Ohne jede Spur
verzog das Gesicht. Die
Boston Daily
, eine der größten Tageszeitungen. Es ging wohl kein Weg daran vorbei. «Ja, verstehe.»
«Ich habe darüber nachgedacht, eine Kollegin anrufen zu lassen, vielleicht unter dem Vorwand, eine Sicherheitsüberprüfung vornehmen zu müssen, irgendwas in dieser Art. Fällt weniger auf, wenn eine junge Frau den Anruf macht.»
«Gute Idee.»
«Und dann erkundigen wir uns im Kindergarten. Mal sehen, was dort in Erfahrung zu bringen ist. Kleine Mädchen haben doch ihre Freundinnen, bei denen sie manchmal übernachten, oder? Vielleicht kann uns die eine oder andere Mutter etwas über unsere Familie sagen.»
«Einverstanden.»
«Außerdem habe ich mir eine Kopie der Heiratsurkunde zufaxen lassen. Ich kenne jetzt Sandras Mädchennamen und werde ihren Vater in Georgia ausfindig zu machen versuchen.»
«Wunderbar. Ich gehe davon aus, von Sandra gibt’s immer noch kein Lebenszeichen, oder? Auch keine Bewegungen auf ihrem Konto?»
«Nein. In den Geschäften vor Ort hat sie sich auch nicht blicken lassen. In keine unserer Kliniken oder Ambulanzen ist eine unbekannte Person eingeliefert worden. Auch nicht ins Leichenschauhaus. Das letzte Mal kam Sandras Kreditkarte vor zwei Tagen in einem Supermarkt zum Einsatz. Vom Automaten hat sie nichts abgehoben. Das Einzige, was uns im Augenblick weiterhelfen könnte, sind die auf ihrem Handy eingegangenen Anrufe. Einer kam um 2.16 Uhr von ihrem Mann, der dann vermutlich festgestellt hat, dass das Handy seiner Frau gleich hinter ihm auf dem Küchentresen liegt. Am Morgen hat es der Rektor zweimal versucht. Und dann wären da noch drei Anrufe von Schülern. Das ist alles.»
«Sie wird von Sechstklässlern angerufen?»
«Ja, von eigenen Handys aus. Willkommen in der Welt erwachsener Zwölfjähriger.»
«Davon bin ich ja zum Glück verschont.»
Miller grunzte. «Ich habe drei Söhne – sieben, neun und elf. Die nächsten zehn Jahre werde ich Überstunden klotzen müssen.»
D. D. konnte sich vorstellen warum. «Sie kümmern sich also um die Finanzen, die Anruflisten und um erwachsene Zwölfjährige. Ich werde mir derweil den Pick-up vorknöpfen und dafür sorgen, dass die Kleine von einem Spezialisten vernommen wird.»
«Vorausgesetzt, der Vater willigt ein. Wir haben nichts, womit wir ihn unter Druck setzen könnten.»
«Wenn Sandra Jones nicht spätestens morgen früh wider aller Erwarten aufgetaucht ist, bleibt uns keine andere Wahl.»
D. D. hatte sich gerade aus ihrem Schreibtischsessel erhoben, als das Telefon klingelte. Sie hob ab.
«Jason Jones möchte Sie sprechen», meldete die Rezeption.
D. D. setzte sich wieder. «Sergeant D. D. Warren am Apparat.»
«Ich wäre bereit, mit Ihnen zu reden», erklärte Jason.
«Wie bitte?»
«Meine Tochter schläft. Es ist jetzt möglich, dass wir uns unterhalten.»
«Hier im Präsidium? Ich könnte Sie von zwei Kollegen abholen lassen.»
«Bis die hier sind, ist meine Tochter womöglich wieder wach, und dann stünde ich nicht länger zur Verfügung. Wenn Sie Fragen an mich haben, stellen Sie sie jetzt, am Telefon. Mehr kann ich nicht für Sie tun.»
D. D. zweifelte daran. Wahrscheinlich war es so für ihn das Bequemste. Stellte er sich das unter Kooperation vor, er, dessen Frau seit zwölf Stunden vermisst wurde?
«Wir haben eine Kollegin, die sich auf Kinder versteht, damit beauftragt, Ihre Tochter zu vernehmen.»
«Ausgeschlossen.»
«Die Frau ist eigens dazu ausgebildet. Sie wird das Gespräch sehr umsichtig führen und Ihre Tochter nach Möglichkeit schonen.»
«Meine Tochter weiß nichts.»
«In dem Fall würde das Gespräch nicht lange dauern.»
Er ließ sich mit der Antwort Zeit. D. D. spürte förmlich, wie es in seinem Kopf arbeitete.
«Ist Ihre Frau durchgebrannt?», fragte sie unverblümt, um ihn aus der Reserve zu locken. «Mit einem anderen Mann, Richtung Grenze vielleicht?»
«Sie würde Ree nie im Stich lassen.»
«Weswegen nicht ausgeschlossen ist, dass sie einen anderen hat.»
«Keine Ahnung. Ich arbeite die Nächte durch und weiß wirklich nicht, was meine Frau treibt.»
«Klingt nicht nach einer glücklichen Ehe.»
«Hängt davon ab, was Sie darunter verstehen. Sind Sie verheiratet, Sergeant?»
«Warum fragen Sie?»
«Wenn Sie es wären, würden Sie wissen, dass es in einer Ehe mal gut läuft, mal weniger gut. Wir, meine Frau und ich, sind beide berufstätig und haben uns gleichzeitig um ein Kind zu kümmern. Mit Flitterwochen hat
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