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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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Feststellung, aber wenn ich Sie
beide hier vor mir sitzen sehe, dann erscheinen Sie emotional sehr an Daniel
gebunden zu sein und suchen ständig nach seiner Bestätigung?«
    »Sie müssten seine kruden Ansichten mal hören, dann
würden Sie mir zur Abwechslung auch mal recht geben, und nicht immer nur ihm.«
    Unsere zweite gemeinsame Therapiestunde verlief genauso
desaströs wie die erste. Und schon wieder sollte ich an allen Schwierigkeiten
schuld sein.
    »Daniel, sind Sie sich darüber bewusst, dass Ihre
Standpunkte bei Miss Walles für Unverständnis und Abwehr sorgen?«
    Er wandte den Kopf in meine Richtung, doch noch immer
wich ich seinem Blick aus. »Ich versuche ihr meine Beweggründe und Ansichten zu
erklären. Aber sie ist verdammt starrköpfig. Irgendwann wird sie schon
einsehen, dass ich einen Grund für meine Handlungen habe«, erklärte er
gelassen.
    »Ich werde nie einsehen, wieso es für mich gefährlich
sein soll, zusammen mit hunderten anderen Menschen tagsüber durch den Stadtpark
zu laufen! Und ich werde auch nie einwilligen, den ganzen Tag zu Hause zu
sitzen und darauf zu warten, dass du von der Arbeit kommst. Schmink dir das gleich
ab, wir leben schließlich nicht im Mittelalter!«
    Dr. Theodore verfolgte unsere Auseinandersetzung mit
Interesse. »Was für Argumente haben Sie denn, die Ihre Forderungen
untermauern?«, fragte er Daniel.
    »Gar keine!«, antwortete ich an seiner Stelle.
    »Doch, natürlich! Genau das meine ich damit, wenn ich
sage, du benimmst dich wie ein kleines Kind. Wir werden von einem Mörder
verfolgt, aber du blendest das einfach aus und machst so weiter, wie du gern
willst. Das ist verantwortungslos und dumm!« Meine Unvernunft erregte ihn
sichtlich.
    »Was soll ich denn sonst machen?«, fauchte ich ihn an.
»Ich will mich nicht den ganzen Tag in einer dunklen Ecke verkriechen und
darauf warten, endlich erschossen zu werden! Ich will nicht darüber nachdenken,
was alles passieren könnte. Dann würde ich nämlich vor lauter Angst
durchdrehen!«
    Erschöpft schnappte ich nach Luft. Genau jetzt war der
Zeitpunkt erreicht, wo ich mehr von ihm brauchte, als nur ein paar Worte, um
mich wieder zu beruhigen.
    Vorsichtig blickte ich in sein Gesicht. Keine Spur von Ärger
war darin zu sehen, stattdessen liebevolle Wärme, ein zaghaftes Lächeln. »Baby,
glaub mir, ich verstehe, wie frustrierend das alles ist. Aber es ist doch nicht
für immer. Gib uns ein bisschen mehr Zeit, dann haben wir das alles hinter
uns.«
    Er stand auf und ging einen Schritt auf mich zu,
streichelte sanft meine Wange und hauchte einen zarten Kuss auf meine Stirn,
bevor er sich wieder setzte.
    Sofort beruhigte ich mich. Es war wie Magie, seine Berührungen
waren wirkungsvoller als jedes noch so stichhaltige Argument.
    Dr. Theodore hatte uns die ganze Zeit beobachtet. Nun
setzte er wieder zu sprechen an: »Sie hatten noch einen zweiten Punkt erwähnt, über
den Sie sich mit Daniel nicht einigen können, Miss Walles. Warum möchten Sie
gern arbeiten? Und haben Sie schon einmal versucht, Daniel Ihre Sichtweise zu
vermitteln?«
    Beide sahen mich an während ich tief Luft holte. Dabei
wollte ich mich gar nicht streiten. Aber der Doktor ließ mir keine andere Wahl
und irgendwie interessierte es mich auch, seine Meinung dazu zu hören.
    »Ich möchte in meinem Leben gern etwas erreichen, auf
das ich später stolz sein kann. Und ich möchte das gern aus eigener Kraft
schaffen, nicht, weil meine Eltern die richtigen Leute kennen oder ich einen
einflussreichen Mann geheiratet habe«, versuchte ich, meine Überzeugung zu erklären.
    »Auf unsere Kinder wirst du später ganz bestimmt stolz
sein«, erklärte Daniel überzeugt.
    Wütend starrte ich zu ihm herüber. »Wieso hältst du
nicht einfach den Mund, dich hat niemand um Auskunft gebeten?«
    Dann wendete ich mich wieder an Dr. Theodore. »Verstehen
Sie? Ich möchte nicht mein ganzes Leben von anderen Menschen abhängig sein. Ich
brauche nun mal Eigenständigkeit und ein Job ist ein wichtiger Baustein dazu.«
    »Das ist genau der Punkt!«, mischte sich Daniel wieder
ein. »Du sagst, du brauchst Freiheit und Unabhängigkeit. Wozu sollen wir dann
heiraten, wenn du sowieso lieber alles alleine machst? Stattdessen können wir
uns ja einmal in der Woche zum Sex verabreden, natürlich ganz unverbindlich und
nur, wenn du sonst nichts geplant hast. Würde das deinen Vorstellungen
entsprechen oder ist das immer noch zuviel Abhängigkeit? Soll ich einen Freund
mitbringen,

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