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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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will nur eben mal meine Mom anrufen«, sagt er und fuchtelt mit seinem Handy herum.
    »Ja. Unbedingt. Ohne Moms Hilfe würden wir doch keinen weiteren Schritt schaffen.«
    Gonzo ignoriert meine höhnische Bemerkung. »Du hast gesagt, falls ein Notfall eintritt, Amigo. Und das zählt als Notfall, stimmt’s?« Bevor ich ihn aufhalten kann, drückt er die Ziffer eins der Kurzwahl und innerhalb einer Sekunde höre ich ihn sagen: »Mom?
Mamí. Sí. Es Gonzo.
Mensch Mom, wein doch nicht. Mir geht’s gut. Ehrlich.«
    »Ja, Mom«, spreche ich in die Luft. »Wir sind nur am Arsch der Welt hängen geblieben und haben keine Ahnung, wo wir sind und wie wir hier rauskommen. Alles prima! Ich wollt, du wärst hier!«
    Gonzo entfernt sich von mir. »Hör zu, Mom, wir brauchen ein bisschen Geld   … Was? Ich klinge krank? Nein. Mir geht’s gut.« Er hustet. »Nur die trockene Luft hier. Nein, Mom, keine Lungenentzündung. Nein, ich   … ja, ich hab meinen Inhalator. Die Verordnung ist nicht älter als drei Monate. Meinst du, ich sollte ihn nachfüllen lassen?«
    »Wir werden alle sterben!
Sterben! Sterben!
« Ich lege die Hände um meinen Hals, strecke die Zunge heraus und falle zuckend zu Boden.
    Er deckt das Mikrofon seines Telefons mit der Hand ab. »Alter, dieser Scheiß ist nicht besonders lustig. Mom? Was meinst du damit: Die Tests sind nicht eindeutig?«
    Ich kann nicht länger zuhören und gehe von der Straße runter. Ich lasse die langen, hochgewachsenen Halme des kühlen Grases durch meine Finger gleiten. Ein paar Rinder grasen auf der Weide. Sie schauen auf, kauen, aber ich bin kein Futter, also ignorieren sie mich. Zentimeter für Zentimeter nähere ich mich einer Kuh. Sie hat große feuchte Nasenlöcher, mit denen sie die Luft um mich herum abschnüffelt. Mit dem Schwanz verscheucht sie die Fliegen. Nun stehen wir uns Nase an Nase gegenüber. Sie scheint zahm zu sein, und ich strecke die Hand aus, um ihr sonnenwarmes Fell zu streicheln. Sie lässt mich gewähren, mampft weiter Gras und ich gleite mit der Hand über ihren breiten Rücken.
    »Und nu, du verrückte Kuh?«, sage ich.
    »Cameron!« Gonzo ruft nach mir.
    »Bis später, Bessie«, sage ich zur Kuh, die als Antwort ein weiteres Maul voll Gras nimmt.
    Als ich Gonzo erreiche, geht er auf und ab und sein Gesicht ist schweißnass. »Ich wusste es: Nie im Leben hätte ich auf diesen Trip mitkommen sollen«, sagt er und guckt, als ob ihm zum Heulen zumute ist. »Meine Mom hat gesagt, dass sie beim Röntgen diesen Fleck auf meiner Lunge gefunden haben. Es könnte nur ein Pünktchen auf dem Film sein oder eine Zyste – es könnte aber auch was wirklich Schlimmes sein, Krebs oder mutierte Viren oder Bakterien.«
    »Oder es könnte deine Mom sein, die wegen nichts ausflippt.«
    Ich reiche ihm die Hand, aber er kriecht rüber ins Gras zu seinem Rucksack und kramt den Inhalator hervor. Er saugt die Luft tief ein, aber es dauert eine ganze Weile, bis er sich wieder beruhigt hat. Dann steht er auf. »Ein Fleck! Das klingt gar nicht gut. Was kann das bedeuten, was glaubst du?«
    Ich fasse Gonzo ein bisschen zu fest an der Schulter, weil er mich wütend macht. »Ich hab schlechte Nachrichten, Mann. Du wirst weiterleben. Find dich damit ab.«
    Er windet sich aus meinem Griff. »Ich glaub, wir sollten umkehren, Cameron.«
    »Kommt nicht in die Tüte. Ich geh nicht zurück.«
    »Ich kann nicht allein zurückgehen, Alter. Ich könnte unterwegs sterben.« Er nimmt wieder einen tiefen Zug aus dem Inhalator.
    »
Du
bist hier nicht derjenige, der stirbt, Gonzo!« Ich würde ihm am liebsten einen Arschtritt geben, der ihn bis nach Florida befördert. Er wirft mir diesen mitleiderregenden Dackelblick zu, der meine Karatefantasie im Keim erstickt. »Macht sie das nicht ständig?«
    »Was meinst du?«
    »Dich zu Tode erschrecken?«
    »Sie passt auf mich auf, okay? Du kennst sie nicht, Cameron. Ich hätte sie niemals so verlassen dürfen. So wie mein Dad.«
    »Hast du jemals dran gedacht, dass dein Dad einen Grund gehabt haben könnte, sie zu verlassen?«
    Er kickt ein Steinchen über den Weg. Es fliegt seitwärts ins hohe Gras und verschwindet. »Mich.«
    »Vielleicht warst du’s nicht.«
    »Sie ist das Beste in meinem Leben. Ich weiß das.«
    Ich sollte einfach mein Maul halten. Aber ich bin so stocksauer – wegen dem Bus, wegen der Kühe, wegen Gonzos verrückter Mutter, wegen allem   –, dass ich alles einfach kurz und klein hacken könnte. »Also gut, dann ist das ganz

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