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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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das nichts mehr zu tun. Das ist Arbeit.»
    D.   D. schnaubte und ließ zu, dass sich das Schweigen in die Länge zog. Sie registrierte, dass er im Präsens sprach – ob aus vorsichtigem Kalkül oder Gewohnheit, blieb dahingestellt. Außerdem fiel ihr auf, dass er weder seine Frau noch seine Tochter beim Namen nannte. Interessante Person, dieser Jason Jones.
    «Haben Sie eine Affäre, Mr   Jones? Sie können mir ehrlich darauf antworten oder auch nicht, herausbekommen werden wir’s so oder so.»
    «Ich betrüge meine Frau nicht.»
    «Aber sie betrügt Sie.»
    «Davon weiß ich nichts.»
    «Aber Sie ahnen etwas.»
    «Sergeant, selbst wenn ich sie mit einem anderen Mann in flagranti erwischte, würde ich sie nicht töten.»
    «Weil Sie dazu per se nicht in der Lage wären?»
    «Weil die Art unserer Beziehung eine solche Tat von vornherein ausschließt.»
    D.   D. runzelte die Stirn. Sie konnte sich auf seine Antwort keinen Reim machen. «Wie würden Sie Ihre Beziehung denn beschreiben?»
    «Als eine, die von gegenseitigem Respekt geprägt ist. Meine Frau war sehr jung, als wir geheiratet haben. Wenn sie etwas nachzuholen hätte, würde ich ihr Raum dafür lassen.»
    «Sehr großzügig von Ihnen.»
    Dazu sagte er nichts.
    Ihr ging plötzlich ein Licht auf. «Gibt es einen Ehevertrag? Irgendeine schriftlich fixierte Klausel, wonach sie, sollte sie fremdgehen, im Fall einer Scheidung leer ausgeht?»
    «Nein.»
    «Wirklich nicht? Bei all dem Geld, das auf der Bank liegt?»
    «Ich habe geerbt. Das Geld kam unerwartet, und darum liegt mir nicht viel daran.»
    «Ich bitte Sie, zwei Millionen Dollar   –»
    «Vier. Sie ermitteln offenbar nicht gründlich genug.»
    «Vier Millionen   –»
    «Und doch leben wir lediglich von zweieinhalbtausend im Monat. Sergeant, Sie stellen die falschen Fragen.»
    «Welche wären denn die richtigen?»
    «Angenommen, ich hätte Gründe, meiner Frau Schaden zuzufügen. Wieso hätte ich mich auch an Mr   Smith vergreifen sollen?»
    «Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.»
    «Erinnern Sie sich an Ted Bundy? Er, ein dreißigfacher Frauenmörder, hat es nicht über sich gebracht, ein unversichertes Auto zu stehlen. Er hatte Skrupel, die ihn davon abhielten. Nun, ein Ehemann, der seine Frau tötet, statt sich von ihr scheiden zu lassen, ist doch gewiss ein Psychopath, jemand, der seine Bedürfnisse an die erste Stelle setzt und das Recht zu haben glaubt, andere, die ihm in die Quere kommen, aus dem Weg zu räumen.»
    D.   D. verzichtete auf einen Kommentar und fragte sich, ob sie gerade so etwas wie ein Geständnis gehört hatte.
    «Um wieder auf den Kater, Mr   Smith, zurückzukommen. Gesetzt den Fall, ich wäre ein Psychopath, der seine Frau als störendes Element beiseiteschafft, wieso hätte ich auch den Kater verschwinden lassen, der mir nichts getan hat? Vielleicht könnte ich es vor mir noch rechtfertigen, der Tochter die Mutter genommen zu haben. Aber auf die Idee, ihr auch noch den geliebten Kater zu nehmen, würde wahrscheinlich nicht einmal ein Psychopath kommen.»
    «Was also ist mit Ihrer Frau passiert, Mr   Jones?»
    «Keine Ahnung.»
    «Ist sie früher schon einmal verschwunden?»
    «Nie.»
    «Hat sie jemals einen Termin versäumt, ohne sich vorher nicht zumindest telefonisch entschuldigt zu haben?»
    «Meine Frau ist sehr zuverlässig und gewissenhaft. Das wird Ihnen in der Schule, in der sie arbeitet, jeder bestätigen können. Sie sagt, was sie vorhat, und tut, was sie sagt.»
    «Wie steht’s bei ihr mit Alkohol oder Drogen?»
    «Nichts dergleichen. Wir trinken nicht, und wir nehmen keine Drogen.»
    «Medikamente?»
    «Nein.»
    «Verkehrt sie manchmal in Bars?»
    «Wir führen ein sehr ruhiges Leben, Sergeant. Unsere Tochter ist unser Ein und Alles.»
    «Mit anderen Worten, Sie sind eine ganz normale Familie.»
    «So ist es. So normal, wie man nur sein kann.»
    «Finden Sie es auch normal, in einem Haus mit Stahltüren und einbruchsicheren Fenstern zu wohnen?»
    «Wir leben in der Stadt und nehmen Fragen der häuslichen Sicherheit ernst.»
    «Ist mir neu, dass es in Southie so rau zugeht.»
    «Mir ist neu, dass die Polizei Probleme mit Bürgern hat, die sich zu schützen versuchen.»
    D.   D. beschloss, sich mit einem Unentschieden zu begnügen. Sie legte wieder eine Pause ein und versuchte dann, dem Gespräch, das eigentlich unter vier Augen und nicht am Telefon hätte geführt werden sollen, eine neue Wendung zu geben.
    «Waren die Türen verschlossen, als Sie nach Hause

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