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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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zurenne. »Gonzo – das Wasser! Geh ins Wasser!«
    »Alter!«, schreit Gonzo und deutet hinter mich. Ich wage einen Blick zurück und sehe, dass noch zwei Typen mit Baseballmützen und Sonnenbrillen auf uns zurennen. Dann sind es drei, dann vier – fünf große Kerle mit verspiegelten Sonnenbrillen und Mützen der Vereinigten Schneekugel-Großhändler.
    »Scheiße«, fluche ich. Vor uns liegt der Ozean, sonst nichts. Und wo sollen wir hinschwimmen?
    »Okay. Ausweichmanöver«, sage ich und blicke mich suchend um. »Gonz, du brichst nach links durch, zum Tacostand. Ich hau nach rechts ab und versuch, zum Landungssteg zu kommen. Und Balder   –«
    Balder steht felsenfest im Sand. »Ich bleibe hier und warte auf die
Ringhorn

    »Aber Balder   –«
    »Ich werde warten!«, beharrt er. »Diese Männer können mir nichts zuleide tun. Ich werde ein würdiges Ablenkungsmanöver inszenieren. Tut, was ihr tun müsst, und überlasst das mir.«
    »Okay«, sage ich. »Zwei   … drei   … und ab!«
    Gonzo und ich rennen in entgegengesetzte Richtungen. Mit einem Schlachtruf nähert sich Balder den Schneekuglern und schwingt das Stück Treibholz wie der knallharte Krieger, der er in seinem Innersten ist. Einer der Kerle rennt in Höchstgeschwindigkeit hinter mir her.
    Meine Beine brennen und meine Lungen auch, und dann stolpere ich. Ich versuche, wieder auf die Beine zu kommen,aber es fällt mir schwer. Mein E-Ticket ist fast aufgebraucht – nur ein winziges Fitzelchen von
Tomorrowland
ist noch drauf.
    »Cameron!« Dulcie ist da und reicht mir ihre Hand.
    Ich ergreife sie, schlinge die Beine um Dulcies Körper und – wir fliegen den Strand entlang. »Boah!«
    Dulcie dreht meinen Kopf so, dass ich sie ansehen muss. »Schau einfach nicht nach unten und lass nicht los.«
    »Glaub mir, ich tu keins von beidem.«
    Hinter uns schwirrt etwas. Dulcie schreit auf, wir taumeln durch die Lüfte und landen im Sand. Dulcie liegt zusammengerollt da.
    »Bist du okay?«
    »Bruchlandung.« Sie setzt sich auf und greift sich an die Schulter. Von ihrem Flügel fallen angesengte Federn.
    »Was ist passiert?«
    Als Antwort zischt eine Kugel vorüber. Ein VS G-Mitarbeiter kämpft sich durch den weichen Sand. Seine Pistole funkelt in der Sonne.
    »Halt dich fest«, krächzt Dulcie.
    »Du kannst doch so nicht fliegen, oder?«
    Dulcie wartet nicht. Sie zieht mich an sich, und dann flattern wir am Strand entlang, halb fliegend, halb laufend. Aber mit Dulcies verletztem Flügel können wir nicht richtig abheben.
    »Ahhhh!« Eine Kugel streift Dulcies anderen Flügel und wir fallen auf den Landungssteg. »Lauf hinaus!«, befiehlt mir Dulcie.
    Dieses Mal schleppe
ich
sie. Von allen Seiten umschließt uns der Ozean.
    Sie versucht zu lächeln, aber ich kann den Schmerz in ihren Augen sehen. »Das Wasser, Cameron.«
    »Nein. Nicht das Wasser«, sage ich.
    »Du wirst das schaffen.«
    »Ist das eine sichere Sache oder so ein Die-Zukunft-kann-verändert-werden-Ding?«
    Dulcie antwortet nicht. »Cameron«, flüstert sie. Ihre Stimme klingt wie das Gurren einer Taube und ihre Flügel riechen nach Regen und Rauch. Sie schubst mich kräftig und ich fliege rückwärts in den Ozean. Das Wasser fühlt sich kalt an und schwer, als ob ich in eine Decke voller Schnee gewickelt bin. Es ist ein Gefühl wie damals, als ich fünf war und in
Disney World
unterging. Dulcie steht am Rand des Steges. Mitarbeiter #457 der Vereinigten Schneekugel-Großhändler richtet eine Pistole mit aufgesteckter Sprühdüse auf sie. »Hab ich dich!«, knurrt er.
    Dulcie schließt die Augen, als er den Abzug drückt. Ein greller Blitz schießt aus dem Lauf. Dann ist Dulcie verschwunden. Wo sie gerade noch stand, liegt nichts weiter als eine Schneekugel.
    »Dulcie!«, brülle ich. »Dulcie!«
    »Du bist der Nächste.« Mitarbeiter #457 richtet den Lauf auf meinen Kopf.
    Ich hole tief Luft und lasse mich vom Ozean verschlingen.
     
    »Cameron, schau dir das an! Ist das nicht wunderschön?«
    Mom deutet auf die Marionette eines Inuitjungen, der immer und immer wieder ein und denselben Fisch aus einem Eisloch zieht. Der Schnee glitzert. Ein Kinderchor singt, dass wir am Ende doch in einer kleinen Welt leben. Diese Fahrt ist das verblüffendste aller Abenteuer in
Disney World
. Am liebsten möchte ich sie immer und immer und immer wieder machen.
    »Ich will im Schnee spielen!«, sage ich zu Mom.
    »Wir müssen im Boot bleiben, mein Schatz.«
    Ich sehe eine winzige Tür hinter dem Iglu. »Wo

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