Ohne jede Spur
Zugriff auf seinen Computer erlaubt, und eine Genehmigung zur Einsicht in die Anruflisten seiner Frau. Verflixt nochmal, wir hätten längst das ganze Haus versiegeln müssen. Vielleicht hätte er sich damit aus der Reserve locken lassen.»
«Und das Kind?»
«Ja, da ist der Haken.» Offiziell zum Tatort erklärt, hätte das Haus evakuiert werden müssen. Jason Jones und seine Tochter wären mit dem nötigsten Gepäck von der Polizei in ein Motel gebracht worden. D. D. fragte sich, wie es die kleine Ree wohl finden würde, wenn sie ihre Gartenoase gegen ein billiges Gästezimmer mit braunem, nach Nikotin stinkendem Teppich würde eintauschen müssen. Daran zu denken, war selbst für D. D.schrecklich unangenehm, und plötzlich schoss ihr ein anderer Gedanke durch den Kopf.
Sie blieb stehen und drehte sich so abrupt um, dass Miller fast mit ihr zusammenprallte.
«Wenn wir Jason und die Kleine aus dem Haus schaffen, werden wir es rund um die Uhr bewachen lassen müssen. Das heißt, für die Suche nach Sandra Jones stehen dann entsprechend weniger Kollegen zur Verfügung, und obwohl gerade jetzt Eile geboten ist, werden wir in unseren Ermittlungen weniger schnell vorankommen. Wir beide wissen das. Aber Jason weiß es nicht.»
Miller runzelte die Stirn und zupfte an seinem Schnauzbart.
«Richterin Banyan», sagte D. D. Sie ging weiter und legte noch einen Schritt zu. «Wir können die Beschlüsse gleich vorbereiten und sie ihr nach dem Mittagessen vorbeibringen. Wir brauchen Zugriff auf Computer und Pick-up und werden, verdammt nochmal, das Haus versiegeln lassen. Wollen doch mal sehen, ob sich Mr Arktis dann immer noch stur stellt.»
«Augenblick, ich dachte, Sie hätten soeben gesagt –»
D.D. fiel ihm ins Wort. «Vor die Wahl gestellt, entweder das Haus zu räumen oder zuzulassen, dass seine Tochter sich mit einem Spezialisten unterhält, wird sich Jason Jones wahrscheinlich für Letzteres entscheiden. Hoffen wir’s.»
D. D. warf einen Blick auf ihre Uhr. Es war kurz nach zwölf, und pünktlich fing ihr Magen zu knurren an. An ihre Buffet-Phantasien vom frühen Morgen erinnert, fühlte sie sich hundeelend.
«Wir brauchen Verstärkung, um die Beschlüsse durchzusetzen», fügte sie hinzu.
«In Ordnung.»
«Und wir müssen uns einfallen lassen, wie sich die Suche ausweiten lässt, ohne dass die Medien Wind davon bekommen.»
«In Ordnung.»
Sie hatten das Auto erreicht. D. D. schaute Miller in die Augen und seufzte.
«Scheißfall», sagte sie.
«Ich weiß», entgegnete Miller freundlich. «Freut Sie bestimmt, dass ich Sie angerufen habe, nicht wahr?»
5. Kapitel
Um 11.59 Uhr hatte Jason Jones schließlich auch die letzten Cops des Hauses verwiesen. Die Polizistin war gegangen, die Kriminaltechniker und Streifenbeamten, der ermittelnde Detective. Nur ein Mann in Zivil blieb in einem braunen Ford Taurus zurück, der aufdringlich vor dem Haus parkte. Jason konnte ihn vom Küchenfenster aus sehen, wie er mit starr nach vorn gerichtetem Blick abwechselnd gähnte und an seinem Kaffeebecher nippte.
Nach einer Minute trat Jason vom Fenster zurück. Was er nun zu tun hatte, drückte ihn fast nieder.
Ree starrte zu ihm auf. Die großen braunen Augen waren denen ihrer Mutter verblüffend ähnlich.
«Jetzt wird gegessen», sagte Jason und erschrak ein wenig über den rauen Klang seiner Stimme. «Komm, lass uns zu Mittag essen.»
«Daddy, hast du Oreos gekauft?»
«Nein.»
Sie zog einen Flunsch. «Du solltest Mommy anrufen. Wenn sie auf der Suche nach Mr Smith an einem Laden vorbeikommt, kann sie ja ein paar Kekse mitbringen.»
«Vielleicht», entgegnete Jason und langte mit zitternder Hand nach der Kühlschranktür.
Wie von einem Autopiloten gesteuert, bereitete er das Essen vor: Er bestrich zwei Scheiben Weißbrot mit Erdnussbutter und Marmelade, zählte vier Möhren ab und pflückte ein paar grüne Weintrauben von der Rebe im Früchtekorb. Das Sandwich schnitt er, wie verlangt, diagonal in zwei Hälften und servierte es auf einem geblümten Kinderteller.
Ree ließ sich plappernd über Mr Smiths große Reise aus und spekulierte, dass er sich wohl mit Peter Rabbit zusammentun und mit ihm Alice im Wunderland besuchen würde. Sie war in einem Alter, in dem sich Phantasie und Wirklichkeit noch problemlos mischen ließen. Nikolaus war ein guter Mann, der Osterhase dick befreundet mit der Zahnfee, und es gab keinen Grund, warum Clifford, der große rote Hund, nicht auch mit
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