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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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nichts darauf hin, dass sie als Tatwaffe verwendet worden oder infolge tätlicher Auseinandersetzungen zu Bruch gegangen war. Eine blaugrüne Steppdecke, die auf dem Ehebett gelegen hatte, wurde zusammen mit einem violetten Nachthemd in der Waschmaschine gefunden. Auf dem Küchentresen befanden sich die Handtasche der Vermissten, ihr Handy und die Schlüssel zu ihrem Wagen, der nicht bewegt worden war. Es fehlten weder Kleidungsstücke noch Schmuck oder Reisekoffer. Eine Durchsuchung des Pick-ups, der ihrem Ehemann gehört, blieb ergebnislos. Für die Beschlagnahmeund Untersuchung des Familiencomputers bedurfte es noch eines richterlichen Beschlusses.
    In der letzten Konferenzminute ergänzte D.   D.:
ein verschwundener orangefarbener Kater
.
    Sie trat von der weißen Tafel zurück und ließ die anderen lesen, was sie geschrieben hatte.
    Als dem niemand etwas hinzuzufügen hatte, schraubte sie die Kappe auf ihren Stift und wandte sich Clemente zu, dem stellvertretenden Leiter des Morddezernats.
    «Sandra Jones ist jetzt seit über vierundzwanzig Stunden verschwunden», fasste D.   D. zusammen. «Sie ist weder in eines der hiesigen Krankenhäuser noch ins Leichenschauhaus eingeliefert worden. Es hat auch in dieser Zeit keine Bewegungen auf ihren Kredit- beziehungsweise Bankkonten gegeben. Wir haben ihr Haus durchsucht, den Garten, zwei Fahrzeuge und die ganze Nachbarschaft. Bislang ohne Ergebnis.»
    «Ihr Mobiltelefon?», bellte Clemente.
    «Der Anbieter hat uns versprochen, eine vollständige Liste aller gelöschten Nachrichten sowie aller ein- und ausgegangenen Anrufe zusammenzustellen. In den letzten vierundzwanzig Stunden haben ausschließlich Lehrerkollegen oder Schüler mit ihr Kontakt aufzunehmen versucht.»
    « E-Mails ?», hakte Clemente nach.
    «Wir haben gestern vergeblich versucht, einen Beschluss für die Beschlagnahme des Familiencomputers zu erwirken. Die Richterin ist der Ansicht, dass Sandra Jones noch nicht lange genug verschwunden ist. Wir werden heute Vormittag einen neuen Antrag stellen, dainzwischen über vierundzwanzig Stunden vergangen sind und damit die zeitliche Benchmark überschritten ist.»
    «Vorschläge zur Vorgehensweise?»
    D.   D. holte tief Luft und warf Detective Miller einen Blick zu. Sie hatten sich seit fünf in der Früh genau darüber Gedanken gemacht – nach nur wenigen Stunden bitter nötigen Schlafs. Dass die Vierundzwanzig-Stunden-Marke überschritten war, war zwar schlimm, erweiterte aber auch die rechtliche Handhabe. Einerseits konnten sie nun eine offizielle Fallakte Sandra Jones anlegen, andererseits war die Wahrscheinlichkeit, die Vermisste lebend zu finden, um mehr als die Hälfte gesunken. Jetzt standen sie vor einem Wettlauf mit der Zeit, und mit jeder Minute, die ergebnislos verstrich, schmälerten sich die Chancen auf einen glücklichen Ausgang.
    Wenn Sandra Jones in den nächsten zwölf Stunden nicht lebend gefunden sein würde, müsste wohl nach einer Leiche gesucht werden.
    «Wir wollen in zwei Richtungen vorgehen», erklärte D.   D. «Zum einen glauben wir, dass uns die Tochter, Clarissa Jones, Hinweise darauf geben kann, was in der Nacht in ihrem Zuhause passiert ist. Um sie von einem Spezialisten vernehmen lassen zu können, brauchen wir das Einverständnis des Vaters. Gegebenenfalls müssen wir ihn zwingen.»
    «Wie haben Sie sich das gedacht?»
    «Wir könnten ihn vor die Wahl stellen: Entweder er lässt zu, dass Clarissa vernommen wird, oder wir erklären sein Haus zum Tatort, den er und seine Tochterdann räumen müssten. Im Interesse des Kindes wird er hoffentlich auf unsere Forderung eingehen.»
    Clemente zeigte sich skeptisch. «Nicht, wenn er befürchten muss, dass ihn seine Tochter belasten könnte.»
    D.   D. zuckte mit den Schultern. «Auch eine solche Reaktion würde uns weiterhelfen.»
    Clemente dachte darüber nach. «Gut. Und die zweite Richtung?»
    D.   D. holte wieder tief Luft. «Angesichts der dürftigen Spurenlage werden wir die Öffentlichkeit um Mithilfe bitten. Da mit einer Vielzahl von Rückmeldungen zu rechnen ist, brauchen wir mehr Personal. Vielleicht sollten wir sogar eine Sondereinheit zusammenstellen. Es empfiehlt sich zudem, Polizeikräfte anderer Dienststellen einzuspannen, etwa solche, die Erfahrung mit der Zusammenstellung von Suchtrupps und deren Leitung haben. Außerdem haben wir für neun Uhr eine Pressekonferenz einberufen. Wir werden Fotos von Sandra Jones verteilen und eine Hotline einrichten, über die

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