Ohne jede Spur
gebucht?»
Er nickte und starrte mich an. «Wär doch schön, wenn wir ein bisschen Zeit füreinander hätten», sagte er, ohne eine Miene zu verziehen. «Würde uns bestimmt guttun.»
Ich schüttete eine Packung Soßenpulver in die Pfanne. Familienurlaub. Was sollte ich dazu sagen?
Ich informierte Wayne per E-Mail . Seine Antwort ließ
zwei Tage auf sich warten. Dann schrieb er:
Ich mach mir Sorgen. Pass gut auf dich auf.
Ich war irritiert. Glaubte er etwa, dass ich vor meinem Mann Angst haben müsste? Und dann erinnerte ich mich wieder an dieses Foto, daran, dass ich ja eigentlich in Erfahrung bringen wollte, was Jason heimlich am Computer trieb, diese Frage aber ganz aus den Augen verloren hatte, weil ich in Gedanken nur noch mit Ethans Onkel beschäftigt war.
Auf uns passt eine vierjährige Anstandsdame auf,
schrieb ich zurück
. Was könnte da schon schiefgehen?
Wayne antwortete nicht. Er war eifersüchtig, wie mir schien, und ich war naiv genug, geschmeichelt zu sein.
Sonntagabend schickte ich ihm per Handy ein Foto von Ree, ausstaffiert mit einem pinkfarbenen Badeanzug, einem lila Schnorchel, blauer Tauchermaske und einem Paar viel zu großer blauer Schwimmflossen.
Anstandsdame versieht ihr Amt
, schrieb ich und fügte ein zweites Foto hinzu, auf dem Rees aufgeklappter Koffer zu sehen war, zum Bersten gefüllt mit all den Sachen, die sie für unseren viertägigen Hotelaufenthalt unbedingt mitnehmen wollte.
Auch darauf antwortete Wayne nicht. Also löschte ich die Anrufliste meines Handys und das Postfach und bereitete mich auf unseren Urlaub vor.
Von meinem Mann habe ich nichts zu befürchten
, dachte ich. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir das Ausmaß der Lüge, mit der wir lebten, nicht annähernd klar.
32. Kapitel
D. D. hatte einen guten Lauf. Sie fühlte es. Zuerst das Gespräch mit Wayne Reynolds, dann Maxwell Blacks Vernehmung. Die Ermittlungen kamen voran, das Puzzle fügte sich allmählich zusammen.
Unmittelbar nach der Vernehmung von Sandras Vater hatte D. D. Jasons Foto an das National Center for Missing & Exploited Children sowie das Georgia Bureau of Investigation geschickt mit der Bitte um ein handfestes Profil mit allen bekannten Decknamen, Kontakten, Finanzdaten und einschlägigen Informationen. Jason hatte nach seinem Untertauchen vor fünf Jahren mit Sicherheit eine breite Datenspur hinter sich zurückgelassen. Wenn sie darauf Zugriff bekämen, wäre seine Identität bald aufgedeckt, nicht zuletzt auch das Vermögen in seiner Steueroase.
D. D. schloss nicht aus, dass auch in anderen Polizeidienststellen jenseits ihrer Zuständigkeit gegen Jason Jones beziehungsweise eins seiner Pseudonyme in ähnlichen Fällen ermittelt wurde. Wenn sie sich mit diesen Stellen austauschen könnte, wäre Jones/Johnson wahrscheinlich bald überführt, und sie hätte ihren Haftbefehl. Hoffentlich noch vor den Elf-Uhr-Nachrichten.
Bis dahin gab es noch eine Menge Arbeit zu tun. Zurzeit studierte D. D. Berichte der Kriminaltechnik, unter anderem einen mit dem vorläufigen Befund von Blutresten auf der Steppdecke, die in der Waschmaschine der Jones sichergestellt worden war. Leider machte sich der Begriff «Spurenmengen» auf einem Haftbefehl nicht besonders gut. Spurenmengen, weil alles andere erfolgreich weggewaschen worden war? Spurenmengen, weil Sandra Jones irgendwann in den letzten Wochen Nasenbluten hatte? Die Blutgruppe stimmte mit der von Sandra überein, aber solange die von Jason und Clarissa noch nicht bestimmt waren, konnten die Spuren auch von ihnen stammen.
Mit anderen Worten: Der Untersuchungsbericht half momentan nicht weiter. Er würde vielleicht erst später in Kombination mit anderen relevanten Erkenntnissen eine weitere Gitterstange der Zelle sein, die sich langsam, aber sicher um Jason Jones schloss.
D. D. setzte sich mit dem BRI C-Team in Verbindung, das den Familiencomputer der Jones untersuchte. Die Kollegen hatten rund um die Uhr gearbeitet und in der Nacht ein forensisch sauberes Festplattenimage angelegt. Jetzt analysierte es Datenblock um Datenblock mit Blick auf E-Mails und Internetverbindungen. Die ersten Ergebnisse sollten D. D. im Laufe des Vormittags vorgelegt werden, und wenn es auch nicht mehr für die Elf-Uhr-Nachrichten reichte, war es vielleicht noch möglich, das Mittagsmagazin mit einer Durchbruchmeldung zu bedienen.
Dermaßen in Schwung zu kommen machte jeden Polizisten glücklich und spornte das ganze Team weiteran, sodass es
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