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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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einen besten Freund gewonnen. Ich habe einen anderen verloren. Habe geweint. Gelacht. Habe meine Unschuld verloren. Ein Stück Magie in der Hand gehalten und es wieder hergegeben. Habe möglicherweise das Schicksal eines Menschen verändert. Habe Bier getrunken. In billigen Motels geschlafen. War stinkesauer. Aber noch mehr habeich gelacht. Bin der Polizei durch die Lappen gegangen und den Kopfgeldjägern. Habe dem Sonnenuntergang über dem Meer zugesehen. Mit meiner Schwester eine Limo getrunken. Habe gesehen, wie meine Mom und mein Dad wirklich sind. Habe die Musik verstanden. Hatte noch mal Sex, und der war ganz schön irre. Nicht, dass ich mitzähle. Okay, ich zähle mit. Habe Bassgitarre gespielt. War bei einem Konzert. Bin durch New Orleans geschlendert. Hab die Schneekugeln befreit und das Universum gerettet.
    »Und?«, fragt der Abrechner.
    Dulcie
, antwortet meine Seele.
    »Und du behauptest, dass nichts davon wirklich ist?«, frage ich.
    Er betrachtet sein Spiegelbild auf der blank gewienerten Klinge. »Das habe ich überhaupt nicht gesagt. Wirklichkeit ist, was du aus ihr machst.«
    Dulcie.
    »Dann mach ich
sie
wirklich«, sage ich und deute auf Dulcie.
    »Das?« Der Abrechner schnippt mit dem Finger an Dulcies Glasgefängnis und ich möchte ihm dafür einen Fausthieb verpassen. »Das ist eine Schneekugel, Cameron.«
    »Nein«, sage ich und kämpfe gegen die Tränen, »das glaub ich nicht. Ich werd’s nicht glauben. Sie ist real.«
    Er streckt mir die Hand hin. »Leiste mir Gesellschaft, Cameron.«
    Ich fange an zu lachen. Der Große Abrechner versucht zu grinsen, aber ich weiß, dass er verwirrt ist.
    »Stopp«, sage ich. »Ich kenne diese Stelle. Du willst mich mit
Star Fighter
ködern. Du wirst mir erzählen, ich könnte mit dir und dem Universum eins werden, und dann klappst du selbst den Deckel zu.«
    Er nickt anerkennend. »Du machst nicht mit, hä?«
    Ich verschränke die Arme. »Nein.«
    Er zuckt mit den Schultern. »Okay. Plan B.« Sein Schwert saust nieder, schnell und gnadenlos wie ein Richter. Es hinterlässt einen blutigen Schnitt an meinem Arm und ich japse vor Schmerz nach Luft.
    »Heilige Scheiße!« Ich falle hin und krabble von ihm weg. Das Blut tropft auf den blütenweißen Boden und hinterlässt Flecken, die wie Sterne in einem Universum aussehen, das gerade entsteht.
    »Oooh, Mann. Das sieht böse aus. Du solltest Glory bitten, einen Blick drauf zu werfen.«
    Ich knie auf dem weißen Boden und halte meine Hand über den blutenden Arm. »Glory ist im Krankenhaus.«
    »Ja? Und wo, zum Teufel, glaubst du, wo du bist?«
    »Was zum Teufel quatschst du da, du Monsterfratze? Ich bin in
Disney World
!« Oh Gott, tut mein Arm weh!
    Der Abrechner nähert sich tänzelnd, schwingt sein Schwert und umfasst es wie einen Tanzpartner. »Nein, Mann. Du hast St. Jude’s nie verlassen.«
    Die Ränder der Szene verbiegen sich. Der Raum schwankt und verschwimmt, bis wir wieder im Krankenhaus sind. Schwestern und Ärzte schwirren herum. Glory läuft vorbei, mit einer Tasse Kaffee in der Hand.
    »Glory?« Ich zwinkere zweimal. Sie ist es, in ihrem pinkfarbenen Dienstkittel und mit ihrem klimpernden Engelshalsbändchen.
    Ich werfe einen wütenden Blick auf den Abrechner, der ein selbstgefälliges kleines Lächeln aufgesetzt hat. »Das passiert nicht wirklich. Du hast das gerade inszeniert.«
    Das Krankenhaus verblasst, als der Große Abrechner mit den Schultern zuckt.
    »Wie du willst.« Er schwingt das Schwert und versetzt mir einen Schnitt in den anderen Arm.
    »Aaah!« Ich zucke vor Schmerz zusammen. Dann erhebe ich meine ultimative Friedenswaffe und schlage auf ihn ein. Sie bricht auseinander.
    »Mann, das ist ein Spielzeug. Ich trage hier die einzig echte Waffe.«
    Die Klinge saust erneut nieder und verfehlt mich nur knapp. Ich muss von diesem Typen weg. Er ist mir einfach haushoch überlegen.
    »Eigentlich sollten dich die Prionen genau jetzt auseinanderreißen, Kumpel, und das zerstören, was von deinem dürftigen Verständnis von Realität noch übrig ist.«
    Mein E-Ticket ist aufgebraucht. An seiner Stelle sehe ich das Krankenhausbändchen mit meinem Namen. SMITH, CAMERON JOHN.
    »Und, wovon träumst du jetzt, Cam-my-man?«
    Träumen. Träume. Ob Atome wohl von Höherem träumen? Dr.   X würde das gerne wissen. Ich wollte, er wäre hier, damit ich ihm sagen könnte: Ja. Ja, sie tun’s. Meine haben bereits wochenlang geträumt. Jedes einzelne dieser verdammten Atome wurde von einer Welle durchs

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