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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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für sie zu tun bereit sei, wenn sie ihm nur eine zweite Chance geben würde. Er wollte sich bei ihr entschuldigen, vor allem wegen des Urlaubs im Februar. Es gab vieles, was ihm leidtat.
    «Sandra wusste von Ihren heimlichen Umtrieben», stellte D.   D. fest.
    Er seufzte und sprang auf den Köder an. «Was für heimliche Umtriebe?»
    «Das wissen Sie. Am Computer.»
    Jason war nicht überrascht. Er ahnte, was die beiden von Ethan Hastings zu hören bekommen hatten. Sie mussten schon etwas mehr vorbringen, um ihn zu verunsichern.
    «Ich bin Reporter. Und natürlich arbeite ich viel am Computer.»
    «Dann lassen Sie es mich anders formulieren: Sandra hat herausgefunden, was Sie im Internet
treiben

    Er fand diesen Hinweis nur geringfügig interessanter. «Machen Sie es nicht so spannend. Was hat Ethan zu diesem Thema ausgesagt?»
    «Wer spricht denn von Ethan?»
    «Verzeihung?»
    «Nein, wir haben den Vormittag nicht mit Ethan verbracht. Zugegeben, er hat uns gestern Abend ein paar interessante Dinge mitgeteilt, unter anderem, dass er Sandra mit seinem Onkel bekannt gemacht hat, der für die Massachusetts State Police in Sachen forensische Beweismittelanalyse arbeitet.»
    «Wir haben uns Ihre Kontenbewegungen angeschaut», mischte sich Miller ein, «und wissen jetzt, dass Sie kein Glücksspieler sind. Kommen also nur noch Kinderpornos und/​oder Cybersex in Frage. Warum tun Sie sich nicht selbst einen Gefallen und machen reinen Tisch? Wir können Ihnen helfen.»
    «Ich habe mir nichts vorzuwerfen», entgegnete Jason automatisch, aber in seinem Kopf arbeitete es. Sandra hatte offenbar seinen mitternächtlichen Aktivitäten auf die Spur zu kommen versucht. Wann? Und wie viel hatte sie herausgefunden? Mit Sicherheit nicht alles, denn dann hätte sie Ethan Hastings nicht gebraucht. Aber ein Computerprofi. Scheiße. Ein Experte im Polizeidienst, der über alle nötigen Mittel verfügte   …
    «Wir haben Ihren Computer», setzte D.   D. nach. «Als jemand, der sich auskennt, sollten Sie wissen, dass wir alles finden. Ich betone, alles.»
    Er nickte, weil er ihr recht gab. Mit den technischen Mitteln, die heutzutage zur Verfügung standen, hätte ermit seinem Truck über die Festplatte fahren, die Einzelteile im Heizkessel verbrennen und danach den ganzen Heizkeller in die Luft sprengen müssen, um wirklich sicher sein zu können.
    Am liebsten wäre er auf der Stelle in die Redaktion gefahren, hätte sich den alten Computer geschnappt und seine eigene Diagnose daran vorgenommen. Wie viel hatte Sandra herausgefunden? Wie viele seiner eingebauten Sperren und Sicherungen hatte sie außer Kraft gesetzt? Wusste sie von seinen Blogs? Von seinen finanziellen Transaktionen? Von seiner MySpace-Seite? Vielleicht sogar von den Fotos? Himmel, die Fotos.
    Er konnte nicht zurück in die Redaktion, konnte es nicht riskieren, diesen Computer jemals wieder selbst in Betrieb zu nehmen. Es war aus und vorbei. Das Einzige, was ihm blieb, war die Kassette auf dem Dachboden und die Hoffnung, sich mit Ree über die Grenze nach Kanada absetzen zu können.
    D.   D. und Miller musterten ihn mit argwöhnischen Blicken. Er zwang sich, laut auszuatmen und auf enttäuscht zu markieren.
    «Ich wünschte, meine Frau hätte mir Bescheid gesagt», sagte er.
    D.   D. betrachtete ihn skeptisch.
    «Ich meine, wenn sie mir von ihren Verdächtigungen berichtet hätte, wäre es mir ein Leichtes gewesen, ihr alles zu erklären.»
    «Was heißt ‹alles›?», wollte Miller wissen.
    Jason gestattete sich einen weiteren Seufzer. «Okay, okay. Ich habe einen Avatar.»
    «Einen was?» Miller warf seiner Kollegin einen vielsagenden Blick zu und strich sich über den Schnauzbart.
    «Avatar. Eine virtuelle Identität in einem Spiel namens Second Life.»
    «Ich lasse mich nicht länger von Ihnen verarschen», platzte es aus D.   D. heraus.
    «He, auch Vierjährige haben Ohren», flüsterte Jason und zeigte in Richtung Wohnzimmer, wo Ree wahrscheinlich im T V-Koma lag.
    «Erzählen Sie uns keine Märchen», sagte D.   D. mit drohendem Unterton.
    «Tue ich nicht. Ich habe mir einen Avatar zugelegt. Ich habe mich im Rahmen einer Recherche in das Spiel eingeloggt, einfach nur aus Neugier. Aber   … Ich weiß nicht. Es hat mir auf Anhieb gefallen. Ist viel komplexer als erwartet. Ein gut durchdachtes Gesellschaftsmodell. Mit eigenen Regeln, Ritualen, allem Drum und Dran. Am Anfang hat man nur einen Standardkörper mit Standardkleidung. Als ich anfing, mich in Bars

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