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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Andenken verhätscheln.
    Dulcie, wo bist du?
    Als wir
Fantasyland
erreichen, bin ich so ermattet, dass ich halluziniere. Ich denke schon, ich sehe Glory mit ihrem Infusionsständer hinter mir herkommen. Sie lächelt, aber als ich noch einmal hinsehe, ist da nur eine Dame, die einen Kinderwagen schiebt.
    Gonzos Handy klingelt. Hastig öffnet er das Kostüm und wühlt in seiner Hosentasche. Das sieht echt pervers aus.
    »Hallo«, sagt er und lächelt breit. »Hey«, seine Stimme fängt an zu flirten, »nich viel, und was machst’n du?« Er wendet sich mir zu und seine Lippen formen das Wort »Drew«.
    »Kannst du ihn zurückrufen?«, fahre ich dazwischen.
    »Oh, klar«, sagt er. »Hey, Baby, kann ich dich zurückrufen? Wir sind gerade in
Disney World

    Ich seufze.
    »Echt! Wir sind wirklich da!« Für einen Augenblick nimmt Gonzo das Handy vom Ohr. »Drew sagt, dass Space Mountain
ridukühl
ist. Was’n das?« Er spricht wieder ins Handy. »Mmh. Ja, ich vermiss dich auch   …«
    Ich will Gonzo sagen, er soll das Gespräch beenden, weil wir Dulcie finden müssen, aber dann begreife ich:
Ich
bin derjenige, der Dulcie finden muss. Er hat gefunden, was er gesucht hat. Also lasse ich ihn noch eine Minute länger telefonieren, während ich mich weiter nach Typen mit verspiegelten Sonnenbrillen umsehe, die Sackkarren mit Schneekugelkartons zu geheimen Orten schieben. Ich laufe rüber zur
Small World
-Fahrt und warte in einem Schattenfleckchen. Leise Musik dringt nach draußen. Menschensteigen in die Boote und treiben hinein in Disneys dunkle, glückliche Unterwelt.
    »Du musst dich da drüben anstellen«, sagt irgendeine Frau.
    »Ich weiß. Ich warte nur auf jemanden.«
    »Wie du willst«, sagt sie. Und als ich näher hingucke, erkenne ich die alte Lady aus dem Krankenhaus. Sie stellt sich in die Schlange.
    »Hey.« Ich stolpere hinter ihr her, aber als ich sie erreiche, steht da eine völlig andere Frau. »’tschuldigung«, sage ich, »ich dachte, Sie wären jemand anderes.«
    Sie lächelt. »Das passiert mir die ganze Zeit.«
    Menschen kommen und gehen. Mütter laufen schnell zu den Toiletten, ziehen ihre kleinen Kinder hinter sich her und klingen verärgert.
Warum bist du nicht pinkeln gegangen, bevor wir uns in die Schlange gestellt haben?
Die Kinder schreien oder sie weinen. Manchmal warten die Väter draußen. Die Moms geben ihnen Taschen und Stofftiere zu halten und schreien die Dads an, aber die machen alles falsch; sie kapieren es nicht und die Moms werden stinkesauer. Dann sagen sie Sachen wie
Also, ich dachte, wir hätten entschieden, dieses Mal nicht zum Splash Mountain zu gehen
. Und die Dads stehen da, mit den Händen in den Hosentaschen.
    Alles, was ich denken kann, ist:
Das also ist der Ort, an dem ich den glücklichsten Tag meines Lebens zugebracht habe?
Warum nur? Die Warteschlangen sind alle wahnsinnig lang und ich denke:
Nie im Leben würde ich für irgendeine lausige Vergnügungsfahrt von ein paar Minuten so lange in der Sonne anstehen
.
    Aber dann strömen die Kinder aus dem Ausgang, und ich würde am liebsten weinen über das, was ich sehe. In ihrenGesichtern steht das blanke Staunen. Ihre Augen leuchten und sie reden ohne Punkt und Komma. Und die Eltern zockeln hinter ihnen her und lächeln auch. Eine Freude, die ansteckt.
    Etwas fällt auf meine Schulter. Eine Feder. »Dulcie?«, rufe ich, aber bei näherem Hinsehen erweist sie sich als ganz ordinäre Taubenfeder. Ein Mitarbeiter der Vereinigten Schneekugel-Großhändler schiebt sich mit einem Karton auf einer Sackkarre an mir vorüber. An die Seite der Schachtel ist
TOMORROWLAND
gestempelt.
    Ein Kribbeln durchfährt mich. Dulcie ist hier. Und Dr.   X auch. Ich weiß es. Wie Dulcie gesagt hat, ist das Einzige, was in dieser Welt Sinn ergibt, der Zufall. Ich muss Gonzo Bescheid sagen.
    Ich drehe mich um und renne direkt in einen Typen mit verspiegelter Sonnenbrille und Baseballmütze.
    Er grinst. »Entschuldige, kann ich mit dir eine Minute über Sicherheit sprechen?«
    Ich will wegrennen, aber er stellt mir ein Bein, und ich knalle zu Boden. »Wir haben ihn«, sagt der Typ zu jemandem, den ich nicht sehen kann. Aus den Souvenirshops kommen Sicherheitsleute gerannt.
    Während verdutzte Touristen die Szene verfolgen und für ihre Fotoalben zu Hause Schnappschüsse machen, schleift mich VS G-Mitarbeiter #221 an den Rand der
Small World - Bahn
.
    »Wo ist dein Komplize? Wo ist Paul?«, fragt er, und ich brauche ein paar Sekunden, bis ich

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