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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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zu halten?«
    »Ich kann dich lange genug halten, bis wir Balder zurückgewonnen haben. Du musst nur die Kelle schnell in die Höhe heben.« Gonzo ist schwerer, als ich dachte. Meine Muskeln spüren die Last, aber die fünf Minuten, die das dauern sollte, halte ich es aus.
    »Wie hoch gehen wir?«, ruft Gonzo herunter.
    »Sechshundert«, krächze ich zurück. Mein Nacken bringt mich noch um.
    Die Versteigerung beginnt. Zuerst geht es rasend schnell. Aus allen Ecken und Enden wird geboten. Aber als die Gebote dreihundert Dollar erreicht haben, steigen die meisten Leute aus. Nur wir und ein paar andere Typen bieten noch in Fünfundzwanzig-Dollar-Schritten.
    »Habe ich drei fünfzig gehört?«, ruft Marisol in die Menge. »Drei fünfzig also!«
    »Gonz! Wer bietet gegen uns?«, presse ich hervor. Für eine kleine Person ist er ganz schön massiv.
    »Diese Arschlöcher vom Wagen. Seine Kumpels«, sagt er.
    Gonzos Kelle geht in die Höhe. Wir bieten wechselseitig, bis wir bei fünfhundertfünfundzwanzig Dollar sind. Noch haben wir fünfundsiebzig Dollar auf der Bank. Ich schwitze wie ein Arschloch. Meine Muskeln werden steif und fangen an zu zucken. Nicht jetzt, Mann. Bitte nicht jetzt!
    »Sie werden schwach«, brüllt Gonzo.
    Seine Kelle geht hoch. Marisol bestätigt fünfhundertfünfundzwanzig Dollar. Das Zucken wandert armabwärts bis in meine Beine. Meine Knie knicken ein.
    » G-Gonzo «, stottere ich, »ich kann dich nicht mehr halten.«
    »Nur noch ne Sekunde, Alter.«
    Die Typen machen ein Gegengebot von sechshundert Dollar. Marisol will die Sache beenden. Sie ruft: »Zum Ersten, zum Zweiten«, genau als meine Beine nachgeben und Gonzo und ich zu Boden gehen. Ich höre Marisol rufen: »Und zum Dritten!« Wir haben Balder verloren.
    »Alter, was zum Teufel   …?«, brüllt Gonzo und reibt sich den Kopf. Ein Typ mit tätowierten Armen geht in die Hocke und fragt Gonzo, ob er okay ist.
Ja, mir geht’s gut, danke. Kein Untersuchungsbedarf. Lass mich einfach liegen. Und tritt nicht auf mich drauf!
    »Bist du okay?«, fragt mich Gonzo, fast so, als ob es ihm erst jetzt eingefallen ist.
    »Nein«, sage ich und richte mich mühsam auf. »Wir haben Balder verloren.«
    »Wir kriegen ihn zurück«, sagt er und tastet seinen Kopf ab. »Ich geh dann mal ins Erste-Hilfe-Zelt.«
    »Hab’s kapiert«, schnauze ich ihn an.
    Auf der Bühne begrüßt Keith seine Kumpel. Dann überreichter Marisol den Gartenzwerg als Geschenk. Sie quiekt und kreischt, nimmt den Preis, hält unseren Gartenzwerg hoch und zeigt ihn der Menschenmenge.
    »Er ist so süüüüüüüüß!«, quietscht sie. »Wir werden ihn bei der neuen Werbekampagne für
Doppeltes Risiko
einsetzen.« So was liebt das Volk. Die Leute toben. Ich erinnere mich an die letzten T V-Spots für diese Show. Da war ein Stoffbär dabei. In einem Spot haben sie ihm mit einer Kettensäge den Arm abgetrennt, in einem anderen steckten sie ihm einen Böller in den Mund und zündeten ihn an. Nach fünf Spots war von ihm nichts weiter übrig als ein bisschen schmutziger, verbrannter Flaum, der an einem Glasauge hing.
    »Hey, machen wir ein Foto!«, ruft Typ Mitte Keith, Arschloch und Dieb von Gartenzwergfreunden anderer Leute. Er legt den Arm um Marisol. Und sie gibt ihm einen dicken Kuss auf den Mund.
    »Whooo-hooo! Das ist der rockigste Tag meines Lebens!«, kreischt Keith. Die Typen verfallen in dieses seltsame Hundegeheul, das sie immer anstimmen, wenn sie ihre Sympathie für irgendwas kundtun wollen. Mein Herz sinkt in die Hose, zum einen, weil ich Balder verloren habe, und zum anderen, weil ich Keith irgendwie auf einen Pfad des Untergangs geführt habe. Ich hasse es, das zu wissen, und ich hasse es, dass ich ihn nicht einfach hassen kann.
    »Hey, Marisol!« Keith grinst wie ein Honigkuchenpferd. »Soll ich dir mal meine Schraube zeigen?«
    Kollektive Sprachlosigkeit in der Menschenmenge. Marisols Mund steht offen. Keith zieht meine Zauberschraube aus seiner Hosentasche und gibt sie ihr. »Hier. Das ist eine Zauberschraube. Sie soll dir Glück bringen.«
    Jetzt lachen die Leute sogar. Nur Marisol sieht so aus, alswolle sie Keith eine schmieren, aber, hey, sie ist auf Sendung, und sie muss wenigstens so tun, als ob sie cool ist. Also lacht sie mit und sagt: »Ohmeingott, du bist ja so was von witzig!« Die Menge skandiert immer und immer wieder »Zau-ber-schrau-be!«. Und dann beendet Marisol das Programm mit ihrem markengeschützten Spruch: »Ich bin Marisol, Ende der Durchsage und

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