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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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etwa, weil Daniel eine weitere Beschäftigung mit
den Bildern ablehnte, sondern eher, weil ich unser heutiges Gespräch abwarten
wollte, um nicht versehentlich in ein Wespennest zu stoßen, wenn ich weitere
Nachforschungen zu der Produktionsfirma anstellte.
    Also ordnete ich weiter die Einladungen und sandte
Daniel zum Abschluss einen ganzen Kalender voller Abendveranstaltungen und
anderer wohltätiger Engagements. Um nachzuprüfen, ob er meine Nachrichten
überhaupt las, hatte ich für den kommenden Sonntag als ganztägiges Ereignis vermerkt: Sex mit Verlobter, Wichtig: Gutschein nicht vergessen!
    Er antwortete nicht auf die E-Mail, hatte vermutlich
Wichtigeres zu tun, als sich sofort darum zu kümmern.
    Um kurz vor sechs trat ich schließlich aus meinem
Kabuff ins Vorzimmer. Phyllis und Martha waren wie gewohnt emsig bei der
Arbeit, trotz der späten Stunde.
    Ich klopfte leise an die halb angelehnte Tür zu Daniels
Büro und spähte hinein. Er saß an seinem Schreibtisch und führte ein
Telefongespräch. Als er mich sah, winkte er mir zu, hereinzukommen.
    Lautlos durchquerte ich den riesigen Raum und trat
hinter seinen Stuhl.
    »Ich werde jetzt mit Mr. Burton zum Training fahren.
Soll ich mich danach zu deinem Haus bringen lassen?«, wisperte ich ihm ins Ohr
und strich dabei mit dem Handrücken über seine Wange.
    Er nahm den Hörer vom Ohr, bedeckte den Empfänger mit der
Hand. »Nein, unser Treffen wird im Büro stattfinden. Sobald du fertig bist,
komm auf direktem Weg wieder hierher zurück.«
    Da war sie wieder, die Beklemmung in seiner Stimme, mit
der er auch mich ängstigte.
    Ich nickte und drückte ihm einen zarten Kuss auf den
Mundwinkel. »Keine Sorge, ich bin vorsichtig.«
    Er schloss die Augen bei meinen Worten.
     
    Beim Training traf ich wieder auf Tasha. Katie und Erik
waren in New York und die anderen Tänzer nahmen ihre täglichen
Trainingseinheiten nicht sonderlich ernst, denn die Auftritte gaben ihnen
Selbstsicherheit. Es ging eher darum, die Gruppenszenen zu üben und der Arbeit
den nötigen Feinschliff zu geben.
    Tasha und ich schienen die einzigen zu sein, die sich
richtig anstrengten und jede Minute der angesetzten Proben ausnutzten. Sie
schien heute noch besser in Form zu sein, als am Montag. Ihre Sprünge wirkten
sicherer und als sie eine der Gesangseinlagen mit unserem Choreografen Rob
Robson probte, bemerkte ich voller Schrecken, wie gut ihre Stimme klang. Man hörte
sofort, dass sie viele Jahre Stimmbildung hinter sich hatte, sie war mir auch
hier meilenweit voraus.
    Langsam musste ich mich wohl damit abfinden, in Zukunft
nur als Ersatz aufzutreten, falls eine der anderen Hauptdarstellerinnen erkrankte
oder anderweitig verhindert war.
    Verbissen absolvierte ich meine Übungen, es kam mir
vor, als fange ich komplett wieder von vorne an, dieses Stück einzustudieren.
Ohne die Hilfe Eriks und ohne das intensive Training fühlte ich mich ungelenk
und schwerfällig.
    Auch Rob Robson entging meine schwindende Form natürlich
nicht. Mit Argusaugen beobachtete er meine linkischen Versuche, die
Schrittfolgen des Titelsongs zu meistern. Es war zum Verzweifeln!
    Zum Abschluss rief er alle Tänzer zu sich. »Zu Ihrer
Information – am kommenden Wochenende werden wir unsere beiden fehlenden
Hauptdarsteller begrüßen können. Beide Männer haben bereits in früheren
Produktionen mit mir gearbeitet und bringen alle Voraussetzungen mit, um sich
schnell in die Rolle des Carlos einzufinden. Bis dahin ist hoffentlich auch die
weibliche Hauptrolle soweit in Form, dass wir die Paare neu zusammenstellen können.«
Alle Blicke pendelten zwischen Tasha und mir hin und her.
    »Außerdem haben wir endlich einen Termin im Tonstudio sichern
können, die Aufnahmen werden nächste Woche stattfinden, wenn sich Katie und
Erik hier in Boston aufhalten.«
    Damit verabschiedete sich der Regisseur und verließ das
Theater. Zurück blieb ein Haufen aufgeregter Schauspieler und Tänzer, alle
redeten wild durcheinander, Mutmaßungen tönten aus jeder Ecke, wer die beiden
neuen Hauptdarsteller sein könnten. Als ich in die Garderobe kam, verstummten
die dort versammelten Mädchen in ihrem Gespräch und sahen mich an. Eine von
ihnen kam zu mir hinüber.
    »Weißt du schon Genaueres? Wer wird die männliche
Hauptrolle übernehmen?«, fragte sie mich.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Das wissen
wohl nur Robson und seine Assistenten.«
    »Aber du bist doch mit dem größten Geldgeber dieses Stücks
verlobt, da hast

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