Ohne Gewaehr
Fitnessstudio
erschienen und gab mir damit die Gelegenheit, mich endlich bei ihr für den
chaotischen Grillabend zu entschuldigen. Wie ich feststellte, nahm sie mir die
Ereignisse gar nicht übel sondern war vielmehr stinksauer auf Konstantin. Die
beiden kannten sich schon lange und seine unrühmliche Rolle in dem Mordanschlag
hatte meine Freundin zutiefst erschüttert. Von den anderen Vorfällen konnte ich
ihr nichts sagen, da wollte ich lieber erst die polizeilichen Ermittlungen
abwarten. Aber sie war auch so ziemlich ungehalten.
»Ich kann mir gar nicht vorstellen, was er sich dabei
gedacht hat«, sagte sie immer wieder. »Er war immer so höflich und
zurückhaltend. Und wie ein Killer sieht er auch nicht aus. Wenn ich mir jetzt
vorstelle, dass wir sogar zusammen seinen Geburtstag gefeiert haben, kriege ich
noch im Nachhinein Pickel!«
Sie hatte ihre Sportkleidung mitgebracht und trainierte
eine Weile mit mir gemeinsam unter Steves Anleitung. Es war eine willkommene
Abwechslung für uns beide, statt der ewig gleichen Schrittfolgen und
Standardpositionen endlich einmal etwas Neues zu lernen - wie man einen
Angreifer durch ein paar gezielte Griffe auf die Matte beförderte oder wie man
einem Gegner schmerzhafte Schläge versetzte. In New York hatte ich schon einmal
darüber nachgedacht, in dieser Richtung zu trainieren. Und die Übungsstunde mit
Steve bestärkte mein Interesse daran. Doch im Moment war dafür zu wenig Zeit,
sobald ich wieder einigermaßen in Form war, konnte ich mich vielleicht mit
diesem Thema näher beschäftigen.
Steve hatte seine liebe Not mit uns beiden, Katie und
ich lachten bei jedem falschen Hieb und Tritt sofort laut los und waren auch
sonst nicht hundertprozentig bei der Sache. Immer wieder warfen Steve und Katie
sich verliebte Blicke zu.
Nach dem Training lud ich die beiden auf einen
Fruchtshake an der Bar des Fitnessstudios ein. Während der Arbeit verhielt sich
Steve höchst professionell und küsste Katie nur kurz auf die Wange, als wir uns
setzten. Doch es war den beiden anzusehen, wie sehr sie zueinander hingezogen
waren. Bald schon würde Katie durch das ganze Land reisen, dann würden sie
wahrscheinlich wochenlang keine Gelegenheit haben, sich zu treffen. Ich konnte
verstehen, dass sie darum jetzt jede freie Minute miteinander verbringen
wollten.
»Was hast du heute noch vor?«, fragte mich Katie
nachdem Steve die Bar verlassen hatte, um sich wieder den regularen Gästen
zuzuwenden.
»Ich habe noch ein bisschen mit der Arbeit zu tun«,
antwortete ich.
Katie sah mich durchdringend an. »Du hast immer noch
den Job als PR-Beraterin für Daniel? Meinst du, dass das gut geht, wo ihr jetzt
doch bald heiratet?«, vergewisserte sie sich.
Ich druckste eine Weile verlegen herum: »Naja, Daniel
findet das nicht so toll. Eigentlich wäre es ihm lieber, wenn ich gar nicht
arbeiten würde. Aber da ich mich bis jetzt geweigert habe, zu Hause zu bleiben,
ist das wohl das kleinere Übel für ihn.«
Ich spürte den kritischen Blick meiner Freundin auf mir
ruhen. Doch sie sagte heute nichts. Ich wusste trotzdem, was sie von meinem
Arrangement mit Daniel hielt, sie hatte letzte Woche keinen Zweifel an ihrer
Ablehnung gelassen. Daniel war auf dem besten Wege, mein ganzes Leben unter
seine Kontrolle zu bringen und ich half ihm auch noch dabei!
Nach einer Weile wandte sie sich wieder ihrem
Fruchtshake zu. Ich probierte skeptisch von dem giftgrünen Getränk, dass sich Auntie
Smith nannte, wohl in Anlehnung an die bekannte Apfelsorte. Es schmeckte
erstaunlich erfrischend und der saure Geschmack ließ meine Zunge prickeln.
»Treffen wir uns morgen wieder?«, fragte ich Katie
hoffnungsvoll.
Sie blickte kurz zu Steve hinüber, der sie von Weitem verträumt
anhimmelte, während er einer älteren Frau bei ihren Sit-ups assistierte. »Ja
sicher, morgen habe ich keinen Auftritt und muss auch nicht nach New York. Wir
können uns um dieselbe Uhrzeit treffen und falls du Zeit hast, können wir
danach auch noch was zusammen unternehmen. Leider habe ich heute schon etwas
vor, sonst würde ich dich glatt aus diesem Loch entführen.«
Ich hatte lange darüber nachgedacht, wie ich die Sache
mit den Sexvideos recherchieren konnte. Daniel stand meinen Nachforschungen
zwar nicht total ablehnend gegenüber, aber glücklich war er bestimmt nicht,
wenn ich noch mehr Zeit damit verbrachte. Also beschloss ich, heute einen Vorstoß
zu wagen, um die Angelegenheit endlich zu Ende zu bringen. Nachdem ich
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