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Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)

Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)

Titel: Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hyun
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aus der Bundesliga muss man erst einmal schaffen.
    Ich jedenfalls bin noch stolzer darauf, dass Rösler als »Chinese«, als »Asian Man«, dem weltweiten Symbol für »unsexiest man alive«, das Herz einer einheimischen Frau erobert und mit ihr Kinder gezeugt hat. Das nenne ich Zukunftsmodell produktiver Integration.

BEGEGNUNG MIT PHILIPP RÖSLER
    M ein Freund Wladimir und ich hatten uns einmal über den zum Vizekanzler aufgestiegenen Philipp Rösler unterhalten. Wladimir hatte Röslers Titel, wohl ungewollt und aufgrund seines russischen Akzentes, ins Lächerliche gezogen, und so wurde aus Vizekanzler Rösler ein »Witzekanzler«.
    Ich erzählte Wladimir von meiner Begegnung mit Witzekanzler Rösler in der Landesvertretung von dessen Heimat Niedersachsen, wo ich ihm die Frage stellte, wie er zur Erhöhung des Migrantenanteils in den Bundesbehörden stehe. Rösler, das ist bekannt, ist ein Redetalent und beherrscht die freie Rede. Trotz seines fünfminütigen Monologs ist er mir, glaube ich, noch eine Antwort schuldig. In Deutschland, wie im wirklichen Leben, bekommt man, vor allem als Migrant, nur eine Chance. Rösler sollte der Bundesrepublik als asiatisches Vorbild dienen. Doch wer glaubt denn nun noch einem asiatisch aussehenden Politiker, wenn er seinen Mitbürgern verspricht: »Ab jetzt wird geliefert!« Wer möchte noch asiatisches Essen bestellen, mit dem unguten Gefühl, dass es zu spät oder gar nicht geliefert wird.
    Bei einer Veranstaltung in Berlin zum Thema Integration ging ich auf Rösler zu. Ich fragte ihn, was er davon halte, wenn Migranten die Bringschuld erbracht und sich verfassungstreu gezeigt hätten und dennoch auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert würden. Rösler sagte viel. Doch irgendwie verstand ich nur die Hälfte. Höflich verabschiedete ich mich von Rösler, der noch schnell mit zwei chinesischen Groupies ein Erinnerungsfoto machte. Ich ging zurück zu meinem Tisch, genoss den Wein und philosophierte mit der ehemaligen Ausländerbeauftragten Berlins, Barbara John, über Merkels Aussage, multikulti sei tot, und über anonymisierte Bewerbungsverfahren. Dann verließ ich die Veranstaltung.
    Bei meinem Friseur in Friedrichshain las ich ein Interview mit dem in Vietnam geborenen Installationskünstler Danh Vo, der die Frage gestellt bekam, weshalb die Vietnamesen in Deutschland so gut integriert seien. Vo antwortete, diese Behauptung sei ein Mythos, und gab zu bedenken: »In der Politik bedeutet gelungene Integration, so wie ich das verstehe: Du machst nicht viel Lärm. Aber die meisten Vietnamesen sind in Wirklichkeit nicht integriert. Sie kreieren nur ihre eigene Luftblase. Die ist vielleicht nicht so sichtbar wie bei anderen ethnischen Gruppen.«

WIE IST ES DENN IN KOREA?
    N icht selten kommt es in meinen Lesungen vor, dass ich mich der Vergleichsfrage aus dem Publikum stellen muss, ob Migranten in Korea nicht ähnliche Erfahrung mit Diskriminierung machten wie die Koreaner in Deutschland. Generell freue ich mich über jede Frage, die mir gestellt wird, besonders von Menschen ohne Migrationshintergrund. Doch diese Korea-Deutschland-Frage hinterlässt bei mir einen faden Beigeschmack. Denn eigentlich wollen sie keine Antwort auf die Frage, sondern eine Bestätigung ihrer Vorurteile. Im Kern geht es bei der Frage darum, mir vor Augen zu halten, dass die Situation in »meinem« Land nicht besser sei als in Deutschland und ich deshalb froh sein solle, dass es nicht schlimmer ist. Dabei ignorieren die Menschen die Realität, dass ich seit dem Tag meiner Geburt ein Teil dieses Landes war.
    Bei einer Lesung in Berlin saß Hyun-ok im Publikum. Sie beeindruckte mich, als sie bei der Diskussionsrunde mutig aufstand und das Mikrofon an sich riss. Hyun-ok holte tief Luft und begann zu erzählen: »Ich lebe seit gut vierzig Jahren in Deutschland und arbeite hier schon immer als Krankenschwester. Es tut sehr weh, wenn Patienten oder Familienangehörige auf mich zukommen und mir die Frage stellen, wo sie denn hier eine Krankenschwester finden können, obwohl sie mich in voller Arbeitsmontur sehen. Ich sage ihnen dann immer, dass eine vor ihnen steht. Oft sind sie darüber verwundert. Die Deutschen können so begeisterungsfähige Menschen sein, wenn sie wollen. Gerade bei der Begegnung mit Hunden werde ich Augenzeuge dieser Begeisterungsfähigkeit. Bei dem leisesten Anblick eines Hundes lassen manche alles fallen und liegen, so dass ich mir schon oft die Frage gestellt habe, warum die Deutschen sich

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