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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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lauschte mit
angehaltenem Atem. Nichts außer dem Rauschen war zu hören. Schließlich öffnete
ich die Tür einen spaltbreit und erschrak.
    Daniel saß mit dem Rücken an die Wand gelehnt auf dem
Boden. Sein Gesicht war kreidebleich, nur die Augen waren gerötet und er
zitterte am ganzen Körper.
    »Um Gottes Willen! Was ist los? Brauchst du Hilfe?« Ich
machte einen Schritt in den kleinen Raum, doch er hob abwehrend die Hände.
    »Bitte geh. Lass mich einen Moment allein, es geht
gleich wieder.« Seine Stimme klang leise aber beherrscht.
    Ich warf einen prüfenden Blick auf ihn, nickte dann und
verließ den Raum ohne ein weiteres Wort. Hinter mir schloss ich die Tür wieder.
Noch einmal würde ich seine Wünsche nicht ignorieren.
    Es dauerte noch einmal zehn Minuten bis er endlich aus
dem Bad kam, noch immer blass, aber immerhin schien er nicht mehr zu zittern.
Ich hielt ihm ein Glas Wasser hin und er trank schweigend daraus.
    »Es tut mir leid, Champ. Es war dumm von mir, ich
wollte dir nicht wehtun«, flüsterte ich leise. Vorsichtig streckte ich meine
Hand nach ihm aus und berührte seine Haut. Er zuckte nicht zurück sondern
erlaubte mir, ihn anzufassen. Sein Körper war schweißbedeckt und kalt.
    Mit bebenden Händen streichelte ich seinen Arm, dann
seinen Rücken. Er hielt die Augen geschlossen.
    »Kannst du mir verzeihen?«, wisperte ich ihm zu.
    Er brummte etwas, das ich nicht verstand, zog mich dann
aber enger an seinen Körper. Erleichtert atmete ich auf und schwor mir, nie
wieder etwas an ihm auszuprobieren, ohne ihn vorher einzuweihen.
    »Du bist ganz kalt«, stellte ich unnötigerweise fest. »Soll
ich dir ein Bad einlassen oder möchtest du einen Tee trinken?«
    Wieder brummte er zustimmend, doch diesmal klang es
weicher als zuvor. Langsam schien er sich zu beruhigen. Schnell führte ich ihn
zu der im Boden eingelassenen schwarzen Badewanne am anderen Ende des gewaltigen
Raumes.
    Er kletterte in die Wanne, ich stellte das Wasser an, regelte
die Temperatur und suchte nach einem Badezusatz. Zum Glück hatten seine
Assistenten, oder wer immer die Umbauarbeiten beaufsichtigt hatte, ganze Arbeit
geleistet und sich auch um solch kleine Details gekümmert.
    Langsam füllte sich die Wanne mit dampfendem Wasser,
bedeckt von einer Schaumkrone, die nach Vanille und Mandelöl duftete.
    Während wir darauf warteten, dass genügend Wasser in
die Wanne lief, ließ ich ihn keine Sekunde aus den Augen. Noch immer schien er
um seine Fassung zu ringen, noch kämpfte er um sein inneres Gleichgewicht.
    »Soll ich dich allein lassen?«, fragte ich ihn.
    Er starrte mich sekundenlang wortlos an. Dann rückte er
in der Wanne herum und sagte: »Komm her zu mir, hier ist genug Platz für uns
beide.«
    Ich hätte vor lauter Erleichterung losjubeln können. Er
war mir nicht böse! Sofort folgte ich ihm in die Wanne, das heiße Wasser
brannte auf meiner Haut, doch ich ertrug es mit zusammengebissenen Zähnen.
Schon nach ein paar Sekunden hatte ich mich an die Temperatur gewöhnt und
entspannte.
    Dann saßen wir uns gegenüber. Wieder einmal.
    »Komm her!«, forderte er mich auf. »Ich möchte dir
etwas erklären. Aber dazu muss dich festhalten.«
    Ich glitt durch das Wasser an seine Seite, wollte mich
neben ihn setzen, doch er zog mich zwischen seine Knie und schloss mich fest
mit den Armen ein.
    Für einen Moment saßen wir beide still da, jeder in
seinen eigenen Gedanken versunken. Ich lehnte mich vorsichtig zurück, bis ich
an seine Schulter stieß. Dann blickten wir gemeinsam nach draußen, ließen den
beeindruckenden Blick über die schlafende Stadt auf uns wirken. Aus dieser
Perspektive kam es mir vor, als seinen wir gar kein Teil von ihr sondern
standen über den Dingen, weitab von der grauen Realität und den winzigen
Menschen dort unten. Am Horizont war bereits ein blassblauer Streifen zu sehen,
der den Beginn eines neuen Tages ankündigte.
    »Du hast mich eben ziemlich aus der Bahn geworfen«,
begann er leise.
    »Es tut mir leid«, flüsterte ich schon wieder. »Es war
eine dumme Idee, aber ich habe nicht geahnt, dass du derart in Panik gerätst.
Ich wollte dich nicht ängstigen, dass musst du mir glau...«
    Sein Kuss brachte mich zum Verstummen. »Baby, ich weiß,
du hast das nicht gewollt«, hauchte er in mein Ohr. »Du konntest nicht ahnen,
wie ich stark reagieren würde.«
    Ich nickte. »Warum hattest du plötzlich solche Angst?
Habe ich dir wehgetan oder was ist passiert?«
    Er schwieg und seine Finger krallten sich

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