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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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du, dass das Teil der geheimen Botschaft ist?«, fragt Gonzo und schaut auf den Zeitungsschnipsel.
    »Weiß nicht, ist mir im Augenblick egal«, sage ich. Der Fahrkartenautomat schnauft wie ein alter Mann und spuckt quälend langsam zwei Tickets nach Florida aus.
    »
Leben
. Vielleicht meint es
quietschlebendig
«, sagt Gonzo und streckt genüsslich das »ie«. »Weißt du, so wie, hey, so wie kleine Kätzchen, die sind doch alle quietschlebendig.«
    »Oder vielleicht ist es totaler Quatsch.
Leben?
Das ist keine geheimnisvolle Botschaft, das klingt nach Glückskeks.«
    »Vielleicht meinte es, dass du leben musst. Vielleicht willer dir sagen, dass Dr.   X dich heilen und alles gut werden wird. Ich wette, das ist es, Alter!«
    Gonzos Gesichtszüge werden heiter, jetzt, da er glaubt, das Rätsel gelöst zu haben. Ich aber fühle mich wie ein Idiot, dem ein kosmischer Streich gespielt wird. Ich wünsche mir was Handfestes: am Automarkt nach links abbiegen. Das Büro von Dr.   X liegt an der Ecke Fifth und Main Street und Sie haben einen Termin am nächsten Dienstag um elf Uhr.
    Gerade als unser Bus aufgerufen wird, betreten ein paar Polizisten die Halle. Als wir sie sehen, machen wir uns automatisch kleiner und verstecken uns hinter einer Gruppe Menschen, die zu den Bussen läuft. Die Cops zeigen den Leuten einen Handzettel.
    »Halt deinen Kopf unten«, flüstere ich Gonzo zu. Ein Bulle befragt eine Dame mit drei kleinen Kindern, ob sie diese Typen gesehen hat, und ich werfe einen Blick über seine Schulter. Auf dem Zettel sind zwei sehr schlechte Schulfotos zu sehen, eins von mir und eins von Gonzo, und drunter steht VERMISST.   Ich hasse dieses Bild von mir. Ich sehe aus wie ein Volltrottel. Aber wenigstens trage ich keinen lächerlichen Oberlippenpfirsichflaum, wie ihn Gonzo auf dem Foto zur Schau stellt.
    »Gonzo, bleib cool«, sage ich. »Diese Cops suchen uns. Pass dich den Leuten an.«
    »Anpassen? Du hast leicht reden!«
    Die Schlange drängt vorwärts, Richtung Bus. Der Fahrer öffnet einen Stauraum an der Seite und die Passagiere übergeben ihm ihre Koffer. Warum müssen Menschen mit so viel Gepäck reisen? Die Polizisten streifen jetzt um die Busse, auf der Suche nach zwei Teenies – einer davon ein Zwerg   –, die aus einem Krankenhaus in Texas geflohensind. Ich versuche, Gonzo zu verdecken. Das Problem ist, dass er breiter ist als ich, und das lässt uns so aussehen, als ob wir eine dieser vielarmigen indischen Göttinnen sind. Nach einer halben Ewigkeit öffnet der Fahrer die Türen, und Gonzo und ich bringen uns fast um in unserem Bemühen, so schnell wie möglich die hinteren Reihen des Busses zu erreichen.
    »Bedeck das Gesicht mit deiner Jacke und tu so, als ob du schläfst«, sage ich.
    Wir vergraben uns unter unseren Windjacken und Rucksäcken, sodass nur die Haare hervorgucken. Die anderen Leute suchen ebenfalls Sitzplätze. Ich luge über den Jackenrand und beobachte, wie der eine Bulle den Gang betritt. Er reckt den Hals und hält nach uns Ausschau, aber das Gedränge ist zu groß, als dass er wirklich was sehen könnte.
    Der Fahrer steigt zu. »Entschuldigen Sie, Officer, wenn Sie fertig sind – ich muss mich an den Fahrplan halten.«
    Der Cop wirft einen letzten strengen Blick in den Raum und ich verberge mich unter meiner Jacke. Nach ein paar Sekunden höre ich, wie er dem Fahrer dankt. Mit einem Zischen schließen sich die Türen. Wir sind in Sicherheit. Der Bus rollt an, aber mein Herzschlag wird erst wieder normal, als wir die Stadtgrenze von New Orleans längst hinter uns gelassen haben.
     
    Bevor er ein Nickerchen hält, leiht uns der Typ neben uns sein Kartenspiel. Wir mampfen Fruchtgummischlangen und spielen Black Jack und Poker. Der Bus holpert an der Küste entlang. Ölraffinerien grüßen uns mit giftigen Rauchschwaden. Es stinkt nach mit Reinigungsmittel angerührten faulen Eiern. Ein paar Krabbenfischerboote schaukeln aufdem Wasser und die Fischer ziehen die Seele des Meeres hoch in ihre schweren Netze.
    Ich mag es, wie das Land an meinem Fenster vorüberzieht. Ich wünschte, wir wären öfter verreist. Ich versuche mich daran zu erinnern, warum das aufgehört hat. Dad war mit seiner Arbeit beschäftigt, und Mom war damit beschäftigt, so zu tun, als sei sie beschäftigt, und Jen und ich begannen uns gegenseitig zu hassen, und dann wurden wir uns bekanntlich fremd und fühlten uns in der Gegenwart des anderen total unwohl. Und wer will schon mit fremden Leuten Ferien

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