedröhne der Musik kann ich sie kaum verstehen.
»Cameron«, sage ich. »Und du?«
»Iphigenia«, ruft sie.
Wir verlassen das Wohnzimmer und kommen in einen Küchenbereich, wo ein paar Kids vor einer dreiköpfigen Jury aus Manuskripten vorlesen. Die Juroren geben ihre Statements zur Lesung ab, »Etwas mehr beleidigt« oder »Kitzle das Dramatische hervor«.
»Was ist das?«, flüstere ich.
»Oh«, sagt Iphigenia, »wir casten für ein Realitymercial. Das ist wie eine Reality-T V-Show mit einem Anteil Infomercial. Wenn dir was davon gefällt, kannst du jedes der Leben aus der Show bestellen, und, ähm, du kannst sie deinen Maßen anpassen.«
»Maßgeschneidertes Leben?«
»Ja. Wir senden dir die Kleidung zu und den Namen und die Hintergrundstory. Dann
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