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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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damit du die Wahl hast?«
    Wutentbrannt sprang ich auf. »Wie kannst du es wagen,
so mit mir zu sprechen? Du begreifst überhaupt nichts! Du willst nur das hören,
was dir in den Kram passt, meine Meinung interessiert dich ja sowieso nicht!«
    Mit diesen Worten verpasste ich ihm eine schallende
Ohrfeige und verließ dann eilig das Sprechzimmer.
     Vor der Tür atmete ich tief durch und lauschte
angestrengt, ob mir jemand folgte. Ich zitterte vor Entrüstung.
    Die solide Tür war schallisoliert und kein Laut drang aus
dem Sprechzimmer zu mir in den Wartebereich vor. Ich ging zum Wasserspender am
Eingang der Praxis und füllte ein kleines Papiergefäß mit kaltem Wasser. Dann
trank ich es in kleinen Schlucken und versuchte, meinen rasenden Puls zu
beruhigen und wieder normal zu atmen.
    Nach einigen Minuten öffnete sich die Tür, Dr. Theodore
steckte den Kopf hindurch und sah sich suchend um. Als er mich neben dem Getränkeautomaten
erblickte, nickte er mir gütig lächelnd zu. »Miss Walles, ich hatte gehofft,
dass Sie noch hier sind. Wenn Sie möchten, setzen Sie sich doch wieder zu uns.
Ich glaube, Daniel möchte Ihnen etwas sagen.«
    Ich schloss für einen Moment die Augen um mich zu
sammeln, dann schmiss ich entschlossen das leere Papiergefäß in den Mülleimer
und folgte Dr. Theodores Einladung.
    Als ich das Sprechzimmer wieder betrat, saß Daniel in
seinem Sessel und versuchte sofort, Blickkontakt mit mir aufzunehmen. Ich
ignorierte seine Bemühungen und begab mich zurück auf meinen Platz. Erst dann
schielte ich vorsichtig zu ihm hinüber. Seine Wange war gerötet, dort wo ich
ihn geschlagen hatte. Doch der Blick, den er mir zuwarf, war schüchtern und
liebevoll zugleich.
    »Baby, es tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen dürfen,
es war unfair. Aber ich verstehe deine Ablehnung einfach nicht. Darum war ich
so wütend.«
    Ich sah resigniert zu Dr. Theodore. Was sollte ich
jetzt machen? Ich hatte doch schon versucht, ihm meinen Standpunkt klar zu
machen, aber offensichtlich reichte das nicht aus.
    Auch Daniel schaute hilfesuchend zu dem Psychologen.
    Endlich setzte der Arzt zum Sprechen an: »Vielleicht könnten
Sie Juliet einmal erklären, warum Kinder und eine Familie für Sie so wichtig
sind, Daniel. Ohne parteiisch klingen zu wollen scheint es mir doch, dass Sie
die Dinge vielleicht etwas zu schnell angehen?«
     Ich beobachtete meinen Verlobten genau, war bereit,
diesen Ort sofort zu verlassen, wenn er mich wieder beschimpfte. Doch im Moment
schien er eher nach den richtigen Worten zu suchen. Ich konnte an seinem
Gesichtsausdruck erkennen, dass er seine Gedanken im Kopf ausformulierte und
als er mich schließlich ansah, war er überzeugt davon, ein gutes Argument zu
besitzen, mit dem er mich erweichen konnte.
    Er rutschte ein Stück in seinem Sessel nach vorn und
ergriff meine Hand. Dann sah er mir direkt in die Augen und begann zu sprechen:
»Baby, ich weiß, für dich kommt das alles überraschend. Aber seit ich dich
kenne wünsche ich mir nichts mehr, als mit dir eine richtige Familie zu haben.
Ich hatte nie ein Zuhause, wo ich mich geborgen gefühlt habe, aber wenn wir
zusammen sind, dann ist es, als sei ich endlich dort angekommen, wo ich hingehöre.
Du gibst mir das Gefühl, dass mein Leben einen Sinn hat, durch dich habe ich
zum ersten Mal in meinem Leben gelernt, was es heißt, Verantwortung für einen anderen
Menschen zu übernehmen. Wie es sich anfühlt, wenn man vor lauter Sorgen kaum
noch atmen kann. Wie schön es ist, neben dem Menschen aufzuwachen, den man
liebt. Und ich möchte dieses Gefühl nie wieder aufgeben.«
    Ich blickte ihn fragend an. Seine Worte rührten mich,
doch was hatte das alles mit seinem Kinderwunsch zu tun?
    »Wir können auch ohne Kinder zusammen sein«, bemerkte
ich vorsichtig.
    Dr. Theodore verfolgte unser Gespräch gespannt, bereit,
jederzeit einzugreifen, falls wir uns wieder stritten.
    »Das wäre nicht dasselbe«, befand Daniel. »Ich bin
bereit, all meine Kraft und Energie in unsere Beziehung zu stecken. Aber ich
muss sicher sein, dass eine Ehe mit dir permanent und beständig ist und du dich
nicht in ein paar Jahren nach jemand anderem umsiehst.«
    Er starrte mich mit großen Augen an. Was ging bloß in
seinem Kopf vor?
    »Eine Garantie dafür, dass eine Beziehung gelingt, gibt
es nie«, wandte nun auch Dr. Theodore ein. »Dazu sind von beiden Partnern Verständnis,
Kompromisse und lebenslange Anstrengungen erforderlich.«
    »Selbst wenn wir Kinder hätten, was

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