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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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Traum festzuhalten.
    Doch dann war ich wach. Ich lag regungslos da, um
meinen Verlobten nicht aufzuwecken, er hatte sich die Ruhe redlich verdient.
Der Gedanke an den vorangegangenen Abend zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht.
    Im Stillen dachte ich über uns nach. Wie weit waren wir
gekommen, in weniger als zwei Monaten hatten wir uns verlobt und schon jetzt
konnte ich mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Trotz all seiner
Marotten und Defizite war er perfekt. Er hatte ein großes Herz, auch wenn er
das meistens vor anderen Menschen versteckte. Er war warm, liebevoll und
zärtlich wenn wir allein waren. Und er war willensstark, durchsetzungsfähig und
hart im Nehmen, wenn es um etwas ging, was ihm wichtig war.
    Der Gedanke an seinen Kinderwunsch erstaunte mich ein
weiteres Mal. Wieso wollte er sich auf diese Weise absichern? Es gab tausend
andere Möglichkeiten für ihn, sich meiner Liebe zu versichern, tausend andere
Möglichkeiten, mich von ihm abhängig zu machen. Warum wählte er ausgerechnet das
abwegigste Mittel um seine Ansichten durchzusetzen? Glaubte er wirklich, mit
Erpressung ans Ziel zu kommen?
    Ich blickte zu ihm auf, sein Gesicht war so friedlich,
wenn er schlief. Eine Idee formte sich in meinem Gehirn. Ich überlegte noch ein
paar Sekunden, dann gab ich mir einen Ruck. Wie du mir, so ich dir. Sollte er
doch spüren, wie es sich anfühlte, mit unfairen Methoden unter Druck gesetzt zu
werden!
    Behutsam erhob ich mich, um ihn nicht aufzuschrecken.
Seine ausgestreckte Haltung würde die Sache vereinfachen. Leise ging ich um das
Bett herum und untersuchte die Bettpfosten. Tatsächlich fand ich an jedem der
vier Pfosten eine Manschette. Jede von ihnen war durch ein festes Seil mit der
Unterseite des Bettes verbunden, das sich durch einen simplen Mechanismus verkürzen
und damit spannen ließ.
    Ich hielt eine der Manschetten in der Hand, prüfte, wie
sie sich öffnen und verschließen ließ. Alles ganz einfach.
    Einen kurzen Moment dachte ich über Daniels Reaktion
nach, wenn er sich gefesselt auf seinem Bett wiederfand. Ob er sauer wäre? Dazu
hatte er wohl kaum ein Recht, schließlich machte er dasselbe mit mir die ganze
Zeit.
    Meine Hände zitterten, als ich die erste Manschette an
seinem Handgelenk befestigte. Er schien nichts zu spüren, seine Atmung war
ruhig und er schlief ganz friedlich.
    Beim zweiten Handgelenk war ich schon etwas geübter und
nachdem ich auch seine Fußgelenke mit den Fesseln versehen hatte, atmete ich
tief durch. Noch immer war mir nicht ganz wohl bei der Sache.
    Nun musste ich die Seile nur noch straff ziehen, dabei würde
Daniel früher oder später erwachen. Ich dachte kurz darüber nach, auf welcher
Seite ich beginnen sollte, entschied mich dann für den rechten Arm, denn der
lag ohnehin in der Nähe des Bettpfostens. Auch sein rechtes Bein hatte ich
schnell befestigt.
    Aber jetzt kam der schwierigste Teil. Wenn ich das Seil
festzurrte, das seinen linken Arm mit dem Bettgestell verband, würde er
unweigerlich erwachen. Und dann blieben mir nur wenige Sekunden, um auch das
linke Bein endgültig in Position zu bringen.
    Einen Moment lang dachte ich ernsthaft daran, die ganze
Sache lieber abzublasen. Aber irgendwie war ich auch gespannt auf seine
Reaktion.
    Bevor ich es mir anders überlegen konnte, trat ich
schnell ans Bett. Mit einem einzigen kräftigen Ruck zog ich das Seil stramm.
Nun regte sich Daniel, drehte verwundert seinen Kopf und blinzelte.
    Ich wandte mich seinem Bein zu, zog an dem Seil. Als er
die Manschette an seinem Fußgelenk spürte, versuchte Daniel erschrocken sich
aufzurichten. Doch da hatte ich auch das letzte Seil straff gezogen.
    Einige Sekunden verstrichen, in denen er sich verwundert
umsah und zu begreifen versuchte, was mit ihm geschehen war. Ich blieb
abwartend neben dem Bett stehen.
    Mein Plan war es, ihn dieselbe Hilflosigkeit spüren zu
lassen, die er an mir so liebte. Ich wollte ihn nicht erpressen oder die
Situation ausnutzen, das wäre zu gemein. Aber vielleicht gelang es mir bei
dieser Gelegenheit ihm zu zeigen, wie wohltuend es sein konnte, sich einem
anderen Menschen vollkommen auszuliefern.
    Plötzlich stieß er ein lautes Brüllen aus. »Juliet! Was
hast du getan? Bist du total bescheuert? Binde mich sofort los!«
    Vor Schreck trat ich einen Schritt vom Bett zurück und
beobachtete ihn aus sicherer Entfernung. Er bewegte sich heftig und riss an
seinen Fesseln. Doch das Bett war äußerst stabil, die Seile ebenfalls. Egal,
wie sehr

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