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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Wüste wieder.
    »Beweg dich, Soldat. Wir sind im Krieg!«, bellt ein Kerl und schlägt mich auf den Rücken. Und dann marschieren wir vorwärts.
    »Keith, erzähl uns diese Geschichte noch mal – die über das Partyhaus«, ruft einer der Soldaten.
    »Oh Mann! Ihr glaubt nicht, wie schön Marisol ist, ich hab’s euch ja erzählt«, sagt der andere Soldat, während er sich umdreht. Auf seiner Uniform steht PRIVATE KEITH WASHINGTON. »Das war der rockigste Tag   –«
    »Hey«, brülle ich, »warte   –«
    Sein Fuß berührt den Boden. »–   meines Lebens   –«
    Der Sand explodiert in einem gewaltigen Feuerball.Schreie. Befehle. Chaos. Explosionen. Maschinengewehrfeuer. Ich schleudere die Waffe weg und renne raus aus der Gefahr, zurück in den Korridor. Aber auch der ist nicht sicher. Eine andere Tür. Noch mehr Sand. Aber dieses Mal bin ich an einem Badestrand, nicht in einem Kriegsgebiet.
    »Kann ich dir helfen?« Hinter mir steht eine Hütte.
Der Zauberschraubenmann   – Bootsreparaturen
. Der Mann hinter der Theke streckt seine Hände aus, als wolle er sagen:
Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, Kumpel.
Auf seinem Hut steht KEITH.
    »Ich hab dich gefragt, ob ich dir helfen kann.«
    »Du hast mir schon geholfen«, sage ich und laufe auf die nächste Tür zu.
    Ich renne weiter, von Tür zu Tür. Hinter einer sehe ich Eubie auf der Bühne in New Orleans, wie er für Junior Webster am Schlagzeug sitzt. Hinter einer anderen Tür spielt die
Copenhagen Interpretation
in einem futuristischen,
Tomorrowland- würdigen
Palast vor einem Firmament, an dem drei Monde leuchten, und die Akustik ist wirklich klasse. Ich sehe die geschäftigen Straßen von New Orleans und die beschaulich stillen Friedhöfe. Ich sehe Menschen, die zum Wunschbaum kommen und wieder gehen, nachdem sie ihre Hoffnungen an den Zweigen befestigt haben, sodass der Baum immer blüht. Hinter einer anderen Tür fahren Gonzo und Drew Achterbahn. Als der Wagen ins Wasser schießt, reißen sie die Arme hoch und schreien vor Glück. Ich wandere durch alle möglichen Landschaften. Vergangenheit. Gegenwart. Zukunft. Parallelwelten. Ich versuche herauszufinden, was wirklich ist und was nicht. Nach einem Weilchen jedoch spielt das gar keine Rolle mehr.
    Tür an Tür an Tür. Ich öffne eine und bin umgeben von wabernden Gasen und wirbelnden Sternen. Irgendetwasexplodiert und die ganze Chose setzt sich in Bewegung. Eine Welt wird geboren. Das ist so was von toll – eine Erfahrung, die man gerne mit jemandem teilen wollte. Ich hätte so gerne Dulcie an meiner Seite.
    »Cool, hä?« Es ist der Abrechner. Das weiß ich, ohne mich umzusehen.
    »Ja«, sage ich.
    Der Raum verschwindet und wir sind wieder im Korridor. Jetzt sieht er anders aus. Zwar ist er noch genauso weiß, aber die Decke ist niedriger. Sie besteht aus löchrigen Schaumstoffplatten. Ich höre das Piepen des Herzmonitors und das Surren eines Beatmungsgerätes.
    »Du bist draußen, Cameron.«
    Mir nichts, dir nichts sind wir wieder im Zimmer mit dem Schreibtisch. Der Tisch ist leer, aber der Große Abrechner hält die Dulcieschneekugel in den Händen.
    »Irgendwelche letzten Worte?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Nur das, was ich schon gesagt habe.«
    »Oh ja, richtig. ›Leben heißt lieben, lieben heißt leben.‹
Das
ist deine großartige Erkenntnis?«
    »Ja.«
    Er fängt an zu lachen. Es ist echt unheimlich, sich selbst beim Lachen zu beobachten. Als hätte ich nie gewusst, dass sich meine Mundwinkel ungleichmäßig in die Höhe ziehen. »Oh, Cameron! Mann. Das ist sooo schwachsinnig.«
    »Ja.« Ich lache auch, weil mir das Ganze urplötzlich saukomisch vorkommt.
    »Mach schon, Kumpel. Du wirst doch nicht mit so nem Spruch von der Bühne abtreten? Komm, gib mir was anderes – ›Und vergiss meine Limo nicht, du Drecksack!‹ So was in der Art.«
    »’tschuldigung«, kichere ich. »Das ist alles, was ich hab.«
    Mein Alter Ego, der Große Abrechner, presst die Lippen zusammen. Sein Blick wird finster. »Das ist aber zu schade. Weil du sterben wirst.«
    Ich höre auf zu lachen. »Ja. Ich weiß.«
    »Es bleibt dir nichts anderes übrig.«
    Nichts anderes.
    »
Miep-miep!
Das wär’s dann für heute, Kinder«, spottet der Abrechner.
    Nichts anderes. Nichts.
    »Zeit, Lebewohl zu sagen.«
    Nichts anderes.
War das nicht das, was Junior sagte, damals in New Orleans?
Du nimmst diese Trompete, und eines Tages, wenn du musst, wenn dir nichts anderes übrig bleibt, spielst du sie.
    Ich versuche, zu

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