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Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)

Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)

Titel: Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hyun
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verlaufen hatte, fragte er Josephine nach dem Weg. Es war Liebe auf den ersten Blick. Der falsche Weg entpuppte sich als richtiger. Beide leben heute glücklich in Berlin, sind stolze Eltern von zwei Mädchen und Botschafter der Liebe für einsame koreanische Männerherzen. Aus der koreanischen Wochenzeitung in Deutschland, Kyoposhinmun , schneide ich mir neuerdings Heiratsannoncen aus, aus denen hervorgeht, dass koreanische Männer mit deutschen Frauen in den Hafen der Ehe einlaufen, auch wenn dies zugegebenermaßen selten der Fall ist. Die Inserate möchte ich für eine spätere Ausstellung über koreanische Männer nutzen. Mit der Ausstellung will ich den Frauen die Ängste und Vorbehalte gegenüber koreanischen Männern nehmen. Es sollen Bilder gezeigt werden von koreanischen Männern im Alltag, wie sie etwa schlafen, arbeiten, essen, altern, betrunken U-Bahn fahren und ihre Geschäfte in der freien Natur verrichten.
    Erst kürzlich schrieb mir meine Freundin Seung-hee aus Kalifornien, sie wolle gerne eine weltweite Konferenz via Skype organisieren zum Thema »Diaspora Love«. Ich war sofort Feuer und Flamme dafür. Seung-hee bat mich, bei der Konferenz die Hauptrede zu halten, da ich, wie sie sagte, als »special advisor, (un)official ambassador and lobbyist to Korean men worldwide« die besten Voraussetzungen mitbrächte. Diesen Auftrag, natürlich ganz im Dienste der Sache, nahm ich gerne an. Meinen Freund Achmet, ein Womanizer und Frauenflüsterer aus Kreuzberg, bat ich um Unterstützung. Wozu sind schließlich gute Freunde da, appellierte ich an Achmets Gewissen.
    Ich habe einen Traum, dass eines Tages die koreanischen Männer mit einem breiten Grinsen im Gesicht ihre Flagge auf dem erklommenen Berg der Liebe hissen werden. Ich habe einen Traum, dass Gott die Frauen mit so viel Mut ausstattet, über ihre Schatten zu springen. Ich habe einen Traum, dass eines Tages einheimische Frauen mit koreanischen Männern in Liebe Händchen halten können und nicht nur in platonischer Freundschaft. Ich habe einen Traum, dass sich die koreanischen Männer zu einer einzigen Oase der Liebe transformieren.
    Ich habe einen Traum, dass die koreanischen Männer eines Tages in einem Land leben werden, in dem sie nach dem Wesen ihres mit Liebe gefüllten Charakters beurteilt werden. Wenn dies geschieht, und wenn wir es erlauben, dass die Glocken Amors läuten, und wenn wir sie von Dorf zu Dorf und in jedem Bundesland und jeder Stadt läuten lassen, werden wir diesen Tag schneller erleben. Artenschutz geht uns alle an! Setzen Sie sich, helfen Sie mit, die Voraussetzungen für das langfristige Überleben der koreanischen Männer auf diesem Planeten zu schaffen. Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der koreanischen Männer! Erfahren Sie, welchen Bedrohungen die koreanischen Männer ausgesetzt sind und mit welch einfachen Mitteln Sie sich für deren Erhalt einsetzen können. Werden Sie Teil dieses Rettungsplanes! Schenken Sie uns Zukunft! Helfen Sie den koreanischen Männern, diese letzte Integrationslücke zu schließen!

CAPTAIN AHOI
    M einem tatarischen Freund Vitali, der heute erfolgreich für ein Beratungsunternehmen in Boston arbeitet, gab ich einst den Spitznamen »Captain Ahoi«.
    Der Name stammt aus unserer gemeinsamen Unizeit und hat mit Fischstäbchen nicht das Geringste zu tun. Er erinnert uns an ein historisches Ereignis im Leben meines aus der Hölle gekommenen tatarischen Bruders.
    Kein Mann höheren Alters gibt gerne zu, ein keusches Leben geführt zu haben. Das trifft sowohl für die nationale als auch für die internationale Männerwelt zu. Also zeigte mir Vitali immer wieder Fotos aus seiner Schulzeit in Mutter Russland, mit dem Stolz eines Jägers, der seine Trophäen zur Schau stellt. Er stach aus den Bildern hervor, weil er einen Borat-Bart trug. Es muss eine ehemalige Mädchenschule gewesen sein. Denn auf dem Bild waren nur drei Jungs zu sehen, umgeben von einer Mädchenschar.
    Vitali zeigte mit dem nackten Finger einzeln auf mindestens die Hälfte der Mädchen. »Das da ist Olga. Das hier ist Dascha, Glascha, Ninotschka, Annuschka und Irina. Das waren alles meine Freundinnen!«, sagte Vitali mit stolzgeschwellter, stark behaarter Brust. Ich war beeindruckt von der Ausbeute des aus der Hölle gekommenen tatarischen Schürzenjägers und dachte im Stillen, es müsse sein Bart gewesen sein, der die Frauen in seiner Klasse beeindruckt hatte. Vitali war für mich ab sofort der russische Casanova, der Don Juan

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