Ohne Gewaehr
Frau. »Aber da wir diesmal wirklich Probleme haben, eine geeignete
Darstellerin für die Rolle zu finden, kann ich Ihnen einen Hinweis geben. Haben
Sie schon einmal von Daniel Stone gehört? Diesem bizarren Milliardär aus
Boston, der ständig in den Schlagzeilen ist?«
Ja, und ob ich den kannte!
»Freunde in Boston haben den Namen mal erwähnt«, meinte
ich vage. »Aber viel weiß ich nicht über ihm. Ich erinnere mich nur, dass er
ein ziemlich mieses Arschloch sein soll.«
Falls mich jetzt jemand belauschte, würde ich
vermutlich für meine Lästereien jeden Moment von der Security nach draußen
eskortiert. Doch nichts geschah.
»Dieser Milliardär hat sich vor kurzem verlobt und für
unsere weibliche Hauptrolle suchen wir jemanden, der seiner Braut möglichst ähnlich
sieht. Ihr Name ist Juliet Walles und sie tanzt am Bostoner Theater. Sie können
im Internet nach ihren Fotos suchen und wenn Sie in etwa denselben Körperbau
haben, sind Sie so gut wie engagiert.«
Mein Herz raste und kalter Schweiß stand auf meiner
Stirn.
»Und wa... wann sollen die Videos gedreht werden?«,
stammelte ich mühsam.
»Sobald wie möglich«, antwortete mir die Frau am
Telefon freundlich. »Die Finanzierung steht, das Drehbuch ist fertig. Wir
stehen unter Zeitdruck und planen daher, die gesamte Serie innerhalb von einer
Woche abzudrehen, sobald wir eine passende Darstellerin gefunden haben.«
»Wie viele Teile hat denn diese Serie? Könnten Sie mir vielleicht
das Drehbuch zusenden?«, fragte ich unsicher. Ich fühlte mich wie betäubt und
konnte nur mit Mühe den Hörer festhalten.
»Nicht so schnell!«, wehrte die Frau ab. »Senden Sie
uns erst einmal Ihre Mappe und wenn Sie für die Rolle in Frage kommen, melden
wir uns bei Ihnen.«
Dann verabschiedeten wir uns. Ich hinterließ ein
weiteres Mal einen falschen Namen und eine falsche Handynummer und legte dann
auf. Anschließend saß ich minutenlang bewegungslos an meinem Schreibtisch und
starrte auf die gegenüberliegende Wand. Was sollte ich jetzt tun?
Wenn ich Daniel einweihte, wäre er entweder stinksauer
oder würde einfach über mich lachen. Seine Reaktion war schwer einzuschätzen.
Fotos und eine Mappe konnte ich auch nicht beschaffen, so kam ich nicht weiter.
Der Gedanke daran, was genau dieses Filmstudio mit zwei
Darstellern, die Daniel und mir zum Verwechseln ähnlich sahen, produzieren
wollte, ließ mich nicht mehr los.
Und wer konnte ein Interesse daran haben, dass solche
Videos in Umlauf kamen? Ein neidischer Konkurrent? Ein enttäuschter
Geschäftspartner? Eine ehemalige Geliebte? Daniels Reputation war sowieso im
Eimer, doch offensichtlich sollte ich nun ebenfalls öffentlich vorgeführt werden.
So sehr ich mich auch bemühte, ich fand keine Erklärung.
Mr. Burton brachte mich pünktlich zu meinem Termin mit
Daniel und seinem Psychologen. Im Wagen versuchte ich, meine Aufregung zu unterdrücken
und mich von dem kommenden Gespräch abzulenken.
»Wie gefällt Ihnen Ihre neue Arbeit, Mr. Burton? Ist
alles in Ordnung oder haben Sie mit der Umstellung Probleme?«
Mein Fahrer und Leibwächter blickte mich kurz durch den
Rückspiegel an. »Die Arbeit ist genau wie vorher auch, nur etwas vielfältiger«,
erklärte er mit ruhiger Stimme.
»Gibt es etwas, was Sie vermissen?«, wollte ich von ihm
wissen.
Er schüttelte den Kopf. »Außer einem Wagen für Sie,
nichts. Aber ich habe auch keine Probleme, solange Mr. Smith mir die Fahrzeuge
aus Mr. Stones Fuhrpark überlässt.«
»Das wird wohl noch eine Weile so bleiben«, gab ich zu.
»Im Moment kann ich mir keinen eigenen Wagen leisten. Auch wenn ich diese Abhängigkeit
nicht leiden kann, werden wir weiter Daniels Hilfe benötigen.«
»Es macht mir nur Angst, dass durch die Anschläge auf
Mr. Stone auch Ihr Leben bedroht ist, Miss Walles. Sie haben nichts falsch
gemacht und trotzdem ist es Ihre Gesundheit, die immer wieder auf der Strecke
bleibt.« Mr. Burton redete in ruhigem Ton, doch seine Erregung klang leicht durch,
als er sprach.
Ich seufzte leise. »Das Einzige, was wir tun können
ist, den Täter zu fassen. Dann brauchen wir uns über meine Sicherheit keine
Gedanken mehr zu machen.«
»Die Polizei glaubt wirklich, dass Mr. Smith hinter den
Anschlägen steckt?«, fragte mein Leibwächter auf einmal.
»Ja«, bestätigte ich. »Aber dieser Verdacht ist nur
aufgekommen, weil sie die Videos aus der Tiefgarage nicht gewissenhaft genug ausgewertet
haben. Jetzt, wo feststeht, dass Konstantin auch die
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