Ohne Ende Leben - Roman
Wirklich traurig. Hey, willst’n Joint?«
Justin lenkt den Geländewagen auf einen Parkplatz undwir rauchen einen Joint. Nach dem dritten oder vierten Zug wippt mein Kopf auf meinem Hals wie einer dieser Wackeldackel. Willkommen zurück in Betäubingen, Einwohnerzahl: eins.
»Kann’s nicht erwarten, aus diesem Kaff rauszukommen«, murmelt Tara. Sie hat die Augen geschlossen und räkelt sich in ihrem Sitz.
Justin kratzt sich in seinem Versuch eines Bartes. Unter der Truckermütze quillt sein Haar in langen, zotteligen Strähnen hervor.
»So schlecht isses hier nich.«
Tara schaut ihn an, als ob er gerade gesagt hätte, alle Babys sollten eingeschläfert werden. »Doch, isses, is Kacke.«
»Ich bin doch hier«, sagt er ruhig.
Tara drückt den Joint aus. »Mann, bin ich dicht.«
»Biste wieder cool da hinten?«, fragt mich Justin.
»Hmmm« ist alles, was ich in meinem benommenen Zustand von mir geben kann.
»Zeit für’n bisschen Spaß«, sagt Justin.
Er gibt kräftig Gas, und wir durchqueren ein Viertel mit riesigen Villen, einige mit eigenen Türmchen. Die Fußgängerwege werden von elektrischen Bodenfackeln beleuchtet und Warnschilder markieren die Rasenkanten.
»Tara, übernimm das Steuer.«
Tara legt die linke Hand ans Lenkrad und wir bewegen uns ganz langsam auf den Bordstein zu. Justin holt einen Baseballschläger unterm Sitz hervor und lehnt sich zum Fenster hinaus. Mit einem kräftigen Schlag haut er einen Briefkasten vom Sockel.
»Boah«, sage ich. Oder wenigstens denke ich, dass ich das sage. Ich bin high. Möglicherweise könnte ich gesagt haben: »Bringt die Kühe in den Stall! Wir sind da, um eureRingelblumen zu versklaven!« Das bringt mich zum Lachen. Auf meiner Rückbank kichere ich in mich hinein.
Justin haut weiter gegen die Briefkästen. Einen oder zwei verfehlt er, was er Taras Fahrstil in die Schuhe schiebt.
»Gut. Fahr doch selbst«, sagt sie und schmollt. Aber sie gibt das Lenkrad nicht aus der Hand. Beim nächsten Ziel ist er wieder erfolgreich und schlägt den Briefkasten komplett vom Pfosten. Der hüpft Funken sprühend und mit grellem Scheppern über die Straße. In den Häusern gehen die Lichter an. Ein Hund bellt. Tara kichert laut und schrill, ein typisches Kiffergelächter. Justin verstaut den Schläger wieder unterm Sitz und düst davon. Wir kurven ziellos Straßen rauf und runter, die High Court heißen, Royal Acres, Imperial Lane, King’s Row. Jeder Straßenname wetteifert darum, bedeutender als der andere zu klingen. Selbst die Straßen hier streben nach Höherem.
Justin biegt in die Westminster Lane ein. Er schaltet die Lichter seines Wagens aus und schleicht sich in die Auffahrt zu einem im Dunkel liegenden Haus.
»Ist das nicht das Haus der McNultys?«, fragt Tara.
»Ja«, antwortet Justin. »Sie sind nicht zu Haus.«
»Woher willst’n das wissen?«, stichelt sie.
»Der frühere Liebhaber meiner Mutter macht ihren Pool sauber. Er hat gesagt, sie sind in Spanien oder Portugal oder so ner Scheiß-Stadt.«
»Charlie McNulty ist Präsident der Schülermitverwaltung an unserer Schule. Er ist so was von smart«, erklärt Tara wie eine Touristenführerin. Das kommt mir komisch vor und ich kichere in mich hinein.
»Hier entlang«, sagt Justin und führt uns zur Rückseite des Hauses, die von einem Holzzaun begrenzt wird. Justin öffnet das Gartentor. Der Garten ist verdammt groß, miteiner hübschen Terrasse und einem riesigen Gasgrill, Gartenmöbeln aus Teakholz und einem Glastisch, aus dessen Mitte ein Sonnenschirm ragt. Und da ist der Swimmingpool, von dem Justin gesprochen hat, mit klarem blauem Wasser.
Justin zieht sich aus, bis auf seine schlabbrige Unterhose. Ich befürchte, dass er die auch noch abschüttelt, tut er aber nicht. Er gleitet ins Wasser und stößt sich in Rückenlage vom Beckenrand weg. Tara kämpft mit ihrer Kleidung, aber bald steht sie in BH und Slip da. Ich kann die Konturen ihres dunklen Schamhaares sehen, das sich unter dem dünnen rosa Stoff ihres Schlüpfers abzeichnet. Ich kriege einen Ständer. Auf keinen Fall ziehe ich mich jetzt aus.
»Was ist los, Cameron? Bist du schüchtern?« Sie nimmt meine Hand und zieht.
»Nein«, protestiere ich und hoffe, dass sie keinen heimlichen Blick nach unten wirft. »Meine Krankheit. Ich kann nicht schwimmen. Ist nicht gut für mich.«
»Mist«, sagt sie, bevor sie einen Riesensatz ins Wasser macht. Gute fünf Sekunden später schwappt das Wasser immer noch über den Beckenrand. »So’n
Weitere Kostenlose Bücher