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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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wahrscheinlich Jason Jones auf dem Silbertablett präsentieren müssen, denn auch in den Fünf-Uhr-Nachrichten war immer noch keine Verhaftung gemeldet worden.
    Stattdessen hatten die Reporter die Witterung eines registrierten Sexualstraftäters aufgenommen, der in Sandras Nachbarschaft wohnte, ein bleichgesichtiger komischer Kauz mit versengten Haaren, den sie auf der Straße aufzuhalten versucht hatten, worauf dieser laut schreiend davongerannt war.
«Ich habe nichts getan. Fragen Sie meine Bewährungshelferin. Meine Freundin war minderjährig. Das ist alles, das ist alles!»
    Der Kerl verschwand in einem alten Haus, das sofort von mehreren Kameraleuten belagert wurde, die nichtssagende Aufnahmen von einer verschlossenen Tür und verhängten Fenstern machten. Sehr aufregend.
    Immerhin war nun Sandras Vater in den Ring gestiegen und hatte Jason Jones als gemeingefährlichen Menschen dargestellt, der seine wunderschöne Frau von ihrer eigenen Familie fernhielt. Richter Black forderte das Sorgerecht für seine Enkelin und hatte bereits per einstweiliger Verfügung erreicht, dass er sie zumindest sehen durfte. Der alte Mann verlangte, dass seiner Tochter Gerechtigkeit widerfahre und seine Enkelin geschützt werde.
    Die Presse stürzte sich auf ihn. Aber zu einer Festnahme war es immer noch nicht gekommen.
    Wayne verstand die Welt nicht mehr. Der Ehemann war doch immer der Hauptverdächtige in solchen Fällen, und Jason Jones, dieser mysteriöse Vogel, über dessen Hintergrund kaum etwas bekannt war, bot sich als Schuftgeradezu an. Seine eigene Frau unterstellte ihm kriminelle Online-Aktivitäten, und man fragte sich, was er nachts außer Haus so alles trieb. Sein Alibi, in der Redaktion zu arbeiten, war äußerst mager. Worauf zum Teufel wartete Sergeant Warren eigentlich noch? Darauf, dass Jones ihr in Geschenkpapier eingewickelt und mit einer hübschen Schleife obendrauf serviert wurde?
    Solange Jason Jones nicht festgenommen war, konnte Wayne Reynolds nicht ruhig schlafen. Während der vergangenen Tage hatte er seinen Computer und sein Smartphone gründlich sauberzumachen versucht, ausgerechnet er, der selbst am besten wusste, dass so etwas nicht restlos möglich war. Er sollte sich eine neue Festplatte für seinen Computer kaufen und sein Palm «verlieren», mit dem Rasenmäher bearbeiten oder vielleicht unters Auto legen und platt fahren. Oder doch lieber gleich in den Hafen werfen?
    Komisch, dass Außenstehende immer glaubten, Beamte der Strafverfolgung hätten Vorteile, weil sie sämtliche Kniffe kannten und Fehler zu vermeiden wussten, die anderen zur Falle wurden. Aber genau da lag das Problem. Wayne war sich voll und ganz darüber im Klaren, dass es kaum möglich war, elektronische Spuren zu vertuschen, also würde auch er, sorgfältig unter die Lupe genommen, am Ende auffliegen.
    Er war über drei Monate mit Sandra Jones im Schulgebäude spazieren gegangen, nicht mehr, nicht weniger, doch wenn er jetzt nicht höllisch aufpasste, würde man ihn für ihren Liebhaber halten, vom Dienst suspendieren und interne Ermittlungen gegen ihn einleiten. EinComputerexperte, der sein Palm «verlor» und eine neue Festplatte in seinen Computer einbaute, machte sich zusätzlich verdächtig.
    Apropos, warum hatten die Kollegen von der Bostoner Polizei Jones’ Computer immer noch nicht geknackt? Er stand ihnen doch schon seit fast vierundzwanzig Stunden zur Verfügung. Ein Image zu ziehen dauerte allenfalls sechs Stunden, dann würde man EnCase darüberlaufen lassen und   …
    Vielleicht noch ein, zwei Tage, dachte er und seufzte, denn ob seine Nerven so lange mitspielten, war zu bezweifeln.
    Und was würde Sandy erst durchmachen müssen, falls sie denn noch lebte?
    Daran mochte er gar nicht denken, zumal sich ihm dann all die entsetzlichen Fotos aufdrängten, die er im Zuge seiner Arbeit immer wieder zu Gesicht bekam, Fotos von Opfern, die erwürgt, erstochen oder erschossen worden waren.
    Er hatte Sandy gewarnt und ihr von dem Februarurlaub dringend abgeraten.
    Seufzend blickte Wayne zum wiederholten Mal auf die Uhr und beschloss, noch ein Weilchen länger im Büro zu bleiben und zu arbeiten. Doch plötzlich summte sein Palm. Im Display stand die E-Mail -Adresse seiner Schwester.
    Er krauste die Stirn und schaute nach.
    17.45   Uhr. Wayne las das verblüffende Geständnis seines Neffen.
    Jetzt geriet er erst richtig ins Schwitzen.
     
    Sechs Uhr. Maxwell Black saß vor einem mit weißem Leinen eingedeckten Tisch in einer

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