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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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schön traurig. Hast du jemals dran gedacht, dass vielleicht das Beste in deinem Leben sein könnte, dich von ihr loszureißen, bevor sie dich zu einem totalen Psychokrüppel macht?«
    Gonzos rechtes Auge zuckt. Seine Mundwinkel erschlaffen. Und dann rast er in voller Fahrt auf mich zu. »Halt einfach dein Maul, Mann, halt dein verdammtes Maul! Du weißt nicht, wovon du sprichst!«
    Er platziert einen sauberen Schlag in meiner Magengegend und das tut weh. Ich krümme mich vor Schmerz.
    »Sag, dass es dir leidtut,
pendejo

    »’tschuldigung«, röchle ich.
    Er weicht zurück, ist aber noch beleidigt. »Meine Mom hat viel aufgegeben, um mich großzuziehen. Eigentlich wollte sie Sängerin werden.«
    »Okay, ich glaub dir.« Als ich wieder stehen kann, reiche ich ihm den Rucksack. Er schultert ihn wütend.
    »Hast du sie gebeten, das zu tun?«
    »Gebeten, was zu tun?«, sagt er und macht einen kleinen Hüpfer, um seinen Rucksack zurechtzurücken.
    »Für dich ihr Leben aufzugeben.«
    Für einen Augenblick ist er verwirrt. »Darum geht’s nicht. Hör mal, Alter, vergiss es einfach.«
    »Schon geschehen.«
    Wir laufen los. Auf dem Feld sehe ich die alte Dame aus dem Krankenhaus, Mrs Morae. Sie sitzt in einem Sessel, hält sich an ihrem Infusionsständer fest, als ob sie an einerBushaltestelle warten würde. Ihr Blick ist ernst. »Pass auf dich auf«, warnt sie.
    »Das werd ich«, sage ich.
    Sie lächelt mich an. »In einem Haus am Meer und die Luft duftet nach Lilien.«
    »Mit wem sprichst du denn, Alter?« Gonzos Gesicht erscheint direkt vor meinem. Ich schiele nach rechts, aber die alte Lady ist verschwunden.
    Meine Beine kribbeln wie Feuer. »Mit niemandem«, sage ich. »Halt einfach Ausschau nach einem Wagen oder einem Bus, nach irgendwas anderem jedenfalls als Steinen und Staub.«
    Wir schlendern die Schotterstraße entlang, bis wir auf eine alte, asphaltierte Straße stoßen, an der wenigstens ein Wegweiserschild steht. Aber weit und breit ist kein Wagen zu sehen.
    Gonzo ärgert sich immer noch. »Ich hatte mit acht ne Blinddarmentzündung, und sie musste ein Vorsingen unterbrechen, um mich schnell in die Notaufnahme zu bringen. Okay?«
    »Sicher ist sie eine gute Mutter.«
    »Sie ist großartig, eine großartige Mom. Wenn wir in die nächste Stadt kommen, steig ich aus. Ich geh zurück, Alter. Wenn die Welt untergeht, geht sie eben unter. Du bist auf dich allein gestellt.«
    »Meinetwegen. Suchen wir erst mal weiter, einverstanden?« Ich laufe links, Gonzo rechts.
    Ich fühle mich, als ob ich Steine verschluckt hätte. Meine Muskeln tun weh und meine Beine sind schwer. Die Luft stinkt nach Kuhmist, Traktorabgasen, Straßenstaub, Blumen und nach noch irgendwas. Meine Augen schmerzen und meine Kehle kratzt. Rauch. Vielleicht brennt ein Feld. Einkleines Buschfeuer. Warum aber richten sich meine Nackenhaare langsam auf?
    Ich wirble herum und suche die Ursache. In der Ferne flimmert Gonzos Silhouette, verzerrt von den Hitzeschlieren, die von der Straße hochsteigen. Ich beginne laut nach ihm zu rufen. Als sich entlang der Straße plötzlich kleine Löcher im Boden auftun, springe ich zur Seite. Ich höre ein Zischen aus dem Untergrund, und bevor ich einen Warnruf ausstoßen kann, platzt der Asphalt mit der Kraft eines Geysirs auf. Dampf, Rauch und Flammen schießen zum Himmel. Die Wucht stößt mich einige Meter zurück. Ich schlage hart auf und spüre einen stechenden Schmerz. Mein Hemd ist zerrissen und mein Rücken vom Straßenbelag zerschunden. Einer nach dem anderen kriechen die Feuerriesen aus der aufgebrochenen Straße und richten sich auf. Während ich nach Luft schnappe, wachsen sie auf vielleicht zweieinhalb Meter Größe an und gehen in Stellung wie richtige Soldaten. Der Weg vor uns ist von einem orangefarbenen Hitzewall versperrt.
    »Gonzo!«, brülle ich. Ich kann ihn nicht sehen. Das Licht ist zu grell.
    Die Feuerriesen starren mit bösem Blick auf mich herab. Ich habe keine Ahnung, wie man gegen diese Kerle kämpft. Auf der Straße liegt ein Stock. Ich nehme ihn und schwinge ihn vor mir wie
Star Fighter
. Die Feuerriesen scheint das zu amüsieren. Mit schauerlichem Gelächter werfen sie ihre Köpfe zurück. Einer von ihnen lässt seinen Kopf nach vorne schnellen und windet seine Zunge schlangengleich um das Stück Holz. Rote Glut schießt durch den Stock. Ich schleudere ihn weg und er zerfällt mit einem Zischen.
    Mehrere der Kerle schleichen auf allen vieren heran und beschnuppern mich. Einer

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