Ohne Gewaehr
darauf zu antworten.
Meine Eltern hatten also ihre Drohung bereits in die Tat umgesetzt und mir
jegliche Unterstützung gestrichen. Sogar Mr. Burton, der seit meiner Kindheit
für unsere Familie arbeitete, hatte seinen Job verloren. Vermutlich besaß ich somit
auch keinen Zutritt mehr zu meinem Appartment. Und meine finanziellen Mittel
waren beängstigend gering, zumal ich nicht einmal genau wusste, ob ich meinen
Job als PR-Beraterin überhaupt weiter ausüben konnte. Ich hatte bislang eine
vollkommen falsche Vorstellung davon gehabt, wie sehr meine Eltern Daniel
hassen mussten.
Entschlossen zückte ich mein Telefon. Wenn es noch eine
Möglichkeit gab, diesen Streit zu beenden, dann nur jetzt. Ich musste wenigstens
den Versuch unternehmen, mich mit meinen Eltern auszusöhnen, bevor alles weiter
eskalierte.
Ich sah mich nach einem ruhigen Platz um, wählte dann
die Nummer meines Elternhauses. Mein Herz schlug bis zum Hals, als ich darauf
wartete, dass eine Verbindung hergestellt wurde und sich meine Mutter meldete.
An der Westküste war es früh am Morgen, aber um diese Zeit würde mein Vater das
Haus bereits verlassen haben.
Es klingelte und klingelte, doch niemand nahm ab. Ich
wählte die Handynummer meiner Mutter, auch hier antwortete niemand. Frustriert
tippte ich schließlich eine SMS an sie:
Mum, es tut mir leid, dass wir uns im Streit getrennt
haben. Wir müssen dringend reden, es gibt so Vieles, was ich mit dir gern
besprechen würde. Ich vermisse euch alle schrecklich. Ruf mich an, wenn du Zeit
hast. Ich hab dich lieb. Juliet
Ich seufzte leise vor mich hin und wollte mein Handy
gerade zurück in die Tasche stecken, als der Ton eine eingegangene
Kurznachricht signalisierte. Erstaunt schaute ich auf das Display. Meine Mutter
hatte geantwortet! Ungeduldig rief ich die Nachricht auf, doch als ich sie las,
hätte ich am liebsten mein Telefon im nächsten Mülleimer entsorgt.
Juliet, uns tut es auch leid, was wir im Krankenhaus
miterleben mussten. Solange du mit Daniel Stone liiert bist, haben wir dir
nichts zu sagen. Bitte versuche nicht mehr, hier anzurufen. Mum
Mr. Burton deutete meinen Gesichtsausdruck richtig. »Seien
Sie unbesorgt, Miss Walles. Bestimmt überdenken Ihre Eltern ihre Haltung noch
einmal. Wie Sie wissen, war auch ich Mr. Stone gegenüber anfangs ablehnend
eingestellt. Aber nach allem, was ich nun erlebt habe, ist er ein guter Mann
und sorgt sich ständig um Sie.«
Ich sah ihn erstaunt an. Mein Leibwächter hatte damit
eine gedankliche hundertachtzig-Grad-Kehrtwende hingelegt und seine Missbilligung
meines Verhältnisses mit Daniel aufgegeben. »Kommen Sie, Mr. Burton. Lassen wir
ihn lieber nicht warten, sonst bekommen wir am Ende noch beide Ärger.«
Beim Mittagessen erzählte ich Daniel von dem Vorfall im
Shoppingcenter und von meiner Idee, mir schnellstmöglich einen neuen Job als
private Tanzlehrerin zu suchen. Corinne hatte mir schon länger dazu geraten und
in meiner jetzigen Situation war es eine gute Möglichkeit, zusätzliches Einkommen
und dringend benötigtes Tanztraining miteinander zu verbinden.
Er blickte mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich
werde Ying bitten, eine Kreditkarte auf deinen Namen ausstellen zu lassen. Als
meine Ehefrau hast du ohnehin uneingeschränkten Zugriff auf meine Konten und
auf ein paar Wochen kommt es nicht an. Aber ich will nicht, dass du als Privatlehrerin
irgendwo arbeitest.«
Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte. Die
Selbstverständlichkeit, mit der er mir eine Vollmacht für sein Vermögen
einräumte, war beängstigend und sein Vertrauen berührte mich zutiefst. Doch wie
schon meine Eltern begriff auch er nicht, dass ich meinen Lebensunterhalt aus
eigener Kraft bestreiten wollte, dass ich nicht von ihm ausgehalten werden
wollte, egal wie sehr wir uns liebten.
Vorsichtig setzte ich zu einer Erwiderung an, doch
Daniel unterbrach mich sofort. »Was immer du jetzt sagen willst, vergiss es.
Beide Aussagen stehen nicht zur Diskussion, es ist ja wohl selbstverständlich,
dass meine Ehefrau weder bei mir um Geld betteln muss, noch bei fremden Leuten
zu Hause unterrichtet. Du kannst weiter bei deinem Musical mitspielen, ich habe
gesehen, wie gern du tanzt und wie gut du bist. Aber ansonsten wäre es mir am
liebsten, wenn du in meiner Nähe bleibst, mich auf Geschäftsreisen und
Veranstaltungen begleitest und mir deinen Körper zur unbegrenzten Verfügung
stellst.«
Als er meinen ungläubigen Blick registrierte, fügte
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