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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Braintree. Wie schon der Name sagt, machen wir einen Großteil der elektronischen Untersuchungen.»
    «Seit wann sind Sie dort beschäftigt?»
    Er zuckte mit den Achseln, nippte an seinem schwarzen Kaffee und schien überrascht, wie stark er war. «Seit fünf oder sechs Jahren. Davor war ich Detective, hatte aber immer schon ein ausgeprägtes Faible für die technischen Aspekte einer Ermittlung. Weil heute alle, vom Drogendealer angefangen bis zum Mafiaboss, Computer, Handys oder PDAs nutzen, ist der Bedarf an Kriminaltechnik angestiegen. Also habe ich mich zum CFCE – Certified Forensic Computer Examiner – weiterbilden und ins Computerlabor versetzen lassen.»
    «Gefällt’s Ihnen da?»
    «Ja. Festplatten sind die reinsten Wundertüten oder Schatzkisten. Man muss nur wissen, wie sie zu öffnen sind.»
    Das Frühstück kam. Zweimal Rührei mit gegrillter Pancetta, die einen herrlichen Duft verströmte. D.   D. langte zu.
    «Wie untersucht man Hardware?», fragte sie mit vollem Mund.
    Wayne hatte ein paar Bröckchen Rührei aufgegabelt und schaute sie an, wie um herauszufinden, ob sie die Frage ernst meinte. Angesichts seiner haselnussbraunen,mit grünen Einsprengseln belebten Augen fiel es ihr leicht, Interesse vorzuspiegeln.
    «Schon mal was von Fünf-zwölf gehört? Das ist die magische Zahl der forensischen Computeranalyse. Sehen Sie, in einer Festplatte rotiert eine runde Scheibe, auf die Daten geschrieben werden. Die Scheibe ist unterteilt in Spuren und Sektoren. Die Sektoren wiederum bestehen aus kleinen logischen Einheiten, den sogenannten Blöcken, die jeweils 512   Bytes an Informationen enthalten. Über der rotierenden Scheibe schwebt der Schreib- beziehungsweise Lesekopf, der alle Informationen in 51 2-Byte -Portionen aufteilen muss, damit sie auf der Scheibe gespeichert werden können.»
    «Okay.» D.   D. zerschnitt ihre Pancetta.
    «Nehmen wir an, Sie wollen eine Datei auf Ihre Festplatte schreiben, die sich nicht genau in 51 2-Byte -Portio nen aufteilen lässt, sondern, sagen wir, 800   Bytes groß ist. Es bleibt also eine Restmenge, die in einem neuen Block untergebracht werden muss. In dem Zusammenhang sprechen wir von einer Fragmentierung. Wenn jetzt diese fragmentierte Datei wieder aufgerufen, verändert und neu gespeichert wird, kehrt sie nicht etwa, wie die meisten glauben, an genau denselben Platz zurück, sondern wird auf irgendwelche anderen freien Blöcke verteilt. Wir im Labor haben nun die Möglichkeit, die ursprünglichen Portionen ausfindig zu machen, das heißt, ich kann das alte Dokument vor seiner Umänderung wieder hervorkramen – womöglich einen Brief an den Geliebten mit der Bitte, den Ehemann umzubringen, während in dem überarbeiteten Brief davon nicht mehr die Rede ist.»
    «Ich habe keinen Ehemann», erklärte D.   D., ohne danach gefragt worden zu sein, und steckte sich einen Happen Rührei in den Mund. «Allerdings bin ich jetzt voller Argwohn meinem Computer gegenüber.»
    Wayne Reynolds schmunzelte. «Das sollten Sie auch sein. Die meisten Anwender ahnen nicht, wie viele Informationen auf ihren Festplatten verborgen liegen. Der Computer ist wie ein schlechtes Gewissen. Er behält alles, und man weiß nie, wann er damit rausrückt.»
    «Ihr Neffe scheint sich da auch sehr gut auszukennen. Ist er bei Ihnen in die Lehre gegangen?»
    «War nicht nötig. Er hat sich alles selbst beigebracht, so wie viele Jungs in seinem Alter. Wenn ich ihn dazu bringen kann, seine Fähigkeiten sinnvoll einzusetzen, wird er eines Tages ein verteufelt guter Ermittler sein.»
    «Was wäre weniger sinnvoll?»
    Wayne zuckte mit den Achseln. «Hacken, Codes knacken, illegales Datamining. Ethan ist ein guter Junge, aber mit seinen dreizehn Jahren hat er keinen großen Bock darauf, in die Fußstapfen seines Onkels zu treten. Was ist spannender? Für die Landespolizei zu arbeiten oder Verbotenes zu treiben? Entscheiden Sie selbst.»
    «Er scheint eine Schwäche für Sandy Jones zu haben.» D.   D. hatte ihren Teller leer und schob ihn in die Mitte des Tisches.
    Wayne machte einen nachdenklichen Eindruck. «Ja, Ethan glaubt, in seine Lehrerin verliebt zu sein.»
    «Hatte er Sex mit ihr?»
    «Das bezweifle ich.»
    «Warum?»
    «Weil sie kein Interesse daran hat.»
    «Woher wissen Sie das?»
    «Weil ich Sandra kenne. Wir treffen uns jeden Donnerstagabend. In der Basketballhalle.»
     
    «Ethan hat mich wegen Sandra angerufen», erklärte Wayne nach einer Weile. Sie hatten die Rechnung bezahlt

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