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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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begreife, dass er Gonzo meint. Aus dem Augenwinkel sehe ich Gonzo in seinem Hundekostüm drüben bei den Toiletten stehen. Er hat das Handy immer noch an sein Ohr gepresst, schlürft eine Limo und lacht.
    »Er ist unschuldig«, sage ich. »Ich hab ihn gezwungen, mit mir zu kommen. Mit vorgehaltener Waffe.«
    Mitarbeiter #221 scheint das zu begreifen und ich spinne die Geschichte weiter aus: »Wissen Sie, wie oft dieser wahnsinnige Knabe versucht hat zu entkommen? Er wollte sogar der Bedienung im
Preakfast Pretzel
einen Hilferuf zuschieben.«
    Gonzo dreht sich um und geht auf uns zu.
Bitte. Bitte, komm nicht näher, Gonzo,
flehe ich im Stillen. Als ob er mich hört, schaut Gonzo von seinem Handy hoch und erstarrt. Kaum merklich nicke ich in Richtung des beeindruckend schnauzbärtigen VS G-Agenten vor mir. Gonzo spielt mit mir eine flotte Scharade.
Blick. Kung-Fu-Tritt. Agent. Arsch.
Ich trete dem Agenten in den Arsch? Er wiederholt die Scharade langsam.
    Ich trete ihm in den Arsch?
    Ganz langsam schüttle ich den Kopf. »Leb weiter für den nächsten Kampf!«, rufe ich und schrecke alle um mich herum auf. »Weil du der Zwerg des Schicksals bist!«
    »Was soll das?« Jetzt ist Mitarbeiter #714 zur Stelle. Er drückt mir den Lauf seines Revolvers in die Seite.
    »Er ist verrückt«, sagt Mitarbeiter #221. »Ruf noch mal die Security.«
    »Verstanden.« Mitarbeiter #471 spricht in sein Walkie-Talkie.
    Gonzo hat meine Worte gehört. Er guckt ein bisschen traurig, als er nickt. Ich kann nicht viel tun, ohne die Typen auf ihn aufmerksam zu machen. Also hebe ich die Hand. Ich winke nicht wirklich, es ist auch kein Tschüss oder ein Hallo, es ist nur eine offene Hand, ein
Hey, wir sehen uns wieder
. Er hebt ebenfalls die Hand. Und dann tut er, was er tun sollte. Er verschwindet im Gewimmel der Menschen.
    »Wir nehmen ihn mit und bearbeiten ihn«, sagt Mitarbeiter #471, und ich weiß, was er damit meint.
    Meine Kehle schnürt sich zusammen und meine Augen brennen. Ich könnte heulen. Ich habe den ganzen Weg bis hier geschafft, nur um in der letzten Minute zu scheitern.
    »Kann ich euch etwas fragen? Was glaubt ihr Jungs denn, was ihr mit all dem bewirkt? Also, mal ehrlich, wie kann man sich auf das Unvorhersehbare vorbereiten?«
    »Halt einfach dein Maul.«
    Sie setzen mich ab und plötzlich bin ich wütend. Scheiß drauf. Ich will den Mund nicht halten.
»Am Ende leben wir doch in einer kleinen Welt   …«
, singe ich.
»Am Ende leben wir doch in einer kleinen Welt   …«
    »Was soll das? Hör auf zu singen!«, befiehlt der Agent und das macht mich noch wütender.
    »…   in einer kleinen, kleinen Welt!«
, singe ich noch lauter.
    »Oh, wie schön, dass man uns unterhält, während wir in der Schlange stehen«, sagt eine Dame mit einem großen Sonnenhut.
    Der Typ schlägt mich mit seiner Kanone. Ich krümme mich vor Schmerzen.
    »Hey«, sagt ein Mann in der Warteschlange. »Was machen Sie da? Er ist noch ein Kind!«
    »Sir, wir kommen von den Vereinigten Schneekugel-Großhändlern und sichern Ihre Sicherheit.«
    »Halt dich da raus, Kumpel. Das soll’n die Profis regeln«, rät ein anderer Typ in der Warteschlange dem ersten.
    »Genau«, sagt Mitarbeiter #457. »Das ist eine Frage der Sicherheit.«
    »Nein. Das ist ein Akt von Kindesmisshandlung«, antwortet der Vater.
    Ich singe weiter.
»…   eine Welt voller Lachen, eine Welt voller Tränen   …«
    Die Kinder verstehen nicht, was los ist. Aber sie kennen das Lied. Und so beginnen sie mitzusingen.
    »Prima, Kids!«, rufe ich. »Das wird fürs Fernsehen aufgenommen. Also, jeder von euch fasst seinen Nachbarn an den Händen und dann singen wir richtig schön laut!«
    Sobald das Wort »Fernsehen« gefallen ist, gerät die Warteschlange außer sich. Das haben die VS G-Ordnungshüter nicht erwartet. Und mehr brauche ich nicht.
Okay, du Arschloch von Kojote. Halt deinen Amboss bereit. Komm, hol dir meinen Roadrunnerarsch!
    Ich stürze davon, Richtung
Tomorrowland
, und hoffe, dass meine Beine nicht schlappmachen.
    »Hey! Stopp!«, brüllen die Agenten hinter mir. »Oder wir schießen!«
    Sie können mich nicht erschießen. Ich bin ein Kind. Und das hier ist
Disney World
. In
Disney World
wird nicht geschossen. Neben mir leuchtet ein greller Fotoblitz auf, und aus einer vierköpfigen Familie, die gerade Zuckerwatte kauft, wird ein Sofortbild hinter Glas.
    So schnell ich kann, drücke ich mich um die
Mad Tea Party
-Fahrt herum, flitze in Menschenmengen hinein und wieder

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