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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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und ich drehe mich weg, damit Gonzo sie nicht sieht.
    »Hey, guck mal«, verkündet Gonzo. »Dieser Wagen wird angetrieben vom Zwerg des Schicksals!«
    Ich wische mir die Tränen am Oberarm ab. »Alle sagen, dass du paranoid bist.«
    »Im Nordischen mag man die Dinge gerne wyrd, schicksalsträchtig«, klinkt sich Balder ein.
    »Der war gut«, sagt Gonzo und kichert.
    »Befreit die Schneekugeln!«, schreie ich zum Himmel.
    »Be-freit die Schneekugeln, be-freit die Schneekugeln, be-freit die Schneekugeln   …« Balder verfällt in einen rhythmischenGesang, und wir stimmen ein, bis wir vor lauter Lachen nicht mehr können.
    Der Augenblick geht vorüber. Jetzt sind wir irgendwo anders, und das ist auch okay. Aber tief drinnen, in unserer Erinnerung, ist dieser einzigartige Augenblick aufgehoben und sickert durch bis in unsere DNA.   Und wenn unsere Zellen eines Tages zerstreut werden, wann immer das auch geschehen mag, wird dieser Augenblick in ihnen weiterleben. Diese Zellen könnten der Baustein für irgendetwas Neues sein. Für einen Planeten oder für einen Stern oder für eine Sonnenblume oder für ein Baby. Vielleicht auch für eine Kakerlake. Wer weiß das schon? Was immer es ist: Dieser Augenblick hier und jetzt wird ein Teil von uns bleiben und wir werden ein Teil von ihm sein.
    Und wenn’s nun tatsächlich eine Kakerlake wird? Na ja, dann wird das die glücklichste Scheißkakerlake auf dem gesamten Planeten sein. Das kannst du mir glauben!

KAPITEL SIEBENUNDVIERZIG
    In welchem wir unvorbereitet auf das Unerwartete treffen
     
    »Ich   … ich glaub, ich seh es!« Balder stockt der Atem. »Dort, am Horizont, wo die Sonne versinkt – das ist mein Schiff. Das ist die
Ringhorn

    Gonz und ich spähen hinaus auf den Ozean, der im Licht der verblassenden Sonne golden leuchtet. Zwar blendet das Licht noch immer, aber ich sehe kein Schiff. Balder rennt am Strand entlang und redet ganz aufgeregt in seiner Muttersprache. »Ich brauche meine Habseligkeiten«, sagt er mit einer Spur von Besorgnis in der Stimme. »Ich habe sie im Wagen gelassen.«
    »Nur die Ruhe. Ich hol sie. Behalte du nur weiter das Schiff im Auge«, sage ich und laufe zum Parkplatz. Zwei Cops auf Fahrrädern patrouillieren am Strand und blockieren meinen Weg. Scheiße.
    Ich drehe um und renne einem Typen mit einem Schnurrbart direkt in die Arme, der eine verspiegelte Sonnenbrille trägt und eine Baseballmütze. »Hallo! Darf ich dich kurz stören, um mit dir über deine Sicherheit zu sprechen?«, fragt er.
    »Äh, wissen Sie, gerade jetzt ist es ganz schlecht.«
    »Um sich auf das Unerwartete vorzubereiten, ist keine Zeit zu schlecht«, sagt er. »Wie willst du sonst deine Freunde und Verwandten im Falle eines Falles beschützen?«
    Mein Blick ist auf die Cops gerichtet. Sie radeln davon. Ja!
    »Hey, wie heißt du?«
    »Junior. Junior Webster.«
    »Wirklich? Ich glaube nämlich, dass du Cameron Smith bist und tief in der Scheiße sitzt.« Er packt meinen Arm mit eisernem Griff. Auf seiner Baseballmütze steht VEREINIGTE SCHNEEKUGEL-GROSSHÄNDLER. »Mitarbeiter Nummer vier siebenundfünfzig ruft Zentrale«, spricht er in ein Walkie-Talkie. »Terrorverdächtiger in Gewahrsam. Die beiden anderen Subjekte im Visier. Unterstützung erbeten. Over.«
    Eine gedämpfte Stimme antwortet ihm.
    »Verstanden. Los, holen wir deine Freundchen«, sagt er und dreht mir den Arm auf den Rücken.
    »Bitte«, sage ich und schlucke heftig. »Sie machen einen großen Fehler. Ich hab versucht, die Welt zu retten, euch Jungs inklusive!«
    Er angelt nach einem Paar Handschellen. »Halt einfach still.«
    Ich bin nicht so weit gekommen, um mit irgendeinem selbst ernannten Ordnungshüter zurückzukehren, der seine Tage damit zubringt, Warenhäuser mit Schneekugeln vollzustapeln. »Sie sind nicht mein Daddy!«, schreie ich. »Ich will nicht in Ihren Van! Sie sind nicht mein Daddy!«
    »Was?«, sagt er.
    »Hey, lass das Kind in Ruhe!« Auf dem Parkplatz steigt ein schwergewichtiger, tätowierter Motorradfahrer von seiner Maschine und krempelt seine Ärmel zurück.
    »Das ist ein Terrorist!«, schreit Mitarbeiter #457 zurück.
    »Pass auf, dass ich dir nicht in den Arsch trete!«
    Mitarbeiter #457 lockert seinen Griff, und ich nutze die Gelegenheit, um mich Richtung Strand abzusetzen.
    »Hey!
Hey!
« Der Hobbypolizist fordert mit seinem Walkie-Talkie sofortige Unterstützung an.
    Gonzo liegt ausgestreckt im Sand. Er sieht, wie ich die Beine in die Hand nehme und auf ihn

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