Ohne Gewaehr
er
rasch hinzu: »Du kannst auch weiter die Stelle als PR-Beraterin behalten, wenn
du daran interessiert bist. Oder meinetwegen ein Studium beginnen, das hattest
du doch vor, als du nach Boston kamst, nicht wahr?«
Er sah mich fragend an, wartete auf eine Antwort. Doch
ich blieb stumm. Langsam begann ich zu realisieren, worauf ich mich hier
eigentlich eingelassen hatte. Daniel Stone war ein einflussreicher,
durchsetzungsstarker und vermögender Geschäftsmann. In diesem Moment behandelte
er mich wie einen neuerstandenen Unternehmensbereich, für dessen Zukunft er große
Erwartungen hatte. Deshalb war er zu gewissen Investitionen bereit. Aber er ließ
keinen Widerspruch zu und überrollte mich mit seinen Entscheidungen. Wenn ich
mit ihm zusammen leben wollte, musste ich das entweder akzeptieren oder lernen,
wie ich meine eigenen Interessen durchsetzen konnte.
Ich dachte plötzlich an meine Mutter. Sie war nur drei
Jahre älter gewesen, als sie Richard Walles, einen erfolgreichen Entrepreneur,
kennengelernt hatte. Innerhalb von nur sechs Monaten heirateten die beiden, meine
Mutter gab ihre erfolgreiche Karriere auf und brachte in den nächsten vier
Jahren drei Töchter zur Welt.
Meine Eltern liebten sich noch immer, schienen trotz aller
Krisen sehr glücklich. Doch ich wusste, wie sehr meine Mutter den Entschluss
bereute, ihre Karriere für die Familie geopfert zu haben. In Hollywood war
Isabella Richter ein großer Star, bevor sie meinen Vater geheiratet hatte. Nach
der Familiengründung waren jedoch all ihre Comebackversuche gescheitert, als
verheiratete Frau mit drei Kindern passte sie nicht mehr in das Starschema der
Filmfabrik, die blutjunge, zierliche Mädchen bevorzugte.
Irgendwie hatte es meine Mutter geschafft, sich ihren
Platz an der Seite meines Vaters einzurichten, mitzubestimmen und die Fäden in
der Hand zu behalten. Ich wusste, dass er alle wichtigen Entscheidungen mit ihr
absprach und manchmal auch einen Plan änderte, wenn sie ihn darum bat. Im
Gegenzug hielt sie sich im Hintergrund, stellte öffentlich nie seine Autorität
in Frage und sicherte durch ihre liebevolle Art wichtige Wählerstimmen für den
Politiker Richard Walles.
Daniel wartete noch immer auf meine Antwort. Ich
jedoch blickte auf meine Hände, unfähig, etwas Sinnvolles zu sagen oder gar
einen Kompromissvorschlag zu machen. Tränen stiegen mir in die Augen. Was war
mit mir los, sonst war ich doch auch in der Lage, meine eigenen Interessen
durchzusetzen?
Er sah mich betroffen an, erhob sich dann und ging um
den Esstisch herum. Sanft ergriff er meine Schultern. Ich spürte die ruhigen
Bewegungen, mit denen seine Hände meine nackte Haut berührten und schloss die
Augen. Doch noch immer konnte ich nicht aufhören zu weinen. Warum war ich plötzlich
so niedergeschlagen?
»Baby, komm. Ich bringe dich jetzt erst einmal ins
Bett. Du sollst dich doch ausruhen. Die ganze Aufregung hat dich ganz schön
mitgenommen aber du wirst sehen, nach ein paar Stunden Schlaf fühlst du dich
besser.«
Mit diesen Worten führte er mich ins Schlafzimmer und
begann, mir beim Auskleiden zu helfen. Der Anblick der orangenen Rosen ließ
mich schon wieder losheulen, denn er erinnerte mich daran, was Daniel mir über
seine tote Schwester erzählt hatte. Er hielt inne, nachdem er mein Kleid vom
Boden aufgehoben, zusammengefaltet und über einen Stuhl gelegt hatte und sah
mich besorgt an. »Was hast du denn? Komm her, halte dich an mir fest, Baby.
Bitte sprich mit mir, sag mir was los ist?«
Seine rührende Fürsorge machte es auch nicht besser.
Ich wollte einfach nur noch allein sein und mit der Decke über dem Kopf still
vor mich hinweinen. Aber mit meiner Reaktion hatte ich ihn unsicher und
ängstlich gemacht.
Zwischen zwei Schluchzern brachte ich hervor: »Bitte
mach dir keine Sorgen um mich, geh einfach weg und lass mich in Ruhe. Ich
brauche ein paar Minuten für mich allein.«
Noch immer zögerte er, mich in diesem Zustand allein zu
lassen, also löste ich mich von ihm und stieg ins Bett. Er deckte mich sorgfältig
zu und verließ dann leise das Zimmer. Kurz darauf hörte ich ihn telefonieren,
dann fiel die Eingangstür der Suite ins Schloss.
Ich erwachte von dem Geräusch raschelnder Kleidung.
Daniel war zurück und zog sich aus. Das Schlafzimmer war verdunkelt von den
heruntergelassenen Vorhängen, doch draußen dämmerte es gerade erst und ein
schwacher Lichtschein drang hinein. Es musste bald Zeit für unseren ersten
gemeinsamen Termin mit
Weitere Kostenlose Bücher