Ohne Gewaehr
Telefon mehr verraten, als
eigentlich üblich. Die Filme sollen schon nächste Woche gedreht werden, weil
man sie unbedingt vor unserer Hochzeit veröffentlichen will.«
Ich schniefte leise und schwieg dann. Auch Daniel blieb
einen Moment lang unbeweglich vor mir stehen. Dann drehte er sich herum und
griff nach dem Telefon. Er drückte eine der Kurzwahltasten. »Smith, kommen Sie
umgehend in mein Büro.« Dann legte er auf und erhob sich.
»Vergiss das alles. Ich werde Smith bitten, sich darum
zu kümmern. In ein paar Tagen ist das alles Vergangenheit.«
Er hielt mir seine Hand hin, zog mich wieder in seine
Arme. »Baby«, wisperte er in mein Ohr und wiegte mich dabei sanft. »Ich liebe
dich und würde nie zulassen, dass dir jemand wehtut. Bitte sei nicht traurig,
auch wenn du jetzt enttäuscht bist. Alles wird gut.« Zur Bekräftigung drückte
er einen Kuss auf meine Schläfe.
Ich kuschelte mich in seine Arme, dachte über seine
Worte nach. »Danke, Champ. Ich will dich nicht beunruhigen, ich fühle mich nur
so hintergangen von meiner Familie. Ich hätte nie gedacht, dass mein Vater zu
so etwas fähig ist.«
Wieder küsste er mich, diesmal mit mehr Verlangen.
»Versuch es mal mit Wut, Baby. Wenn du von mir enttäuscht warst, bist du immer
am schnellsten darüber hinweggekommen, wenn du auf mich losgegangen bist.«
Nun musste ich auch lachen. »Der arme Steve. Ich habe
in einer Viertelstunde meinen Termin zum Fitnesstraining bei ihm. Da kann ich
mich gleich abreagieren.«
Wie versprochen tauchte Katie auch heute zu unseren
gemeinsamen Proben auf. Und sie hatte gute Neuigkeiten, die mich für ein paar
Augenblicke von meinen düsteren Gedanken ablenkten.
Die beiden fehlenden männlichen Hauptdarsteller waren
in Boston eingetroffen und ernst zu nehmenden Gerüchten zufolge waren die Männer
unglaublich gutaussehend und talentiert.
»Sie kommen beide aus Seattle und haben dort unter
Robson drei Jahre lang gearbeitet«, wiederholte Katie nun schon zum dritten
Mal. »Die haben die Schritte bestimmt in null komma nichts drauf. Angeblich hatte
einer von ihnen ein Verhältnis mit seiner Partnerin, darum hat man ihn versetzt.«
»Und der andere?«, fragte ich nur halbwegs
interessiert. Steve blickte nervös auf Katie, ihre Schwärmerei störte ihn
sichtlich. Doch sie schien davon überhaupt keine Notiz zu nehmen, sondern
lehnte sich behaglich zurück und streckte den Rücken durch, um sich zu dehnen.
»Der andere hat vor ein paar Wochen unsere Vorstellung
besucht und war davon ganz begeistert.«
»Dann hoffe ich nur, dass Erik mit dir auf die Tournee
fährt«, erklärte Steve und stand auf. »Sonst muss ich mich noch als Tänzer
bewerben, um auf dich aufzupassen.«
Damit drehte er sich um und ging davon. Verblüfft sahen
wir uns an. Steve war eifersüchtig! Diese Erkenntnis traf sogar Katie
unvorbereitet.
»Halt bloß deinen Mund, sonst musst du ihm noch unsere
Schritte beibringen!«, kicherte ich hinter vorgehaltener Hand.
Katie boxte mich wütend in die Rippen. »Dein Verlobter
wird dich gar nicht erst tanzen lassen, wenn er die neue Konkurrenz gesehen
hat.«
Leider verging die Zeit viel zu schnell und Katie hatte
mit ihren Reisevorbereitungen alle Hände voll zu tun. Nachdem wir uns
verabschiedet hatten, war die fröhliche Stimmung sofort wieder wie weggeblasen
und die schreckliche Gewissheit, dass meine eigenen Eltern mir absichtlich
schaden wollten, überkam mich erneut, legte sich wie ein dunkler Schatten über
alle Gedanken.
Die Kopfschmerzen setzten unvermittelt ein und
überkamen mich mit solcher Heftigkeit, dass ich mich schon nach wenigen Minuten
auf der Toilette übergeben musste. So etwas hatte ich seit meinem Autounfall
nicht mehr erlebt, auch wenn mich Dr. Sanders immer davor gewarnt hatte, dass
mein erlittenes Schleudertrauma auch noch Monaten oder Jahren plötzlich
aufbrechen konnte.
Schließlich blieb mir nichts anderes übrig, als Mr.
Burton anzurufen und ihn darum zu bitten, mich früher nach Hause zu fahren.
Keine dreißig Sekunden später klingelte mein Handy. »Baby,
stimmt etwas nicht mit dir? Bist du krank?« Daniels Besorgnis rührte mich. Ich
wollte ihn nicht unnötig ängstigen und erklärte nur, dass ich Ruhe nach unserer
anstrengenden Nacht und den Aufregungen im Büro benötigte.
»Das ist doch sonst nicht deine Art? Wenn du dir wegen
der Videos Gedanken machst, dann sei unbesorgt. Haynes und Burton sind an der
Sache dran und bis Montag existiert dieses verdammte Studio
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