Ohne Gewaehr
wirklich leid.«
Da könnte sie recht haben. Mein Arbeitgeber war
vermutlich nicht gerade begeistert, wenn er davon erfuhr. Ein leiser Seufzer
entfuhr mir.
»Aber eigentlich hatte ich Sie mit guten Nachrichten
angerufen. Ich wollte Sie daran erinnern, uns so schnell wie möglich eine Mappe
zuzusenden. Am besten noch heute. Wir befinden uns nämlich schon mitten in der
Vorbereitung zum Dreh und unser Produzent wird morgen aus allen Bewerberinnen
die passende Darstellerin aussuchen.«
»Das geht ja alles ziemlich schnell«, meinte ich zögernd
und überlegte, wie ich an den Namen dieses Produzenten kommen könnte.
Gleichzeitig war mir ganz übel wenn ich daran dachte, was für Filme man
produzieren wollte. »Gibt es einen Grund für die plötzliche Eile?«
Die Frau gickelte am anderen Ende der Leitung. »Es gibt
Gerüchte, dass Daniel Stone bald heiraten will. Die Videos sollen auf jeden
Fall noch vor seiner Hochzeit veröffentlicht werden.«
»Eigentlich klingt das ziemlich gemein«, bemerkte ich
vorsichtig. »Wenn der Typ nicht so ein abscheulicher Dreckskerl wäre, könnte
man fast Mitleid mit ihm haben.«
Meine Bemerkungen schienen die Frau noch mehr zu
erheitern. »Ja, da haben Sie vollkommen recht. Aber glauben Sie mir, solch
skrupellose Typen kann man nur durch ähnlich fiese Methoden kleinkriegen. Die
haben es nicht besser verdient.«
Ich entschied mich, alles auf eine Karte zu setzen. »Wissen
Sie, ich wollte es eigentlich für mich behalten, aber ich arbeite im Moment in
der Firma von Daniel Stone. Der Mann ist ein Perversling, keine Frau ist hier vor
ihm sicher. Wenn Sie wüssten, was bei ihm im Büro passiert... Ich möchte unbedingt
in dem Film mitspielen und mich so für seine abartigen Vergehen rächen.«
Für einen Moment antwortete mir die Frau nicht und ich
bezweifelte schon, mit meiner Strategie Erfolg zu haben. Doch dann sagte sie
ernsthaft: »Ich kann Ihre Motivation gut verstehen. Und glauben Sie mir, Sie
sind nicht allein mit Ihrer Wut. Ich werde ein gutes Wort bei unserem
Produzenten für Sie einlegen, aber mehr kann ich nicht tun.«
»Vielen Dank«, antwortete ich mit belegter Stimme. Ihre
Aussage erschreckte mich. Wieso gab es so viele Menschen, die Daniel nicht
leiden konnten? »Darf ich fragen, wer der Produzent ist? Ich würde ihm gern eine
Flasche Wein zusenden für seine Bemühungen, Daniel Stone zur Strecke zu
bringen.«
»Das brauchen Sie nicht, Mr. Walles wird die
Kandidatinnen persönlich begutachten, dann können Sie sich bei ihm bedanken.
Das ist eine große Ehre, denn ansonsten zieht er es vor, sich im Hintergrund zu
halten und lässt uns künstlerisch freie Hand. Solange die Filme am Ende
ekelerregend und widerwärtig genug sind, mischt er sich nicht in unsere Arbeit
ein.«
Zuerst glaubte ich an einen Versprecher. Hatte sie eben
wirklich Mr. Walles gesagt? Das konnte nicht stimmen, das war unmöglich! Es
musste sich dabei um eine Verwechslung handeln, einen Namensvetter oder so.
»Sie meinen, Richard Walles, der Politiker, ist an der
Produktion beteiligt?«, brachte ich mühsam hervor und hielt dann die Luft an.
»Ich habe schon viel zu viel ausgeplaudert«, wiegelte
die Frau erschrocken ab. »Wie gesagt, Mr. Walles ist nicht direkt an der
Produktion beteiligt, er ist nur der Geldgeber. Aber erwähnen sie das bloß
nicht, sonst bin ich meinen Job hier nämlich los.«
Ich schaffte es, mich freundlich von ihr zu
verabschieden und versprach, meine Mappe noch heute per E-Mail zu verschicken.
Dann beendete ich das Gespräch und ließ langsam die Luft aus meinen Lungen
entweichen. Benommen sank ich mit der Stirn auf den Schreibtisch.
Mein eigener Vater steckte hinter den Sexvideos!
Alles dreht sich in meinem Kopf und ich wusste nicht,
woran ich zuerst denken sollte. Wie sehr musste mein Vater Daniel hassen, um zu
so einer Tat fähig zu sein? Und was war der Auslöser? Die Videos hatten
jedenfalls schon lange vor meiner Rückkehr aus Thailand existiert, unsere
Verlobung konnte damit also nichts zu tun haben. Und wie brachte es mein
eigener Vater fertig, mich in diese miese Schweinerei mit hineinzuziehen? Ob
meine Mutter davon wusste?
Eines wurde mir in diesem Moment erst richtig klar.
Meine Familie hatte sich gegen mich gestellt, ich konnte von meinen Eltern in
Zukunft keinerlei Hilfe mehr erwarten. Ihre Drohungen waren keine leeren Worte,
sie bekämpften mich nun mit denselben Mitteln, wie Daniel. Und sie griffen
dabei zu unfairen Methoden, die ich ihnen nie zugetraut
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