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Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)

Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)

Titel: Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hyun
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mir ganz besonders der Refrain, der den emotionalen Zustand der koreanischen Männer widerspiegelt: »Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt, denn das ist meine (unsere) Welt«.
    Trotz dieser zahlreichen gestopften Eimer voller Liebe, die jeder koreanischstämmige Mann mit sich herumschleppt, sind Endabnehmerinnen dieser schweren Last nicht zu finden. Die meisten einheimischen deutschen Frauen würden asiatische Männer nicht einmal im Sonderangebot oder sogar mit staatlichem Zuschuss mit nach Hause nehmen. Von einer Protagonistenrolle sind koreanischstämmige Männer noch weit entfernt.
    Die Menschen sagen, ich wäre ein hoffnungsloser Träumer, aber, wie John Lennon einst sang, ich bin nicht der Einzige auf dieser Welt. Stellen Sie sich vor, ein koreanischer Mann hätte die Rolle Johnny Depps im Film »Don Juan« gespielt. Stellen Sie sich vor, ein Asiate hätte den Part Richard Geres in »Ein Offizier und Gentleman« übernommen. Im Film »Last Samurai« war es der Scientologe Tom Cruise, der den Helden spielte, und kein Asiate, der von mir aus auch von den Scientologen hätte sein können. Stellen Sie sich das alles ganz genau vor. Und nun schließen Sie die Augen und fühlen tief in sich hinein. Begeben Sie sich zurück in Ihre Jugend oder auch in die Gegenwart, je nachdem. Stellen Sie sich asiatische Männer vor, die hauptberuflich in der Pornoindustrie arbeiten, und damit meine ich nicht als Kabelverleger oder Mikrofonhalter.
    Öffnen Sie jetzt die Augen!
    Wissen Sie jetzt, wovon ich spreche?
    Fühlen Sie den Schmerz der koreanischen Männer?
    Bei einheimischen deutschen Frauen spielen wir keine Rolle, weder Haupt- noch Nebenrolle. Bei den koreanischstämmigen Frauen kommen wir nicht mehr als einer absoluten Notlösung, einem Trostpreis gleich. In der Auswahlhierarchie der koreanischen Frauen finden sich ihre Landsmänner auf der untersten Stufe wieder. An erster Stelle stehen einheimische deutsche Männer, gefolgt von allen anderen erdenklichen Nationen, die in Deutschland zuhause sind. Die hier geborenen koreanischen Frauen können sich ein gemeinsames, harmonisches Leben in Eintracht wie Ying und Yang mit uns nicht vorstellen.
    Ich vermute, die koreanischen Frauen haben unserer Väter wegen ein schwerwiegendes Trauma. Unsere Väter, die obersten Befehlshaber des Hauses, tragen eine gewisse Mitschuld an unserem Leiden; die Leiden der jungen Koreaner. In ihren Häusern und Wohnungen gilt nur ihr gesprochenes Wort. Der Rest der Familie hat sich dem Machtwort zu beugen. Es sei denn, man wurde in die Rolle des einzigen Sohnes, des zukünftigen Stammeshalters, des Thronfolgers der Sonnenkönige hineingeboren. Unsere Väter sind geübt im Erteilen von Befehlen und rudimentär bis hin zu resistent im Entgegennehmen von Instruktionen. Die Rollenverteilung ist sehr anachronistisch. Frauen üben sich im Haushalt, während die Männer ihnen beim Spülen, Saugen und Abwischen zuschauen und sie dabei notfalls lautstark mit Kommentaren begleiten.
    Aber nicht alle koreanischstämmigen Männer sind so. Gyeong-leol kam deshalb auf die Idee, ganz im Sinne der koreanischen Männer auf YouTube einen Kanal einzurichten, um ein gutes Image für koreanische Männer zu vermitteln. Von diesem Kanal aus sollten Videobotschaften von ledigen, liebestollen und liebessehnsüchtigen koreanischstämmigen Männern an interessierte Singlefrauen in die ganze Welt gehen.
    Da Gyeong-leol den Stein ins Rollen gebracht hatte, opferte er sich für den ersten Testlauf. Also sprach er etwas schüchtern in die Kamera: »Ich heiße Gyeong-leol, bin vierzig Jahre alt. Ich bin ein liebevoller Mensch und suche nun mein Glück fürs Leben. Ich bin kein dominanter Mensch. Es sei denn, du möchtest, dass ich dich dominiere. Dann erfülle ich dir diesen Wunsch sehr gerne. Meine Lippen sind unausgelastet und unverbraucht. Alles Weitere kannst du bei einem persönlichen Treffen erfahren. Wenn du dich angesprochen fühlst, dann hinterlasse eine Nachricht mit deiner Mail-Adresse!«
    Nach der anfänglichen Yes-We-Can-Euphorie holte uns die harte reale Welt der Liebe wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Unsere Zeit für »change« war noch nicht gekommen. Fast drei Monate ließen wir das Video auf YouTube laufen. Doch der Zulauf war äußerst bescheiden. Das Video hatte nur wenige Klicks. Zwar gab es Kommentare und Feedback, aber meist von Männern, die unsere Liebesbotschaften falsch verstanden hatten. Diese Männer waren äußerst scharf darauf,

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