Ohne Ende Leben - Roman
verschwunden. Ich gerate in Panik. Was ist, wenn sie auch ins Loch gezogen wurde? Aber dann entdecke ich sie in der Menge, pink und weiß.
Ich renne auf sie zu.
KAPITEL SECHSUNDVIERZIG
Handelt davon, was passiert, wenn Balder seinen Tag am Strand verbringt
Nachdem wir uns mit Salzstangen und Limo aus dem Minimarkt versorgt und unsere Sachen gepackt haben, sind wir abfahrbereit. Drew hat es geschafft, den Caddy zu richten, aber der Wagen sieht mitgenommen aus. Er ist total mit Sand und Straßenstaub verklebt. Quer über die Heckscheibe hat jemand mit den Fingern WASCH MICH geschrieben. Ich wünschte, der Wagen wäre mit noch mehr Staub verkrustet. Wahrscheinlich hält jeder Cop in Florida inzwischen Ausschau nach ihm. Gonzo streicht mit der Hand über seinen Irokesen und schaut auf das Foto von Drew vor dem Partyhaus, das Balder von ihm gemacht hat.
»Hey, weißt du, du musst nicht mit mir mitkommen«, sage ich. »Kein Problem, wenn du den Rest der Frühlingsferien hier verbringen willst.«
»Er hat meine E-Mail -Adresse und meine Handynummer und alles.«
»Scheint ein toller Typ zu sein«, sage ich.
»Ist er«, sagt Gonzo mit einem leichten Seufzer.
»Bist du sicher, dass du nicht bleiben willst?«
Gonzo stößt mir den Ellbogen in die Seite. Ich stupse zurück. Er stößt mich wieder, bis ich »Au« schreie.
»Ich bin dein Beifahrer«, sagt er, »zu deinem Schutz.«
Ich nicke. Wir stehen da und beobachten Balder, wie er Drew, der immer kleiner wird, Anweisungen hinterherbellt, bis ich weiß, dass Drews Kopf nichts weiter sein wird als ein kleiner Punkt in der linken Ecke des Fotos.
Hinter einem grünen Kombi steht Dulcie und winkt mir zu. Ich stehle mich von meinen Freunden weg und gehe zu ihr. »Kommst du mit?«
»Ich hol euch ein«, antwortet sie. Als ich enttäuscht gucke, fügt sie hinzu: »Mach dir keine Sorgen, ich bleib in eurer Nähe.«
»Weil ich der harte Typ bin, der das Universum gerettet hat, stimmt’s, Prinzessin?« In der Erwartung, eine geklatscht zu bekommen, nehme ich Haltung an.
»Ja.« Sie lacht und küsst mich auf die Nase. »So was Ähnliches.«
Damals in der Sackgasse habe ich Balder versprochen, dass wir ihn zum Meer bringen, um die
Ringhorn
aufzustöbern und ihm so die Rückkehr in seine eigene Welt zu ermöglichen. Ich wusste nicht, dass uns so wenig Zeit bleiben würde. Mein E-Ticket zeigt den letzten Streifen an –
Tomorrowland
–, und der verblasst bereits.
»Mach dir wegen mir keine Sorgen, Cameron. Du musst tun, was für deine Mission richtig ist«, sagt Balder mit stoischem Gesichtsausdruck.
Gonzo gibt ihm einen kleinen Klaps auf den Rücken. »Du kannst bei uns bleiben, Alter. Ich könnte dir das
Captain Carnage -Spiel
beibringen.«
»Klar. Danke«, sagt Balder und versucht zu lächeln. Aber in seinen Augen kann ich das Heimweh sehen, und wir
sind
am Strand, genau in diesem Augenblick und genau hier. »Wer möchte in der Brandung baden?«, frage ich.
Balders Augen leuchten auf. »Aber deine Mission, Cameron?«
»Die kann noch ein paar Stunden warten«, lüge ich.
»Wenn ich einst wieder in der Gesellschaft von Odin und Freya bin, werde ich ihnen von den beiden tapfersten Seelen erzählen, die ich je getroffen habe. Eure Namen werden in der goldenen Halle der Götter erklingen«, sagt Balder und schnieft ein bisschen.
»Erzähl ihnen nur nicht, dass du deine Runen in der Nähe deiner Zwergenweichteile aufbewahrst, Amigo«, witzelt Gonzo. »Das ist nämlich wirklich abstoßend.«
Wir fahren ein paar Meilen am Meer entlang, bis zu einem ruhigen Strandabschnitt. Keine Collegezecher weit und breit. Nur ein paar Familien mit Kindern wärmen sich in der Spätnachmittagssonne und ein Handvoll alter Leute, die in ihren Strandkörben lagern. Wir lassen uns weit von ihnen entfernt nieder, obwohl sie uns keinerlei Beachtung schenken. Sie genießen ihre eigenen Tagträume vom Paradies.
Balder ist wieder in seine Surferkluft geschlüpft. Er zieht seine Badelatschen aus und watet bis zum Saum des Wassers. Eine Welle überspült seine Zehen.
»Wahnsinn!«, ruft Balder. Ich habe ihn noch nie so glücklich gesehen. »Das ist … grandios!« Er legt die Hand über die Augen, um nicht geblendet zu werden, und hält nach seinem Schiff Ausschau.
Ich hebe ein Stück Treibholz auf, das an den Strand gespült wurde, und schreibe damit meinen Namen in den Sand. Die Ausläufer der Wellen fließen darüber und formen aus dem Namen irgendein neues Wort, bevor sie auch
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