Ohne Ende Leben - Roman
nicht.
Ich: Mom. Dad. Ich bin nicht auf Droge, nur –
Schnitt. Totale.
Mom: Bist du deshalb bei
Buddha Burger
gefeuert worden? Weil du Drogen genommen hast? Du musst vorsichtig sein, wenn du mit heißem Öl hantierst, mein Schatz.
Dad: Mary. Bitte.
Mom: Ich wollte es ja nur wissen.
Dad: Das gehört nicht hierher.
Mom spielt mit ihren Modeschmuckohrringen. Sie sollte sich mal die Haare färben lassen. Die Ansätze sind schon grau.
Ich: Weiß nicht, was passiert ist. Ich hab mich einfach miserabel gefühlt, okay?
Dad: Also fingst du an, herumzugrölen und einen Klassenkameraden zu schlagen. Das ergibt keinen Sinn, Cameron.
Schnitt. Halbtotale auf den Teenager, wie er um Worte kämpft. Es ist schon zu lange her, dass er versucht hat, mit seinen Eltern zu sprechen. Es kommt ihm vor, als ob sie auf der anderen Seite des Ozeans lebten und eine andere Sprache sprächen.
Schnitt. Schwenk zu Mom.
Mom: Vielleicht sollte er mit einem Therapeuten sprechen, Frank?
Dad: Da wird er beeinflusst, Mary. Wir sind die Eltern, hier und jetzt. Sag uns die Wahrheit, Cameron. Wer hat dir Drogen verkauft?
Mom: Oh, Cameron.
Du
verkaufst doch keine Drogen, oder?
Ich: Mom. Dad. Ich bin nicht auf Droge. Jedenfalls diesmal nicht.
Mom: Nicht in dieser Zeit? Oh, Cameron.
Ich: Könnt ihr beide mal chillen, nur für eine Sek –
Dad (lacht): Chillen? Chillen?
Mom: Mein Schatz, wir machen uns …
Dad: Das ist absurd …
Mom: … doch nur Sorgen um dich.
Dad: Gut. Du stehst offiziell unter Hausarrest. Deine Zimmertür wird entfernt. Bis auf Weiteres verlierst du dein Recht auf Privatsphäre. Hast du verstanden?
Schnitt. Großaufnahme Gesicht Teenager, wie er auf einen Fleck an der Wand starrt.
Ich: Ja, ja.
Mom: Möchtest du noch etwas sagen, mein Schatz?
Extreme Nahaufnahme des Flecks, der wie ein schwarzes Loch aussieht.
Ich: Nein.
Der Aufnahmewinkel erweitert sich, bis alles so unscharf erscheint, dass wir nichts mehr sind als ein Farbfleck auf dem Bildschirm.
Nachdem ich nun ganz und gar nach Dads Pfeife tanzen muss und bestimmt wurde, dass ich
freiwillig
einen Drogenberater
und
einen Seelenklempner aufzusuchen habe, sitze ich am Küchentisch und lese. Das ist so ziemlich alles, was mir bleibt, angesichts der Tatsache, dass ich auf unabsehbare Zeit Hausarrest habe. Jenna tanzt hinter mir herum, auf ihrem Weg zum Kühlschrank, wo sie nach Futter sucht, das sie dann nicht essen will, weil es sie fett machen könnte. Fett, das ist für sie so was wie ein hässlicher schwarzer Fleck auf der perfekten Fassade.
»Ich hab gehört, wenn man Eiscreme zu lange anschaut, verwandelt sie sich in ein Mastschwein«, sage ich.
»Ich rede nicht mit dir.«
»Ich bin zerknirscht.«
»Du hast Chet geschlagen!« Jenna ist so angepisst, dass sie tatsächlich einen Becher nicht fettfreien Pudding nimmt.
»Lass ihn drin, wenn du ihn sowieso nicht aufisst«, sage ich.
Sie knallt die Kühlschranktür zu und zieht den Deckel des Bechers mit dramatischer Geste ab. »Du weißt, warum du Chet nicht magst?«
Das ist eine rhetorische Frage, aber ich kann’s nicht lassen und muss trotzdem antworten. »Du meinst, abgesehen von der Tatsache, dass er ein egozentrischer Angeber ist?«
»Du magst ihn nicht, weil er sich um andere Menschen kümmert. Seine Vorträge können Menschenleben retten! Hast du schon jemals so was getan, Cameron? Hast du jemals irgendetwas für irgendjemanden getan, nur weil du dir wirklich Sorgen um einen Menschen gemacht hast? Nein. Du weißt wahrscheinlich nicht einmal, wie sich das anfühlt.«
Das ist der Zeitpunkt, an dem ich einsteige und sage:
Warum? Das ist nicht wahr. Ich mach mir über alle möglichen Leute Gedanken. Und über die Umwelt. Und über
gefährdete Farmtiere. Insgeheim arbeite ich an einem Plan, jedem Menschen, aus dem ich mir etwas mache, ein gefährdetes Farmtier zu schenken, damit er die Tiefe meiner Gefühle erkennt.
Aber die Wahrheit ist, dass sie meine wunde Stelle getroffen hat. Chet ist nicht der Engel, für den sie ihn hält, aber ich bin der Letzte, der über irgendjemanden Scheiße kippen sollte.
Jenna interpretiert mein Schweigen als Eingeständnis. »Du wirst die Beziehung zwischen Chet und mir nicht ruinieren. Ab sofort will ich von dir weder angesprochen noch zur Kenntnis genommen werden, und zwar in jeder Hinsicht. Verstanden?«
»Du. Ich. Keine Interaktion. Hab’s verstanden.«
»Gut.«
Sie nimmt einen Löffel Pudding, leckt jedes Fitzelchen ab, stellt den Becher
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