Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)

Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)

Titel: Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hyun
Vom Netzwerk:
»Universität auf Probe«. Wenn schon Partizipation beim Erstellen der Statistik unerwünscht ist, dann zumindest Projekte aushecken, die in eine Mitarbeiterschaft münden, dachte ich mir. Ich habe da an »Rent-a-Migrant« oder »Migrant auf Probe« gedacht, wo man von Unternehmen und Privatpersonen gemietet werden kann. Beide könnten sich durch das Mietverhältnis annähern, sich anfreunden oder aber die Kluft vergrößern. Der Einheimische bekommt die Einsicht, der Migrant sein Geld. Das ist zunächst alles Theorie. Man müsste es ausprobieren. Denn probieren geht bekanntlich über studieren.

INTEGRATION, EINE HERZENSANGELEGENHEIT
    D ie meisten Integrationslotsen erklären gerne, dass Integration ihre Herzensangelegenheit sei. Aber manchmal weiß man, dass Menschen Dinge sagen, die sie nicht wirklich meinen. Im Chor appellieren sie an die Migranten, welche Schlüssel erforderlich seien, um in das Schlaraffenland Deutschland einziehen zu können. Dabei vergessen sie zu erwähnen, welche Schlüssel benötigt werden, um ihre Herzen aufzuschließen.
    Auf einer Internetplattform wurden drei Integrationspolitiker aus der 16. Wahlperiode danach befragt, wie viele qualifizierte Referenten und Mitarbeiter mit Migrationshintergrund ihre Parteien und sie selbst beschäftigten.
    Der Ad-hoc-Vorsitzende des Arbeitskreises für Integration der CSU antwortete: »(…) Ihre Auffassung, dass die konservativen Parteien sich zu wenig für qualifizierte Menschen mit Migrationshintergrund engagieren, kann ich nicht teilen. Allein die CSU-Landesgruppe beschäftigt übrigens mehrere hochqualifizierte Mitarbeiter mit Migrationshintergrund und ist darum bemüht, auch weiterhin qualifizierte Mitarbeiter mit Migrationshintergrund einzustellen. In diesem Zusammenhang stimme ich mit Ihnen überein, dass Glaubwürdigkeit nur geschaffen werden kann, wenn man auch dementsprechend handelt.«
    Staatsministerin Böhmer antwortete: »(…) ich bitte um Verständnis, dass ich aus Datenschutzgründen nur allgemeine Angaben darüber machen kann, inwiefern ich Mitarbeiter aus Zuwandererfamilien beschäftige. Wie sehr es mir ein Anliegen ist, mehr Mitarbeiter aus Zuwandererfamilien für den öffentlichen Dienst zu gewinnen, können Sie daran erkennen, dass ich die erste zu besetzende Stelle in meinem Arbeitsstab mit einer Mitarbeiterin aus einer Zuwandererfamilie besetzt habe.«
    Die Aussagen beider Politiker nahm ich näher unter die Lupe. Der CSU-Politiker beschäftigte zwei Referenten in seinem Wahlkreis und zwei in seinem Bundestagsbüro. Auf seiner Homepage wurden die Mitarbeiter mit Namen, Kurzviten und Porträtfotos vorgestellt. Die Namen Junk, Bauer, Konhäuser und Lindthaler schrien nicht gerade nach Migrationshintergrund. Fängt der Migrationshintergrund für die CSU mit der Völkerwanderung an? Weitere Recherchen ergaben, dass der CSU-Politiker eine Schreibkraft mit Migrationshintergrund auf 400-Euro-Basis und eine Sekretärin aus der ehemaligen DDR beschäftigte. Bei der Staatsministerin suchte ich vergeblich nach der Mitarbeiterin mit Migrationshintergrund. Mag sein, dass sie inzwischen befördert wurde oder im Mutterschutz ist.
    Die FDP-Politikerin und Sprecherin für Integrationsthemen antwortete: »Ich selbst beschäftige in meinem Wahlkreisbüro eine Spätaussiedlerin aus Russland, die mir neben ihrer fachlichen Kompetenz auch viele Eindrücke aus der Lebenswirklichkeit dieser Gruppe vermittelt – Eindrücke, die aus wissenschaftlichen Studien nicht zu erhalten sind. Außerdem versuche ich, Migranten für die Kandidatur bei der Kommunalwahl zu motivieren – politische Verantwortung zu übernehmen!« Wie sich herausstellte, arbeitete die Spätaussiedlerin aus Russland als Sekretärin in ihrem Büro. Ein wichtiger Job. Bei der Frage ging es aber um qualifizierte Mitarbeiter mit Migrationshintergrund, die als wissenschaftliche Referenten tätig sind und als Führungskraft eingestellt werden. Von den Bundespolitikern, die sich auf Integration spezialisieren, geht die Sozialdemokratin Lale Akgün mit gutem Beispiel voran. Ihr Büro beschäftigt hochqualifizierte Menschen mit Migrationshintergrund als Führungskräfte. Leider verpasste Akgün in der 17. Wahlperiode den Einzug in den Bundestag.

SCHLAFLOS IN FRIEDRICHSHAIN
    N och lange nach dem Treffen mit Hung-sun, dem Verleger der Zeitung für Auslandskoreaner Kyoposhinmun , saß ich wach auf dem Bett in meiner kleinen Wohnung in Friedrichshain. Es gingen mir viele Dinge durch den Kopf,

Weitere Kostenlose Bücher