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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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seine vermisste Frau wiederzufinden, und von sich behauptete, keine Eifersucht zu kennen. Aus der Zeit vor seiner Eheschließung vor fünf Jahren war nichts über ihn bekannt. Er hatte also vermutlich eine falsche Identität angenommen.
    Auf ihn, Jones, kam D.   D. in all ihren Überlegungen immer wieder zurück. Sein sonderbares Verhalten, seine dunkle Vergangenheit und nicht zuletzt das, was seine Tochter in ihrer Vernehmung hatte anklingen lassen, machten ihn zum Hauptverdächtigen.
    D.   D. fasste einen Entschluss. Das kleine Mädchen würde so bald als möglich neu vernommen werden müssen. Um die anderen Verdächtigen und deren Alibis sollten sich zwei Kollegen kümmern. Darüber hinaus wollte D.   D. zwei ihrer besten Ermittler auf Jones’ Finanzen ansetzen,über die sich sein wahrer Name, sein wahrer Hintergrund und seine wahre Vergangenheit in Erfahrung bringen ließen.
    Pseudonym lüften, Widerstand brechen.
    Zufrieden zog D.   D. ihren Block aus der Tasche und notierte sich ihr aktuelles Tagesvorhaben:
Jason Jones ausquetschen
.
     
    Zehn Minuten später – es war noch keine sieben – klingelte ihr Handy. Nichts Ungewöhnliches für D.D., dass sie eben nicht nur mit Leuten zu tun hatte, die sich an die üblichen Geschäftszeiten hielten. Sie trank einen Schluck Kaffee, klappte ihr Handy auf und sagte: «Auf Empfang.»
    «Sergeant D.   D.   Warren?»
    «Gestern war ich’s noch.»
    Es entstand eine kurze Pause, die sie für einen weiteren Schluck nutzte.
    «Ähm, hier ist Wayne Reynolds. Ich arbeite für die Massachusetts State Police und bin Ethan Hastings’ Onkel.»
    D.   D. stutzte. Die Nummer auf ihrem Display kam ihr bekannt vor. Plötzlich fiel es ihr wieder ein: «Haben Sie mich gestern Morgen schon einmal zu erreichen versucht?»
    «Ja, über Ihren Pager. Ich habe die Pressekonferenz gesehen und dachte, es wäre gut, wenn wir uns einmal unterhielten.»
    «Über Ethan?»
    Wieder eine Pause. «Ich würde gern mit Ihnen untervier Augen sprechen und Ihnen ein Frühstück spendieren. Was halten Sie davon?»
    «Fürchten Sie, dass wir Ihren Neffen festnehmen könnten?»
    «Wenn Sie es täten, wäre das ein großer Fehler.»
    «Sie würden sich also für ihn starkmachen und mich zurückpfeifen, ja? Nun, dann sollten Sie wissen, dass ich auf solche Gespräche keinen Wert lege, selbst dann nicht, wenn Sie mir einen Bagel mit Käse ausgeben.»
    «Ich schlage vor, wir treffen uns, und Sie entscheiden dann, ob Sie mir Ihr Ohr schenken oder das Maul stopfen.»
    «Wie Sie meinen», sagte D.   D.   Sie nannte ihm die Adresse des Cafés um die Ecke und suchte ihren Regenschirm.
     
    Mario’s war eine Institution in der Nachbarschaft. Der kleine, mit Resopal beschichtete Tresen stammte noch aus den Vierzigerjahren, und neben der ebenso alten Registrierkasse stand ein riesiges Glas mit frischen Biscotti. Mario II, der Sohn, hatte den Laden vor kurzem von seinem Vater übernommen. Er servierte Rührei auf Toast, Pancetta und den besten Kaffee, den man außerhalb von Italien bekommen konnte.
    D.   D. hatte Glück, dass der kleine runde Tisch am Fenster frei war. Sie war früher als verabredet gekommen, um in Ruhe eine zweite Tasse Kaffee genießen zu können, und kramte ihr Handy aus der Tasche. Der Anruf des Onkels gab ihr zu denken. Sie hatte sich vorgenommen, dem Ehemann die Daumenschrauben anzulegen, undnun schickte die Familie des Möchtegern-Liebhabers ihren Mann von der Landespolizei ins Rennen. Aus Fürsorge oder vorsorglich? Interessant.
    D.   D. drückte eine Kurzwahltaste und hielt das winzige Handy ans Ohr. Ihr Traum war nicht der Grund dafür, warum sie mit Bobby Dodge sprechen wollte.
    «Hallo», meldete sich eine Frauenstimme.
    «Morgen, Anabelle», grüßte D.   D., ohne an ihrer Stimme erkennen zu lassen, dass sie eine gewisse Beklommenheit empfand. Nicht, dass sie sich von anderen Frauen einschüchtern ließ. Schließlich war sie hübscher als neunzig Prozent der weiblichen Bevölkerung und wusste zu hundert Prozent besser mit einer geladenen Schusswaffe umzugehen. Aber Anabelle hatte sich Bobby Dodge geangelt und war darum ihre Erzrivalin, wenngleich beide einen halbwegs zivilisierten Umgang pflegten. «Ist Bobby schon wach?»
    «Hast du ihn nicht schon in der Nacht rausgeklingelt?»
    «Ja. Übrigens, ich gratuliere. Ist doch erlaubt, oder?»
    «Danke.»
    «Ähm, alles in Ordnung? Wie geht’s dir so?»
    «Gut, danke der Nachfrage.»
    «Wann ist es so weit?»
    «Im August.»
    «Junge

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