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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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»Okay.«
    »Sag Mom und Dad nur, dass es mir gut geht. Ich ruf wieder an, sobald ich kann. Versprochen. Ich   …«
    Ein anderes Telefon schaltet sich ein.
    »Cameron? Cameron! Bist du’s? Wo bist du?« Vaters Stimme. Im Hintergrund höre ich Mom sagen, er solle sie ans Telefon lassen. »Cameron, sag uns nur, wo du bist, und wir holen dich ab. Wir lieben dich. Wir   –«
    Wieder ein Knacken. Ein Finger drückt die Gabel nieder. »Sie verfolgen den Anruf.« Dulcie steht da. Der Ernst in ihrer Stimme lässt mich aufhorchen. Langsam hänge ich den Hörer wieder auf die Gabel.
    »Du musst sie loslassen, Cam. Musst nach vorne gehen. Du hast einen Auftrag.«
    »Ich weiß das, okay?«, explodiere ich. »Würdest du mich bitte einfach allein lassen?«
    »Dich allein lassen?«
    »Ja.«
    »Total allein?«
    »Ja, mein Gott.«
    Sie beißt sich auf die Unterlippe. »Okay. Man sieht sich, Cowboy.«
    »Ja, Wiedersehn.«
    Ich renne über den Parkplatz zu den Toiletten und bahne mir den Weg ins Dreckloch eines Männerpissoirs. Mein E-Ticket reibt am Arm.
Frontierland
ist noch blasser geworden, die Buchstaben sind kaum mehr zu erkennen. Wie viel Zeit bleibt mir noch? Im zerbrochenen Toilettenspiegel sehe ich scheiße aus – bleich und stoppelig.
    »Verdammt noch mal, was machst’n du eigentlich?«, frage ich mein zerbrochenes Konterfei. Tränen steigen mir in die Augen. Ein großer Kerl in Cowboystiefeln kommt herein und ich spritze mir Wasser übers Gesicht.
    Draußen an den Zapfsäulen werden zwei Trucks aufgetankt. In einem Kombi mit heruntergelassenen Seitenfenstern sitzt eine Familie über ihrem Fast Food. Abseits derZapfsäulen stehen zwei Typen bei einem Stapel Reifen und qualmen wie die Idioten. Und dort, wo eben noch unser Bus stand, sehe ich nichts weiter als eine große leere Fläche.
    Nein. Nein, nein, nein, nein, nein.
    Ich dränge mich so heftig durch die MegaMart-Türen, dass die Klingel schrillt, als hätte sie eine Überdosis Koffein abbekommen. Gonzo steht immer noch am
Captain Carnage -Spiel
.
    »Gonzo!«, fauche ich ihn an.
    »Nicht jetzt, Alter! Die Teddyvamps sitzen auf mir.«
    »Ich dachte, du passt auf den Bus auf!«
    »Bus?« Er nimmt seine Augen nicht vom Spiel.
    »Ja. Weißt du, dieses lange rechteckige Gefährt, das unsere Ärsche hier rausgesetzt hat und jetzt nirgendwo mehr zu sehen ist.«
    Schließlich blickt Gonzo mit großen Augen auf.
    »Ja, genau«, sage ich.
    Wir rasen raus zum Parkplatz und stehen auf der leeren Fläche, wo eigentlich ein Bus nach Florida stehen sollte.
    Gonzo schluckt heftig. »Er ist   …«
    »…   weg«, beende ich den Satz. »Herzlichen Glückwunsch. Jetzt sitzen wir ganz offiziell in der Scheiße.«

KAPITEL DREIUNDZWANZIG
    In dem uns potenzielle Serienkiller in ihrem Van mitnehmen
     
    »Ich versteh das nicht. Ich hab rausgeguckt, so etwa
zwei Sekunden
vorher, und da war er noch da, Alter, ich schwör’s.«
    »Zwei Sekunden«, wiederhole ich.
    »Ich schwör’s!«
    »Rekapitulieren wir das Spiel. Hmmm, oh, sieht aus, als ob Gonzo vielleicht so damit beschäftigt war, Rotkäppchen auszuräuchern, dass er
vergaß
.
Auf den. Verdammten. Bus. Aufzupassen!
«
    »Tut mir leid«, sagt er und lässt seinen Kopf hängen wie ein kleines Kind, das eben versehentlich auf deinen Teppich gepieselt hat.
    »Schauen wir uns mal nach’n paar Zeichen der Zivilisation um.«
    Wir befinden uns auf einer schmutzigen Schotterstraße am Arsch der Welt. Bisher sind wir an einer Farm vorbeigekommen, die zum Himmel stinkt, an ein paar Baumwollfeldern und an vier antiken Traktoren, die ihre rostige Haut in die Sonne strecken. Es ist helllichter Tag und die stechende Hitze macht meinem Nacken schwer zu schaffen.
    »Ruf noch mal nach ihr«, sagt Gonzo.
    »Hab’s versucht. Sie kommt nicht.« Ich habe in der Minute begonnen, nach Dulcie zu rufen, als wir kapiert hatten, dass der Bus wirklich weg ist und wir auf uns selbstgestellt sind. Aber vermutlich nimmt sie die Aufforderung, mich allein zu lassen, ernst.
    »Wo sind wir denn überhaupt?«
    »Ich weiß nicht«, sage ich und wische mir den Schweiß von der Stirn. »Irgendwo in Mississippi. Scheiße!« Ich kicke einen Stein von der Straße und er holpert in einer Wolke aus Staub davon.
    Gonzo fängt an zu husten. »Ich kann nicht richtig atmen, Alter.«
    »Krieg hier bloß keine Panikattacke!«, warne ich ihn.
    »Tu ich nicht«, fiepst Gonzo und versucht einen Hustenkrampf zurückzuhalten, der aber trotzdem aus ihm herausbricht. »Schau, ich

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