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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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bist ein Teil von mir und ich bin ein Teil von dir. Immer.«
    »Dad?«
    »Cameron?«
    »Ich liebe dich«, sage ich, genau in dem Augenblick, als hinter mir auf dem Highway ein Schwerlaster vorbeidonnert.
    Mom ist aufgewacht. Ich höre, wie sie Dad fragt, was los ist, mit wem er spricht, ob der Arzt am Apparat ist? Dad antwortet, es ist nichts, schlaf weiter.
    »Cameron?«, flüstert Dad. »Kannst du mich hören, Kumpel?«
    Die Computer-Stimme des Telefonisten bittet mich freundlich, mehr Münzen einzuwerfen, aber ich habe keine mehr, also hänge ich ein. Ich fühle mich, als ob mir ein Walross auf der Brust sitzt. Außerdem brennen meine Augen. Ich würde in diesem Moment alles drum geben, high zu sein, gut drauf und betäubt.
    Ein Mädchen steht am anderen Ende der Tankstelle herum, als warte sie auf irgendetwas. Sie hat Shorts an und eine Jacke aus Kunstpelz, obwohl es schwül ist und mirmein T-Shirt am Körper klebt. Auf dem Weg nach drinnen nicke ich dem Mädchen zu. Sie beachtet mich nicht, was in Ordnung geht, wirklich.
    Das unnatürlich helle Licht trifft mich wie ein Faustschlag. Das und der ranzige Nacho-Käse-Gestank machen mir ziemlich zu schaffen. Die Lautsprecherboxen präsentieren dazu die Kaufhausversion eines Songs der
Copenhagen Interpretation
. Auf die letzten Takte folgt die einschläfernde Stimme des DJs. »Und das waren
Words for Snow
von der
Copenhagen Interpretation
aus der Reihe
Staunen – was auch immer mit ihnen geschehen ist
…«
    Ich gehe nach hinten zum Pornoregal und ziehe die Plastikschutzhüllen von den Magazinen. Der Typ hinter der Ladentheke beobachtet mich im Wir-sehen-dich-also-denk-nicht-mal-an-Ladendiebstahl-Spiegel. Scheiße, keine Chance, dass der Typ mir Bier verkauft. Ich verschwende meine Zeit damit, Zeugs in die Hand zu nehmen, das ich nicht kaufen will: billige Spielzeugpistolen. Wegwerfrasierer. Dosenbohnen. Schneekugeln. Schließlich öffne ich den Kühlschrank, lasse mich von der eisigen Luft einhüllen und nehme mir einen
Rad Xtra Energy Drink
. Wenn ich eh bald nicht mehr richtig ticke, kann ich doch gleich das volle Programm durchziehen. Als ich nach einer Tüte Chips greifen will, spielt meine Koordination total verrückt. Meine Muskeln versteifen sich. Ich packe das Verkaufsgestell, um mich zu stützen, und fege dabei sämtliche Chipstüten hinunter.
    »Was glaubst du, was du hier tust?«, ruft der Angestellte in sehr präzisem Englisch, als ob er es eingeübt hat. Auf seinem Namensschild steht MITARBEITER #12, und ich frage mich, ob er einen Namen hat oder ob es seinen Bossen scheißegal ist, wer er ist.
    Er brüllt mich an. »Findest du das witzig? Findest du,das ist ein lustiger Scherz? Los, raus hier!« Er schiebt mich durch die Tür. »Du bist bekifft. Hau ab, bevor ich die Bullen rufe.«
    Unter dem diffusen Licht der Parkplatzlampen schnappe ich nach Luft und versuche mich zu beruhigen. Mein E-Ticket flackert und verfärbt sich. Als ich genauer hinschaue, ist
Frontierland
komplett gelöscht. Ich bin zwei Gesundheitsstufen runtergefallen, wie Gonzo sagen würde. Ich hätte gern meine Limo. Die Schnecke in der Pelzweste steht noch da und hat einen Lutscher im Mund. Das ganze Make-up lässt sie älter aussehen. Sie ist vielleicht fünfzehn, sechzehn. Bei Mädchen kann man das schlecht sagen.
    »Waswarnlos?«, fragt sie.
    »Ich hab seine Bestmarke bei
Captain Carnage
geschlagen. Jetzt ist er sauer.«
    Sie lacht nicht und das bedrückt mich.
    Sie nimmt den Lolli aus dem Mund. »Wenn du was mitgehen lassen willst, musst du erst was auf die Theke legen. Du deponierst dort zum Beispiel ein paar Schokoriegel und fragst, ob du sie liegen lassen kannst, bis du den Rest geholt hast. Sie sagen immer ›Klar‹, glauben dann, dass du sie nicht bescheißen willst, und hören auf, dich zu überwachen.«
    Ich bin nicht sicher, was ich von diesem Tipp halten soll, deshalb sage ich nur: »Cool. Danke.«
    Irgendein Typ fährt mit einem aufgemotzten Geländewagen vor. »Tara, wo zur Hölle hast du gesteckt?«, ruft er durchs offene Seitenfenster.
    Sie nimmt den Lutscher aus dem Mund und schreit zurück. »Das geht dich einen Scheiß an!«
    »Warum sprichst du so mit mir? Komm, lass uns zur Party fahren.«
    Tara schleudert den Lutscher auf den Parkplatz. »Ich hab keine Zigaretten mehr.«
    »Ich hab welche. Wer is’n das?«, fragt er und nickt in meine Richtung.
    Toll. Der hat mir gerade noch gefehlt.
    »Wasgehtsndichan«, sagt sie. »Vielleicht ist er mein neuer

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