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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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leicht
entfernen, aber sie saß ziemlich tief. Es wird eine Weile dauern, bis das
Gewebe wieder vollständig zusammengewachsen ist. Sie hatten unwahrscheinliches
Glück, dass die Kugel Ihr Herz verfehlt und stattdessen nur eine Rippe gestreift
hat. Sonst säßen Sie jetzt nicht hier.«
    Daniel war an uns herangetreten und verfolgte die
Handgriffe der Ärztin mit Interesse. »Sind die Bandagen wasserfest?«, wollte er
wissen.
    »Ja, sicher. Und wenn Sie Juliet morgen nach Hause
begleiten, werden wir die meisten Verbände gar nicht mehr brauchen.«
    Ich hätte vor Freude beinahe laut losgelacht. Morgen
durfte ich nach Hause! Mein Blick streifte Daniel und ich wurde schlagartig
wieder ernst. Ob er dann ein wenig taktvoller mit mir umgehen würde?
     
    Als die Ärztin das Zimmer verlassen hatte, holte ich
mir meinen eigenen Laptop ins Bett. Daniel war schon wieder in seine Arbeit
vertieft und ich verspürte keinerlei Lust auf eine Fortsetzung unserer
Unterhaltung.
    Ich schaute in meine Mailbox und fand neben unzähligen
Nachrichten, die mir zu meiner Verlobung gratulierten oder gute Besserung wünschten,
auch eine E-Mail von Corinne. Ich öffnete sie als erstes, denn ich wollte mich
bei ihr für die Unterstützung bedanken. Außerdem musste ich sie fragen, ob der
Einbruch in ihre Wohnung schon aufgeklärt war. Während unseres kurzen Treffens
hier im Krankenhaus waren wir nie allein gewesen und weder im Beisein meiner
Eltern noch in Daniels Gegenwart konnten wir uns in Ruhe unterhalten.
    Beim Lesen Ihrer Nachricht brach mir jedoch
unvermittelt der Schweiß aus.
    Hi, Schwesterherz,
    ich bin ja sooo
froh, dass es dir gut geht!!! Du hast uns vielleicht einen Schreck eingejagt!
Ich hoffe, wenn du diese Zeilen liest, sitzt du gemütlich auf der Couch und lässt
dich von deinem Verlobten bemuttern.
    Apropos – mit dem
habe ich eine ernsthafte Unterhaltung geführt. Ich wollte vor Mum und Dad
nichts erwähnen, die waren ja sowieso schon sauer. Aber auch wenn ihr jetzt
verlobt seid, darfst du dir nichts von ihm gefallen lassen. Ich habe ihm
klargemacht– wenn ich mitbekomme, dass er dir noch einmal wehtut, dann werde
ich nicht nur unseren Eltern alles beichten, sondern ihn auch anzeigen. Das ist
kein Spaß, Juliet. Ich sehe doch, wie sehr du an ihm hängst und er scheint dich
auch zu lieben. Aber es gibt Grenzen und die muss er respektieren. Es gibt
keine Zukunft mit jemandem, der sich selbst nicht unter Kontrolle hat. Darüber bist
du dir hoffentlich im Klaren.
    Oh, und noch
etwas. An deiner Stelle würde ich meine Sachen schnellstmöglich aus dem
Appartment holen, ehe Mum und Dad deinen Schlüssel bei der Hausverwaltung
sperren lassen. Die waren echt total durch den Wind wegen deiner Verlobung und
auf ihre Unterstützung musst du wohl bis auf Weiteres verzichten.
    Ein bisschen
unwohl wäre mir an deiner Stelle bei dem Gedanken daran, dass du jetzt ohne
Wohnung diesem Typen völlig ausgeliefert bist. Wenn ich du wäre, würde ich mir
schleunigst eine neue Bleibe suchen, damit du dich nicht total abhängig von ihm
machst.
    Also, lass dir
bloß nichts gefallen und melde dich jederzeit bei mir, falls du Hilfe benötigst
oder auch nur jemanden zum Reden brauchst. Und komm mich unbedingt besuchen,
wenn dir mal wieder alles zu viel wird.
    Machs gut! Viele
Küsse von deiner großen Schwester!!!
     
      Ich schloss die Augen. Corinne hatte Recht mit ihrer
Bemerkung, dass ich mich unvermittelt in einer Abhängigkeit von Daniel
wiederfand, die ich so nie beabsichtigt hatte. Die Situation machte mir Angst. Natürlich
wollte ich gern Zeit mit ihm verbringen, morgens neben ihm aufwachen, den Tag gemeinsam
genießen und abends zusammen wieder einschlafen. Aber aus heiterem Himmel hatte
ich meinen gesamten Rückzugsraum verloren, ohne Daniel besaß ich nun weder eine
Wohnung, noch einen Wagen oder einen eigenen Job. Alles war in seinen Händen,
einzig das Theater blieb mir noch übrig und selbst dort hatte er seine Finger
im Spiel. Und ob Rob Robson nicht längst die Geduld verloren und mich durch
eine zuverlässigere Tänzerin ersetzt hatte, wusste ich bislang auch nicht.
    »Es tut mir leid, Baby. Ich wollte dich vorhin nicht
kränken«, tönte es von der Seite zu mir hinüber. Ich blickte auf und sah, wie
Daniel mich beobachtete. »Bist du sauer auf mich?«
    Ich schüttelte den Kopf und starrte mutlos auf meinen
Laptop. Nein, mein Zorn war längst verflogen und einer unbestimmten Traurigkeit
gewichen. Auf einmal kam mir meine Situation

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