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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Interstate. Das blinkende Neonlicht zeigt einen winkenden Typen, der an seinen Hut tippt, vermutlich der Mister des ruhmreichen
Mister Motels
. Unser Zimmer ist ein dunkles Loch, das so aussieht, als hätte man in den vergangenen dreißig Jahren nichts daran verändert: potthässliche braune Bettdecken und gelb gestrichene Wände. Das Kopfende des Bettes aus dunklem Holzimitat. Ein abgewetzter Teppich in einer Farbe, die am besten mit »querbeetgrün« beschrieben werden kann – prima geeignet, um Schmutzflecken zu verbergen. Das einzig Neue ist ein – aus welchem behämmerten Grund auch immer – an einen Stuhl gebundener leuchtend orangefarbener Luftballon. Der Ballon bewirbt einen Gebrauchtwagenpark,
Arthur Limbauds Schönheiten aus zweiter Hand
.
    Natürlich ist Gonzo über die hygienischen Verhältnisse total entsetzt.
    »Meinst du, dass sie für die Bettlaken Bleichmittel verwendet haben?« Er sitzt verkrampft auf dem Bett und drückt seinen Rucksack an die Brust. »Ernsthaft, man muss Bleichmittel benützen und den Kochwaschgang, um die Hausstaubmilben zu killen und was da sonst noch lebt.«
    Ich frage nicht, was er mit »sonst noch« meint, und ich werde auch in Zukunft nicht fragen. Ich bin einfach müde. Ich möchte mich hinlegen, einschlafen und bis zum nächsten Morgen nicht aufwachen. Dann werde ich rausfinden müssen, wie wir wieder auf die Straße Richtung Florida kommen, ohne Busticket und mit gut drei Dollar in der Tasche.
    »Ich werd mal eben meine Mom anrufen«, sagt Gonzo. Er benutzt ein Papiertaschentuch, um den Hörer des
Mister Motel
-Telefons abzuheben, das genauso altertümlich aussieht wie alles andere.
    »Was machst’n da?«, schimpfe ich und lege meine Finger auf die Gabel, um die Verbindung zu unterbrechen.
    »Hab ich dir doch gesagt: meine Mom anrufen. Der Akku meines Handys ist leer und ich hab das Ladegerät nicht dabei.«
    »Wir können uns keinen Anruf bei deiner Mutter leisten.«
    »Mann, mir gefällt’s hier nicht.« Gonzo fängt an zu keuchen.
    »Beruhig dich, Gonz. Du bist okay. Alles wird gut, ich versprech’s dir. Atme einfach ganz normal, ja?«, sage ich und rede mit ihm, als ob
ich
seine Mom wäre. Wenn ich eine Panikattacke verhindern kann, ist alles gut. Gonzo wühlt hektisch in seiner Tasche wie ein verzweifeltes Eichhörnchen auf der Suche nach seiner Haselnuss.
    »Mein Inhalator. Er ist nicht da, Alter! Oh mein Gott!« Sein Gesicht ist echt blass und jetzt wird mir auch langsam mulmig.
    »Bleib cool, bleib cool. Mach dich nicht verrückt. Er ist hier, okay?«
    Gonzo nickt, aber schwer atmend sagt er: »Scheiße,Scheiße, Scheiße.« Ich taste in der Tasche herum, finde aber keinen Inhalator.
    »Was ist, wenn ich ihn echt verloren hab«, keucht er, »oder er gestohlen wurde? Scheiße. Ruf neun-eins-eins an, Mann. Ruf neun-eins-eins an!«
    Ich wühle weiter in der Tasche. »Ich werd nicht neun-eins-eins anrufen. Beruhig dich.«
    »Ich krieg keine Luft, Alter!«
    »Du schreist! Und wenn du schreien kannst, kannst du auch atmen, okay? Wenn wir neun-eins-eins anrufen, ist das Spiel aus. Wir gehen zurück und ich sterb in ner Windel und hör den sanften Rhythmus der Herz-Lungen-Maschine und die Welt löst sich in Luft auf. Das darf nicht passieren, also reiß dich bitte zusammen.«
    Das Neonlicht des Parkplatzes fällt über Gonzos Gesicht wie ein Stroboskopeffekt. Er reißt die Augen weit auf und umklammert seine Brust.
    »Alter. Bitte. Jetzt könnte das Spiel vorbei sein. Ruf neun-eins-eins an, sofort! Sag ihnen, sie sollen einen Zerstäuber bringen!«
    Ich packe ihn an der Schulter und schüttle ihn. »Gonzo! Ich lass dich nicht sterben. Okay? Ich bin nicht deine Mom! Ich treib dich nicht ins frühe Grab, damit mein Leben weitergehen kann. Okay? Okay?«
    Ich erwarte, dass ich auf meinem Arsch ins Mittelalter befördert werde, dafür, wie ich über seine Mutter gesprochen habe, aber erstaunlicherweise nickt er nur und lässt mich weiter in seiner Tasche wühlen. Dieses Mal finde ich die L-förmige Blechdose. »Hier«, sage ich.
    Gonzo grapscht sie mit beiden Händen, schüttelt sie kräftig, führt sie zum Mund wie eine winzige Pistole und drückt ab. Er schließt die Augen, während er den Atem anhält,und wartet darauf, dass das Medikament wirkt. Genau dreißig Sekunden später nimmt er einen zweiten Sprühstoß, hält den Atem noch einmal an, bis er nicht mehr kann, und dann bricht alles in einem Hustenanfall aus ihm heraus. In der nächsten Minute kehrt die Farbe in

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