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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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auf eine Antwort, weil er sie noch einmal hören, noch einmal den köstlichen Schmerz empfinden wollte, dieses Gefühl, als würde ihm mit einem Filetiermesser die Haut abgezogen.
    «Wollen Sie es wirklich wissen?»
    «Seit wann? Ihr war in letzter Zeit nicht wohl. Ich dachte, sie hätte eine Grippe   … Gesagt hat sie nichts.»
    D.   D. wirkte nachdenklich. «Anhand des Teststreifens lässt sich nicht bestimmen, seit wann sie schwanger ist. Wir werden allerdings noch eine DN A-Analyse vornehmen, darauf können Sie sich verlassen. Ich bin gespannt, wer der Erzeuger ist.»
    Ihm schwante etwas, und er hatte Mühe, den entsetzlichenGedanken in Worte zu fassen. «Der Computerexperte   –»
    D.   D. sah ihm in die Augen.
    «–   war er in der Schule?»
    «Das behauptet er zumindest.»
    «Während der Schulstunden?»
    «Nein, donnerstags abends bei den Basketballspielen.»
    Jason sah der Miene der Polizistin an, dass sie das Gleiche dachte wie er. Dabei hatte er sich immer eingeredet, Sandra habe vor lauter Arbeit gar nicht die Zeit für einen Liebhaber. Nun aber schien es, dass sie sich mit einem Verehrer traf. Donnerstags abends. An jedem Donnerstagabend. Seine Frau ging fremd.
    «Wie heißt er?», fragte Jason eine Spur zu laut und ärgerte sich, Schwäche zu zeigen.
    D.   D. schüttelte den Kopf.
    Und plötzlich kam wie aus dem Nichts der nächste Zufallsgedanke an diesem Tag: «Was für ein Auto fährt dieser Computerexperte? Einen Dienstwagen?»
    «Nennen Sie mir Ihren Namen, Jason Jones. Ihren
wirklichen
Namen.»
    «Haben Sie mit Aidan Brewster geredet? Haben Sie ihn gefragt, was er in der Nacht auf Donnerstag gesehen hat? Sie müssen ihn nach diesem Auto fragen. Lassen Sie es sich von ihm beschreiben.»
    «Verraten Sie uns, was Sie am Computer treiben, Jason. Was haben Sie zu verbergen?»
    «Ich verberge nichts!», blaffte er und fühlte sich in die Ecke gedrängt. Er musste sich Gehör verschaffen, die beidenzum Nachdenken bewegen. Das Wohl seiner Tochter stand auf dem Spiel. «Wenn ich richtig verstanden habe, hat ein Computerexperte der Landespolizei auf Bitten Sandras die Festplatte unseres Familiencomputers untersucht, aber offenbar nichts gefunden, denn anderenfalls würden Sie mir hier nicht länger auf den Wecker fallen. Also habe ich nichts zu verbergen.»
    «Was ist aus Ihrem Avatar, aus Ihrem heimlichen Doppelleben geworden?»
    «Fragen Sie den Computerexperten», entgegnete er. «Dem sollten Sie mal auf die Finger klopfen. Vielleicht ist sein Interesse an Sandra nicht bloß beruflicher Natur. Vielleicht hat er sich in sie verknallt und ist eifersüchtig geworden, weil sie Ree nie und nimmer im Stich lassen würde.»
    «War’s nicht vielmehr so, dass Sie Angst hatten, Sandra könnte Sie im Stich lassen?»
    «Ich habe meiner Frau nichts getan! Ich würde niemals Ree ihre Mutter wegnehmen. Aber was kümmert das diesen Landespolizisten? Oder Sandras Vater? Wussten Sie, dass er eine einstweilige Verfügung erwirkt hat und verlangt, Ree zu sehen? Max ist, wenn Sie mich fragen, nicht den weiten Weg gekommen, um sich an der Suche nach seiner Tochter zu beteiligen, nein, er will einen Krieg um das Sorgerecht für seine Enkelin führen. Wenn Sandra zur Stelle wäre, könnte er das nicht, aber solange ich verdächtigt werde   … Das kommt ihm sehr gelegen, finden Sie nicht auch? So gelegen, dass es schwerfällt, an Zufall zu glauben.»
    D.   D. starrte ihn an. «Wollen Sie sich so verteidigen?Indem Sie mit dem Finger auf ihn zeigen? Ich dachte, Sie hätten den Sittenstrolch aus der Nachbarschaft im Visier.»
    «Ich bin mir nicht sicher, ob Sandra ihn überhaupt kennt.»
    «Verstehe. Also verdächtigen Sie Sandras eigenen Vater und den Computerexperten, den sie angeheuert hat, um Ihnen auf die Schliche zu kommen.»
    «Und vergessen Sie Ethan Hastings nicht.» Er ahnte, dass er eine Grube schaufelte, in die er womöglich selbst hineinstürzte. «Dreizehnjährige Jungs haben schon Schlimmeres angestellt.»
    «Ach, wirklich? Tja, aber wer ist es jetzt? Aidan Brewster, Ethan Hastings, Wayne Reynolds oder Maxwell Black? Oder kommt nicht vielleicht auch die Zahnfee in Betracht?»
    «Wayne Reynolds?», wiederholte er.
    D.   D. errötete. Sie hatte sich verplappert und ging zum Gegenangriff über. «Sie belügen uns, Jason. Sie führen uns hinters Licht, was Ihre Identität betrifft, Ihre Aktivitäten am Computer und weiß der Himmel was sonst noch. Und im gleichen Atemzug behaupten Sie, Ihre Frau zu lieben

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