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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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was Verdorbenes gegessen«, vermute ich. Was wirklich Verdorbenes. Etwas, das mich in meinen genetischen Urschlamm zurückschleudern könnte.
    Kevin grinst, als ob er Bescheid wüsste. »Auuuu Mann! Hast du Psychopilze gesammelt? Du bist voll auf dem Trip zum Club Mushroom Med, gib’s zu, Alter!«
    Im Spiegel wirkt mein Gesicht blasser und ausgemergelter als sonst. Meine Pupillen sind erweitert und meine Augen wirken gequält. Die Nervenenden unter meiner Haut scheinen zu zucken und zu brennen.
    »Du siehst aus wie’n Wrack, mein Freund. Warum lässt du nicht los? Heb einfach ab und genieß den Trip.«
    »Geht nicht. Ich bin kurz davor, aus Spanglisch rauszufliegen. Wenn ich noch mal fehle, bin ich draußen.«
    »Ganz schöne Kacke, Alter.«
    Die Schulglocke läutet. In meinem Kopf klingt das wie ein Gongschlag, der durch ein Dutzend Verstärker gejagt wird.
    »Komm schon«, sagt Kiffer Kevin. »Ich setz mich neben dich und helf dir.«
    »Du bist in meinem Spanglischkurs?«, frage ich.
    »Äh   … ja.« Kevin schüttelt seinen Kopf und lacht. »Das ganze Jahr schon. Erinnerst du dich nicht?«
    Nein. Tu ich nicht.
    »Ja, versauen wir’s gemeinsam«, sage ich und folge Kevin, weil ich mich selbst an den Weg zum Klassenzimmer nicht mehr richtig erinnern kann.
     
    »Ihr solltet alle die genannten Kapitel von
Don Quijote
übers Wochenende gelesen haben. Ich erinnere euch daran, dass das Teil des staatlichen Tests sein wird«, sagt Mr Glass, wischt die Tafel ab und schreibt das Wort THEMA in die Mitte. Dann unterstreicht er es, nur für den Fall, dass wir es übersehen. »Wer möchte die heutige Diskussion eröffnen?«
    »Was soll das für ne Diskussion sein, wenn wir eigentlich nur wiederkäuen müssen, was die von uns in der Prüfung erwarten?«, wirft das Gothic Girl hinter mir ein.
    Mr Glass blickt in die Runde, auf der Suche nach jenen, die seinen Lasst-uns-den-Zwang-locker-angehen-Rap gerne mitmachen. Er weiß, dass er mich besser übersieht. Die eigenartigen Muskelzuckungen in meinen Beinen hören nicht auf. Und aus den Augenwinkeln heraus glaube ich Flammen an der Wand züngeln zu sehen. Wenn ich meinen Kopf drehe, verlöschen sie wieder. Ich habe einfach zu wenig geschlafen, sage ich mir. Ohne anständig gedopt zusein, halte ich es einfach nicht länger aus als ein, zwei Stunden. Ich bin so erschöpft, dass ich schon Scheiße sehe.
    »Noch jemand?«, fragt Mrs Rector, als niemand direkt auf Mr Glass antwortet. »Miss Rodriguez?«
    Unsere zukünftige Abschlussrednerin enttäuscht nicht. »Sansón Carrasco findet einen Weg, um Don Quijote dazu zu bringen, sein Leben, seinen Platz in der Gesellschaft und schließlich auch seinen Tod zu akzeptieren.«
    »Sehr gut – und wie gelingt ihm das? Denken Sie dran – Sie müssen in der Prüfung Beispiele aus dem Text zitieren. Denken Sie nicht zu viel darüber nach. Übermäßiges Nachdenken kann Ihnen im FU K-Test zum Verhängnis werden.«
    »Also, anstatt ihm zu sagen, dass er verrückt ist oder dieses und jenes nicht tun darf, ermutigt er ihn, all die Abenteuer weiter zu bestehen. Aber Sansón tarnt sich und begleitet ihn heimlich.«
    »Genau. Und warum tut er das   … Mr King?«
    »Meinen Sie mich? Äh, ’tschuldigung, Mr Glass, ich hab’s nicht gelesen.«
    »Warum nicht, Mr King?«
    »Ich lehne es aus religiösen Gründen ab.«
    Mr Glass verdreht die Augen, als Chets Sportsfreunde zu kichern beginnen.
    Mein Kopf fühlt sich an, als würde er gleich explodieren. Als müsste ich jetzt schreien oder jemanden niederschlagen. Und genau das passiert. Mein linker Arm kriegt eine Fehlmeldung und schlägt aus.
    Mr Glass schielt in meine Richtung. »Ja, Mr   …« Er muss seinen Klassenplan zu Hilfe nehmen, um sich an meinen Namen zu erinnern. »Smith? Sie wollen sicher etwas dazu sagen?«
    »Nein. Ich   …« Das Summen in meinen Ohren wird immer schlimmer.
    »Aufhören!«
    Die Footballtypen beginnen die nervige Titelmelodie eines Science-Fiction-Klassikers zu summen. Ihr Gelächter dröhnt durch die Klasse und Mrs Rector muss sie zum Schweigen bringen. Es ist, als ob etwas vor meinen Ohren detoniert. Ich presse meine Hände an den Kopf. Aufhören, aufhören, aufhören!
    »Kommen Sie, Mr Smith, wagen Sie sich aus Ihrem Schneckenhaus.« Ja, Sie können mich auch mal, Mr Glass. Oh Mann, mein Kopf! »Warum reist der verkleidete Sansón Carrasco heimlich Don Quijote nach? Um ihn hereinzulegen?« Aufhören. Bitte. »Um ihn in eine Falle zu locken? Um ihm zu helfen? Warum

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