Ohne jede Spur
dass du schon so groß bist?»
Ree kicherte. Ihr Vater schwieg.
«Käsemakkaroni. Die mag ich am allerliebsten. Auch wenn es Putenstückchen dazu gibt. Mommy sagt, ich brauche Protein. Und wenn ich genug Protein habe, darf ich zum Nachtisch Oreos essen.»
«Hast du das auch gestern Abend bekommen?»
«Nein. Käsemakkaroni und Äpfel. Keine Oreos. Daddy hatte keine Zeit zum Einkaufen.»
Sie schaute zu ihrem Vater auf, und zum ersten Mal kam Leben in seine Augen. Mit liebevoller Miene zauste er seiner Tochter die Haare. Dann wandte er sich plötzlich wie auf Knopfdruck von ihr ab und wirkte wieder völlig ungerührt.
«Wer hat dir denn gestern Abend dein Essen gemacht, Ree?»
«Mommy. Mittags macht es immer Daddy. Zu Mittag gab es ein Erdnussbuttersandwich. Keine Kekse. Ich darf nicht immer nur Kekse essen.» Ree klang missmutig.
«Mag Mr Smith auch Oreos?»
Ree verdrehte die Augen. «Mr Smith mag
alles
! Deshalb ist er auch so fett. Er frisst und frisst und frisst. Mommy und Daddy möchten nicht, dass er das isst, was wir essen. Aber er bettelt immer.»
«Auch gestern Abend?»
«Er wollte auf den Tisch springen. Da hat Mommy ihn weggejagt.»
«Verstehe. Und nach dem Essen?»
«War es Zeit zu baden.»
«Mr Smith badet?», fragte D. D. und tat so, als staunte sie.
Ree kicherte wieder. «Nein, Mr Smith ist eine Katze. Katzen baden nicht, sie lecken sich.»
«Natürlich, wie konnte ich das nur vergessen. Und wer hat nun gebadet?»
«Wir, Mommy und ich.»
«Passt denn ein so großes Mädchen mit seiner Mom in eine Wanne?»
«Wir haben geduscht.»
«Verzeihung. Und nach dem Duschen?»
«Musste ich ins Bett. Mom liest mir immer noch vor. Die Bücher von Fancy Nancy und Pinkalicious mag ich am liebsten. Und dann darf ich mir auch noch ein Lied wünschen. Mommy singt gerne ‹Twinkle, Twinkle Little Star›, aber dazu bin ich schon zu groß. Ich höre lieber ‹Puff the Magic Dragon›.»
«Deine Mom hat ‹Puff the Magic Dragon› gesungen?» Diesmal musste D. D. nicht nur so tun, als staunte sie.
«Ich finde Drachen toll», sagte Ree.
«Mmm, verstehe. Und was hält Mr Smith davon?»
«Mr Smith singt nicht.»
«Hört er denn gern zu?»
Ree zuckte mit den Achseln. «Den Geschichten, ja. Er legt sich dann immer zu mir auf die Decke.»
«Und anschließend wird das Licht ausgemacht?»
«Bis auf das kleine Nachtlicht. Ich bin zwar schon groß, mag es aber nicht, wenn es ganz dunkel ist. Vielleicht … ich weiß nicht. Wenn ich fünf bin … oder dreißig, dann brauche ich vielleicht kein Nachtlicht mehr.»
«Okay, du bist also im Bett. Mr Smith liegt neben dir –»
«Er schläft an meinen Füßen.»
«An deinen Füßen also. Das Nachtlicht brennt. Deine Mom schaltet die Lampe aus, macht die Tür zu, und dann …»
Ree starrte sie an.
Auch Jason Jones hatte sie wieder ins Auge gefasst. Er war sichtlich verärgert.
«Ist in der Nacht irgendetwas passiert, Ree?», fragte D. D. leise.
Ree starrte sie an.
«Irgendwelche Geräusche. Hat sich jemand unterhalten? Ist eine Tür aufgegangen? Irgendwann wird ja Mr Smith verschwunden sein.»
Ree schüttelte den Kopf. Sie hatte ihren Blick von D. D. abgewendet, rückte wieder an ihren Vater heran und schmiegte sich an ihn. Jason legte ihr schützend den Arm um die Schultern und musterte D. D. mit ausdrucksloser Miene.
«Das war’s», sagte er.
«Mr Jones –»
«Das war’s», wiederholte er.
D. D. holte tief Luft, zählte bis zehn und dachte nach. «Vielleicht könnte jemand aus der Familie oder ein Nachbar für eine Weile auf Clarissa aufpassen, Mr Jones.»
«Nein.»
«Nein, weil es niemanden gibt, der auf sie aufpassen könnte, oder nein, weil Sie es nicht wünschen?»
«Wir können selbst auf unsere Tochter aufpassen, Detective …»
«Sergeant. Sergeant D. D. Warren.»
Die Erwähnung ihres Rangs ließ ihn ungerührt. «Wir können selbst auf unsere Tochter aufpassen, Sergeant Warren. Es hat keinen Sinn, ein Kind in die Welt zu setzen, um es dann von anderen großziehen zu lassen.»
«Mr Jones, wenn wir Ihre … Katze finden wollen, wärees gut, mehr Informationen zu haben und auch ein bisschen mehr Kooperation. Ihrerseits. Das verstehen Sie doch hoffentlich.»
Er schwieg und drückte seine Tochter noch enger an sich.
«Wir bräuchten die Schlüssel zu Ihrem Wagen.»
Er sagte nichts.
«Mr Jones –» D. D. wurde ungeduldig. «Je schneller festgestellt
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