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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Freund.«
    »Ich wollt mir nur ne Limo kaufen«, sage ich.
    »Ja? Und, wo ist sie?«, stichelt der Typ im Geländewagen.
    Wenn das ein Film wäre, würde ich jetzt eine zuvor versteckte Bombe in die Luft fliegen lassen, die den Parkplatz dem Erdboden gleichmachen würde. Und dann, bevor ich davonschlendere und in der Nacht verschwinde, würde ich noch einen eleganten letzten Satz sagen wie: »Und vergiss meine Limo nicht, du Drecksack!« Aber das ist kein Film, und so stopfe ich meine zuckenden Hände nur in die Hosentaschen, ganz der große rinderwahnsinnige Schisser, der ich nun mal bin.
    »Du bist nicht mein Boss!«, schreit Tara den Kerl an. »Ich kann machen, was ich will. Falls du’s vergessen hast, wir haben Schluss gemacht,
Jus-tin
!« Sie unterstreicht das Wort mit einer effektvollen Kopfdrehung und legt den Arm um meine Hüfte, was im Prinzip nichts anderes bedeutet, als mir eine Zielscheibe auf die Brust zu malen.
    »Ich sollte besser noch mal reingehen«, sage ich und trete einen Schritt zu Seite.
    Jus-tin!
schaltet seine Innenbeleuchtung ein. Ich sehe, dass er einen ungepflegten braunen Bart hat, eine blaue Truckermütze trägt und ein Footballtrikot in Übergröße. Außerdem steckt ein fetter Brilli im rechten Ohrläppchen. »Hey, komm schon, Tara. Das ist doch nicht dein Ernst, Baby.«
    Sie dreht sich zu mir. »Haste Zigaretten?«
    »Leider nicht.«
    »Kannst du welche holen?«, fragt sie und macht sich an mich ran. Mit zunehmender Sorge registriere ich, dass der Justin-Typ aussieht, als ob er mich ernsthaft vermöbeln könnte.
    »Dieser Typ wird mich nicht mehr reinlassen«, sage ich mit einer entschuldigenden Geste.
    Mitarbeiter #12 steht mit verschränkten Armen in der Nähe der Tür und zeigt uns damit, dass wir an dieser Iss&Trink&Tank-Stelle nicht willkommen sind. Es ist so eine Ich-werd-die-Polizei-rufen-Haltung, eine Ich-bin-der-Actionheld-von-der-Tankstelle-Pose. Ich frage mich, wie er wohl klingen würde, wenn er sagt: »Und vergiss meine Limo nicht, du Drecksack!«
    »Verdammt«, sagt Tara und kaut an einem lädierten Fingernagel. Sie schlendert rüber zum offenen Seitenfenster des Geländewagens. »Gib mir was zu rauchen.«
    Eine brennende Zigarette wird durchs Fenster gereicht. Tara nimmt einen tiefen Zug, pustet den Rauch aus, öffnet mir nichts, dir nichts die Autotür und krabbelt hinein. Sie küssen sich leidenschaftlich und Justin schaltet die Beleuchtung aus.
    »Okay, bis später«, sage ich und verschwinde im Schatten der Interstate.
    »Warte!«, ruft Tara. Sie lehnt sich mit dem Oberkörper aus dem Fenster, ihre Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger geklemmt. »Willste mit auf ne Party?«
     
    Wir fahren durch die schlafende Stadt. Die Ampeln sind auf gelbes Blinklicht geschaltet und die Straßen glitzern noch vom letzten Regen. Tara erzählt mir die Fünf-Minuten-Versionihres Lebens. Sie ist fünfzehn, lebt bei ihrer Mom, die als Kosmetikerin arbeitet und gratis Nagellack und Gurkenlotion mit nach Hause in den Wohnwagen bringt, den sie sich mit vier Katzen teilen. »Die ganze verdammte Toilette stinkt nach Gurken und Katzenkacke, echt wahr«, sagt sie und bietet mir eine Zigarette an, die ich dankend ablehne. Tara
hasst
die Schule, aber sie
liebt
eine Supermodelshow und möchte auch eins sein.
    »Sie hat nur mal bei einer Bootsausstellung mitgemacht«, erzählt mir Justin, halb stolz, halb skeptisch. Als ob er nur damit angeben will, dass er mit einer heißen Braut zusammen ist, aber niemand die heiße Braut selbst registrieren soll. Justin ist achtzehn, aber noch in der elften Klasse. Auch er lebt bei seiner Mutter und ihrem »jammerärschigen Vollidioten von Freund«, in einer »beschissenen Zwei-Zimmer-Wohnung neben dem
Enormo Markt
«. Für Geld packt er Lebensmittel ein und verkauft gelegentlich ein bisschen Gras und deshalb ist die Party von Brian Kinner fürs Geschäft »absolut notwendig«.
    Schließlich wollen sie was über mich wissen. Für gewöhnlich würde ich meine Geschichte zensieren und so wenig wie möglich von mir preisgeben. Immer schön knapp unterm Radar bleiben. Aber heute Nacht bin ich so müde, dass ich ihnen einfach alles erzähle. Es tut mir gut, mich nicht unter Kontrolle zu halten.
    »Rinderwahnsinn?«, sagt Tara und bläst eine Rauchwolke in die Luft. »Kriegt man das vom Sex?«
    »Nein«, sage ich, »es ist nicht ansteckend.«
    »Wow«, sagt Tara. »Das ist ja so traurig. Justin, denkst du nicht auch, dass das furchtbar traurig ist?«
    »Ja.

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