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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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sie vor die Tür gesetzt.«
    Wie gebannt hörten Dr. Theodore und ich ihm zu. Aus
seiner Perspektive klang der besagte Abend noch viel dramatischer als ich ihn
in Erinnerung hatte. »Du hättest mich fortgeschickt?«, fragte ich leise.
    Daniel beachtete mich gar nicht, sondern schaute nur
auf den Psychologen als er wieder zu Sprechen ansetzte: »Als sie zurückkam und
sah, wie gereizt ich war, wollte sie sich mit mir versöhnen, mich irgendwie dazu
bringen, uns nicht aufzugeben. Aber ich konnte meinen Zorn nicht unterdrücken.
Ich habe versucht, einfach wegzugehen und erst einmal Abstand zu gewinnen, wie
Sie es mir empfohlen haben, Doktor. Aber es hat nicht geklappt. Irgendwie
musste ich Juliet doch zeigen, dass ich sie auch liebe?«
    Mir entfuhr ein leises Seufzen angesichts seiner Worte.
Wie gern hätte ich ihn jetzt in den Arm genommen!
    »Verstehen Sie wenigstens im Nachhinein, warum das der
falsche Weg ist? Würden Sie beim nächsten Mal anders handeln?« Dr. Theodore ließ
sich von Daniels scheuen Worten nicht so leicht beeindrucken.
    Nun sprach ich an seiner Stelle: »Für mich ist das der
richtige Weg. Ist es nicht normal, dass man sich nahe sein will, wenn man sich
nach einem Streit wieder versöhnt? Daniel muss sich bloß ein wenig mehr
beherrschen, dann ist doch alles gut.«
    Der Psychologe schüttelte unmutig den Kopf. »Normalerweise
schlichtet man Streit erst mit Worten, bevor man sich anderweitig versöhnt.«
    Er klang sehr ernst, als er weitersprach: »Miss Walles,
ich glaube, Ihnen ist der Ernst von Daniels Situation noch immer nicht bewusst.
Ihr Verlobter ist krank. Seine Störungen sind nicht mit ein bisschen
Selbstbeherrschung und gutem Willen zu überwinden. Ich denke, er selbst wird das
bestätigen.«
    Auffordernd nickte er Daniel zu, der meine Hand
inzwischen losgelassen hatte und in einer verkrampften Haltung auf dem Sessel
hockte. Ihm war anzusehen, wie wenig ihm der Verlauf unserer Unterhaltung
behagte.
    »Baby, Dr. Theodore hat recht mit dem, was er sagt. Ich
habe bisher meinen Tagesablauf streng durchgeplant, hatte immer alles unter
Kontrolle, einschließlich meiner Arbeit, meinen körperlichen Bedürfnissen und
auch meinen Launen. Ich mag keine Überraschungen und auch keine
unvorhergesehenen Ereignisse. Alles war in Ordnung, bis du kamst.«
    Er unterbrach sich und suchte wieder nach meiner Hand,
ergriff sie und hielt mich daran fest. »Jetzt steht mein ganzes Leben auf dem
Kopf. Alles, was mir vorher wichtig war, ist plötzlich nebensächlich. Und so
sehr ich mich auch bemühe, du machst nie das, was man dir sagt. Deine
Widerworte und die ständigen Komplikationen sind einfach zu viel.«
    Ich hatte angestrengt zugehört und versuchte, einen
Sinn in diesen Worten zu finden. »Ich habe dich also durcheinandergebracht?
Dasselbe könnte ich von dir auch behaupten! Was ist so schlimm daran?«
    Dr. Theodore unterbrach uns. »Daniels Probleme sind
vielfältig und im Moment hier kein Thema. Mir geht es vielmehr um Ihre
Angewohnheit, sämtliche Probleme nur durch Sex zu bereinigen. Und diese
Eigenart haben Sie sich beide zuzuschreiben. Deshalb hatte ich Sie gebeten,
Ihre Kommunikation miteinander zu beobachten. Würden Sie mir berichten, was Sie
in der vergangenen Woche herausgefunden haben?«
    Stumm blickte ich zu Daniel. Ich hatte mehrfach versucht,
diesen Punkt mit ihm zu diskutieren, aber er hatte das stets rigoros abgelehnt
mit der Begründung, seine Antwort stehe felsenfest. Nun wartete ich darauf, was
er vortrug.
    »Ich komme mir manchmal vor, als sei ich der einzige
Erwachsene in unserer Beziehung«, begann er. Prompt ließ ich seine Hand wieder
los.
    »Juliet ist schwer zu durchschauen, manchmal reden wir
ganz normal und dann benimmt sie sich aus heiterem Himmel wie ein kleines Kind
und überlässt mir die ganze Verantwortung.«
    »Und wie wirkt sich das auf Ihre Kommunikation aus?«,
fragte der Arzt interessiert.
    »Immer, wenn es schwierig wird, rennt sie einfach weg
oder bietet mir an, mich von ihr befriedigen zu lassen«, erklärte mein
Verlobter und sah vorwurfsvoll zu mir hinüber. Ich ignorierte seinen Blick und
starrte auf die Wand hinter ihm.
    »Und wie ist es bei Ihnen, Miss Walles? Vermeiden Sie Gespräche
mit Daniel, um Streit aus dem Weg zu gehen?«
    Ich nickte. »Ja, ich hasse es, mit ihm zu streiten. Er
ist der einzige Mensch, der mich von einer Sekunde auf die nächste so wütend
machen kann, dass ich ihm am liebsten die Augen auskratzen würde.«
    »Entschuldigen Sie die

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