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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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passt.«
    Wieder bewunderte ich seinen Durchhaltewillen.
    »Du hast behauptet, du bräuchtest den Sex zur
Entspannung. Wie kommst du denn damit klar, wo du jetzt keine Gelegenheit hast,
dich abzureagieren?«, fragte ich leise.
    Er warf mir einen flüchtigen Blick zu. Im dichten
Stadtverkehr musste er sich auf die Straße konzentrieren, konnte nicht weiter
mit mir herumspielen. »Ich stelle mir vor, was wir zusammen anstellen, sobald
die Woche um ist«, antwortete er nach einer Weile. »Das hilft zwar nicht gegen
die Anspannung, ist aber ein lohnendes Ziel vor Augen. Außerdem würde ich gern
sämtliche Probleme aus dem Weg räumen, damit wir uns später nicht damit
beschäftigen müssen sondern mehr Zeit zu zweit haben.«
    Dann hatten wir auch schon das Ritzman Hotel erreicht
und stiegen beide am Haupteingang aus. Roland, der Concierge, begrüßte uns und nahm
die Autoschlüssel von Daniel entgegen.
    Gemeinsam durchquerten wir die Hotellobby und gingen
zum Lift. Während wir darauf warteten, dass einer der Aufzüge anhielt, erklärte
mir Daniel mit ruhiger Stimme: »Im Büro werde ich mir als erstes Ihre Arbeit
ansehen, Miss Walles. Mir scheint es fast, als hätten Sie sich da in etwas vergaloppiert
und ich möchte diesen Unsinn stoppen, bevor Sie noch mehr Zeit damit vergeuden.«
    Erstaunt blickte ich zu ihm auf. Die Sache mit den
Fotos wurmte ihn also doch mehr, als er vorhin zugeben wollte. »Nur damit du es
weißt, ich habe mich auf die rein technischen Aspekte konzentriert und
versucht, zwei Bilder des Darstellers in derselben Position zu finden«, erklärte
ich. »Dabei hatte ich gar keine Zeit, auf die anderen Details zu achten.«
    Daniel schwieg und sagte nichts mehr. Als wir das Büro
betraten, wurden wir von Phyllis freundlich begrüßt. Martha war gerade mit
einem Telefonat beschäftigt und winkte uns zu. Ying war nirgends zu entdecken.
    »Soll ich Ihnen einen Kaffee bringen, Mr. Stone?«, rief
Phyllis und verschwand auch schon dienstbeflissen in der winzigen Teeküche,
ohne seine Antwort überhaupt abzuwarten.
    »Geh deinen Laptop holen und komm damit in mein Büro«,
wies mich Daniel barsch an.
    Ich eilte schnell in mein eigenes kleines Dienstzimmer,
um das geforderte Gerät herbeizuschaffen. Als ich Daniels imposante Firmenzentrale
betrat, von der aus er sein ganzes Unternehmen lenkte, fand ich ihn nicht wie
sonst hinter seinem Schreibtisch. Er stand am Fenster und sah nach draußen. Über
den Stadtpark hinweg hatte man von hier aus einen beeindruckenden Blick auf den
Charles River und die gegenüberliegende Seite der Stadt.
    Fast geräuschlos stellte ich den Laptop ab und ging zu
ihm hinüber. Mit den Augen suchte ich nach den Enten im Park, die ich gestern
Abend in meinem desorientierten Zustand mindestens zwanzigmal umrundet hatte.
Leider waren sie von hier oben nicht zu erkennen. Dafür war die Aussicht, die
sich von hier aus bot, um so eindrucksvoller.
    »Schön nicht?«, fragte ich leise und blieb dicht neben
ihm stehen.
    »Das alles aufzubauen, hat mich eine Menge Zeit und
Kraft gekostet, Baby«, sagte er gedankenversunken und zog mich dabei in seine
Arme. »Bevor du in meinem Leben aufgetaucht bist, habe ich nur für diese Firma existiert.
Ihr habe ich jede freie Minute gewidmet, für sie habe ich Geschäfte abgeschlossen,
Pläne geschmiedet und in ihr habe ich Erfüllung gefunden, wenn wir unsere Ziele
einmal mehr übertroffen hatten. Ich war stolz auf das Erreichte und dachte
immer, die Arbeit sei der Mittelpunkt meines Daseins, meine Bestimmung.«
    Unwillkürlich schmiegte ich mich an seinen kräftigen
Körper und lehnte meinen Kopf an seine Brust. »Ich will dir nicht im Weg
stehen, Champ. Ich will dich unterstützen, wenn ich darf. Vielleicht kann ich
ja etwas Nützliches einbringen und dir gleichzeitig helfen, nicht immer alles
so verbissen zu sehen?«
    Er hielt mich fest und sagte nichts, sondern
streichelte nur mit den Fingern an meiner Schulter entlang. So standen wir für
ein paar Minuten, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Als wir Phyllis‘
Klopfen an der Tür hörten, lösten wir uns schließlich voneinander und gingen
beide zu seinem Schreibtisch.
    Die Sekretärin stellte uns wortlos zwei dampfende
Kaffeetassen vor die Nase und verschwand dann ebenso leise, wie sie gekommen
war.
     »Dann zeig mir mal, was du genau herausgefunden hast!«,
forderte mich Daniel auf, von einer Sekunde zur anderen wieder ganz der Firmenchef.
Abwartend saß er auf seinem Platz und beobachtete mich

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